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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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froh sein, dass die Götter fortgegangen sind.«
    »Nun, wie man es nimmt. Sie taten ja auch viel Gutes.« Die Göttin räusperte sich vernehmlich. »Wie auch immer. Diese Zeiten sind schon lange Geschichte. Aber manchmal hallen sie noch nach. So wie in diesem Fall.«
    »Heißt das, dieser Dschingis Khan war auch so ein Experiment? «
    »Nicht direkt.« Es war nicht zu überhören, dass die Göttin nach den richtigen Worten suchte. »Obwohl, na ja, irgendwie schon. Nach vielen gescheiterten Versuchen, aus den Mongolen ein geeintes Volk zu machen, beschlossen die Götter ein wenig nachzuhelfen«, räumte sie schließlich ein. »Dschingis Khan erhielt bei seiner Geburt nicht umsonst den Namen Temüjin, was in der Sprache der Tartaren so viel bedeutet wie ›der Schmied‹. Von Geburt an hatten die Götter bestimmt, dass er es sein sollte, der sein Volk zu neuer Größe führt. Damit er dieser Aufgabe gewachsen war, ließen sie ihn leiden. Sein Vater wurde vergiftet, als Dschingis Khan noch sehr klein war. Seine Familie verlor alles und musste fliehen. Auf einer dieser Fluchten wurde er gefangen genommen, wie ein Sklave gehalten und aufs Tiefste gedemütigt. Dies und noch vieles mehr ließen die Götter ihn erleiden, damit er jene Eigenschaften erlangte, die mächtige Männer in allen Kulturen auszeichnet: Ehrgeiz und Härte, ein Gespür für den richtigen Augenblick, aber auch die Fähigkeit zu verhandeln.
    Als er all dies erlangt hatte, schenkten die Götter ihm am heiligen Berg Burchan Chaldun ein magisches Amulett, das ihm Macht über andere verlieh und ihm Erfolg bescherte, woran seine Vorfahren gescheitert waren. Von diesem Tag an konnte sich niemand der Kraft seiner Ausstrahlung entziehen. Alle sahen zu ihm auf und folgten ihm bedingungslos durch Kriege, Leid und Entbehrungen. Mit Freude gaben sie ihr Leben für den Großen Khan und das gemeinsame Ziel …«
    »Es ist das Amulett. Habe ich recht?« Endlich verstand Muriel, warum die Göttin sie gerufen hatte. Wie immer ging es auch diesmal um eine verschollene Kostbarkeit, die die Archäologen irgendwo auf der Welt zutage gefördert hatten, obwohl sie eigentlich nicht hätte gefunden werden dürfen. Wie die Codices der Maya oder der Schlüssel zum magischen Reich Avalon sollte auch diesmal etwas aus dem früheren Reich des Mongolenfürsten nicht in die Hände der Wissenschaftler fallen.
    »Ist es sehr wertvoll?«, fragte sie. »Ein Schatz?«
    »O ja, es ist sehr wertvoll.« Die Göttin nickte. »Sicher würden viele es als einen Schatz bezeichnen, auch wenn sich sein Wert nicht in Gold ermessen lässt, sondern in der Macht, die es seinem Besitzer über andere Menschen verleiht.«
    »Dann soll ich sicher das Amulett austauschen?«, vermutete Muriel.
    »Nein, nicht das Amulett.« Die Schicksalsgöttin schüttelte den Kopf. »Ein Dokument, das den Forschern den Weg zum Grab des Großen Khan weisen würde. Denn dort würden sie auch das Amulett finden.«
    »Ist das nicht ein bisschen umständlich?«, fragte Muriel. »Wenn es nur darum geht, das Amulett zu beschützen, sollten wir es vielleicht doch einfach austauschen. Das hat bei dem Schlüssel von Avalon doch gut geklappt.«
    »Das habe ich auch schon erwogen.« Die Göttin nickte. »Aber es geht nicht. Dschingis Khan legte das Amulett niemals ab. Du würdest ihm nie so nahe kommen, dass du das Amulett austauschen könntest, ohne selbst in Lebensgefahr zu geraten.« Sie senkte die Stimme und sagte dann: »Der Legende nach haben tausend Reiter mit den Hufen ihrer Pferde seine letzte Ruhestätte eingeebnet. Nach ihrer Rückkehr sollen sie sofort hingerichtet worden sein, damit sie den genauen Ort niemandem verraten konnten – so wie es auch mit allen anderen geschah, die den Großen Khan auf seiner letzten Reise begleiteten.«
    »Oh.« Muriel schluckte trocken.
    »In Wirklichkeit waren es natürlich nicht ganz so viele«, fügte die Göttin hinzu. »Aber es ist wahr. Die Mongolen haben alle getötet, die von dem Grab wussten.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Alle, bis auf einen.«

Der Plan

    »Baku war zu Zeiten Dschingis Khans noch ein Junge, kaum älter als du selbst«, begann die Göttin zu erzählen. »Er war dabei, als Dschingis Khan unmittelbar vor Beginn eines Feldzugs gegen die Tanguten vom Pferd stürzte. Und auch, als dieser kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Heimlich verfolgte er die Reiter, die den Mongolenfürsten zu seinem Grab begleiteten, und wurde Zeuge, wie diese nach der Bestattung
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