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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle
Autoren: Stefan Wolf
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lieferten sich harte
Schlagwechsel.
    Schließlich stand er auf und klemmte
das Paket auf dem Gepäckträger fest. Über einen betonierten Weg radelte er zum
Südeingang.
    Von der Polizei war nichts mehr zu sehen.
    Er fuhr durch die Stadt und zum
Internat zurück, seiner Schule, seinem zweiten Zuhause.
    Heute war der letzte Schultag gewesen.
Seit mittag befand er sich sozusagen in den Sommerferien. Das Zeugnis? Er
konnte zufrieden sein. Mathe: eins. Sport: eins — nur eins, weil es keine
bessere Note gibt. Aber seine Leistungen hätten für zwei Einsen gereicht. Alles
andere: recht gut. Na also! Er hatte sich die Ferien verdient.
    Und morgen begann ja das große
Abenteuer: die Flußfahrt der TKKG-Bande.
    O Mann! dachte er. Das wird das
Erlebnis des Jahres. Tagelang nur im Boot. Himmel! Ich freue mich!

2. Der Komplize flippt aus
     
    Kies knirschte unter seinen
italienischen Schuhen. Auch seine Zähne knirschten. Er platzte fast vor Wut.
    Er ging an der Bank vorbei, auf der die
beiden alten Leutchen saßen. Die Frau öffnete ein Auge, dann beide und sah ihn
verwundert an.
    Dieter Gierke führte Selbstgespräche,
jedenfalls bewegte er die Lippen und formte jeden Vokal (Selbstlaut), obwohl kein Wort vernehmbar war. Es wäre auch keineswegs erfreulich gewesen.
Denn er schimpfte und fluchte — lautlos — auf die Polizei.
    Hatten doch diese verdammten Polypen
sein Treffen mit Louis, der mit Nachnamen Slansky hieß und „Maulwurf“ genannt
wurde, verhindert. Verhindert? Festgenommen, verhaftet hatten sie ihn. Denn das
— wie Slansky, mit Handschellen gefesselt, in den Polizeiwagen gestopft wurde —
hatte er gerade noch gesehen. Zum Glück aus der Ferne.
    Und jetzt?
    Gierke knirschte mit den Zähnen, daß es
einen Zahnarzt geschaudert hätte, und ballte die schmalen Hände zu Fäusten.
Dabei klimperte das Goldkettchen an seinem Handgelenk. Reichlich Gold trug er
außerdem an den Fingern — und in den Zähnen. Auch die Armbanduhr war aus Gold.
Die Manschettenknöpfe — echt Platin — tanzten etwas aus der Reihe. Trotzdem
paßte der Spitzname, den er in der Unterwelt trug: „Goldhamster“ nannte man
ihn.
    Er war elegant gekleidet, hatte einen
langen, dünnen Schädel mit eingesunkenen Schläfen und engstehenden Augen.

    Wenn er scharf nachdachte — und das kam
gelegentlich vor -, hob er etwas die Oberlippe an. Dann sah er nicht aus wie
ein Goldhamster, sondern wie ein grinsender Hase.
    Der Plan! Louis hatte alles aufgemalt.
Er wollte ihn mir geben, damit ich... Ohne den Plan weiß ich nichts. Finde ich
nichts. Bin ich aufgeschmissen. Und wenn die Polypen ihn finden! Und enträtseln...
nicht auszudenken! Dann war alles umsonst. Zum Henker, so dämlich wird doch
Louis nicht sein! Vielleicht... o ja! — vielleicht hat er den Plan verschluckt.
Und das Foto! Und... Heh, Leute! Langsam! Moment mal! Spinne ich? Oder was
denken meine kleinen grauen Gehirnzellen Schönes!
    Er blieb stehen, starrte einen
trostlosen Papierkorb an — ohne ihn zu beachten — und hob dreimal die Oberlippe.
Sein Blick war nach innen gerichtet: auf einen schlauen Gedanken.
    Louis ist in den Park geflohen.
Hierher! Entkommen, das wußte er, konnte er nicht. Was wird er gemacht haben
mit dem Plan? Zerrissen, natürlich, zerstört und weggeworfen. Na, dem Satan sei
Dank! Wenigstens das ist gerettet.
    Er ging weiter, zähneknirschend und
fäusteballend, und folgte verschiedenen Wegen.
    Nahe dem Käsebierplatz stieß er auf
Plotzka und Rosa.
    Das Rockerpärchen lümmelte auf einer
Bank. Plotzka scharrte mit dem Absatz im Sand und ließ die Arme baumeln.
    Rosa kämmte seit fünf Minuten ihr Haar.
Stunden konnte sie damit zubringen. Hätte man ihr die Haare abgeschnitten, wäre
sie vermutlich gestorben.
    „Guck mal, wer da kommt!“ sagte sie
zwischen zwei Strichen.
    Plotzka hob den Kopf. Auf seinem groben
Gesicht verzog sich die Düsternis. Er hatte eine breite Nase und Schlitzaugen.
Er war gerade 19 geworden und trug einen kleinen Silberring im linken Ohr.
Weshalb er den trug, wußte er selbst nicht; denn es tat weh, wenn er sich im
Schlaf auf die linke Seite drehte.
    „Hallo, Gierke!“ grinste er. „Was
machen die Goldhamster, häh?“
    Gierke setzte sich zu ihnen, patschte
Plotzka auf die Schulter und seiner Braut auf den Schenkel.
    „Na, ihr beiden Hübschen.“
    „Hübsch bin nur ich“, sagte Rosa. „Jedenfalls
ist Rainer nicht wegen seiner Schönheit mein Macker.“
    Das fanden die beiden sehr komisch. Sie
lachten so laut, daß die
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