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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Autoren: Maggie Furey
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wegschmolz. Vielleicht würde sich das Wetter wenigstens dieses eine Mal zu seinem Vorteil auswirken.
    Tormon rief die anderen zu sich. »Ich werde Annas über den Schlangenpass bringen«, gab er bekannt, und soeben entstand in seinem Kopf der Plan. »Bei den Rotten im östlichen Bergland werden wir in Sicherheit sein. Ihr könnt …« Er merkte, dass Seriema ihm nicht mehr zuhörte. Stattdessen schaute sie über die Schulter zurück und machte ein halb bestürztes, halb erleichtertes Gesicht. Er folgte ihrem Blick, und sein Herz krampfte sich zusammen. So unglaublich es im Hinblick auf die Lage in der Stadt erscheinen mochte, man schickte Soldaten zu ihrer Verfolgung.
     
    Seriema sah die Lichter hüpfen, als eine Gruppe Gottesschwerter, jeder eine rauchende Fackel in der Hand, zum Stadttor hinausstoben. Kurz darauf schon wurde offensichtlich, dass sie der Spur der Flüchtlinge folgten. Ihre Geschwindigkeit war beträchtlich. Seriema wurden die Hände feucht, und sie wickelte die glitschigen Lederzügel um ihre Finger.
    Sicherlich kam dort Hauptmann Blank? Sie schaute angestrengt durch die diesige Luft und verwünschte ihr schlechtes Sehvermögen.
    Ruckartig begriff sie, dass sie dem Hauptmann würde gegenübertreten müssen. Wie kann ich mich in diesem Aufzug vor ihm sehen lassen?, schoss es ihr durch den Kopf, sogleich gefolgt von einem flammenden Zorn über die eigene Torheit. Du Närrin! Es kümmert ihn nicht wie du aussiehst. Warum auch? Du hast deinen Zweck bereits erfüllt.
    Seriema wand sich innerlich bei der Erinnerung an ihre Leichtgläubigkeit. Blank hatte sie in seiner Fehde gegen den Hierarchen als Werkzeug benutzt, und sie, oder vielmehr die wenig anziehende, einsame Jungfer, die sich unter der Tünche aus Selbstvertrauen und Machtgehabe verbarg, hatte es mit sich machen lassen. Die Aufmerksamkeiten dieses tatkräftigen, bezwingenden Mannes hatten ihr geschmeichelt, und sie war mit offenen Augen in seine Falle getappt.
    Wie soll ich ihm ins Gesicht sehen, nachdem er mich so zum Narren gehalten hat? Doch trotz ihrer zornigen Gekränktheit empfand sie einen Rest von Freude und Erleichterung, während sie das Herannahen seines Trupps beobachtete. Jetzt wird alles gut. Ich bin in Sicherheit. Hauptmann Blank wird mit der Krise fertig werden. Er wird sich um mich kümmern.
    Tormons Fluch zerschnitt diese Überlegungen. Es war das erste Mal, dass sie ihn fluchen hörte. Er blickte angstvoll auf seine Tochter hinunter, aber auch ein Gutteil Zorn war ihm anzumerken. Seriema verspürte einen ungewohnten Stich, ein Schuldgefühl. Während sie mit ihren selbstsüchtigen Belangen beschäftigt gewesen war, hatte sie vergessen, dass Blank für den Händler und sein Kind eine große Gefahr darstellte. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, was Blank letztlich im Schilde führte, aber sie wusste von der Suffraganin Gilarra, dass der Hauptmann gemeinsam’ mit dem Hierarchen für den Mord an Tormons Frau verantwortlich war.
    Tormon drehte sich noch einmal um und schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Zweck. Sie werden uns im Nu einholen. Die Sefrianer sind auf Ausdauer gezüchtet, nicht auf Schnelligkeit.«
    Seriema wusste, dass er Recht hatte. Eine neuerliche Flucht konnte nicht gelingen. Die Gottesschwerter auf ihren leichten, schnellen Reittieren würden gleich bei ihnen sein. Sie wollte etwas erwidern, doch Tormon hatte sich zurückfallen lassen und ritt neben Scall, der darauf bestanden hatte, den lächerlichen Esel des Händlers zu führen. Einen Augenblick später blieb Scall zurück, verschmolz wie ein Schatten mit der Dämmerung und verschwand schließlich in den Rauchschwaden zwischen den Scheiterhaufen.
    Als Tormon zu ihr zurückkehrte, waren seine Arme leer. Sein Gesicht verfinsterte sich, und er lockerte sein Schwert in der Scheide. Nachdem er alles getan hatte, um sein Kind zu retten, war er entschlossen, an möglichst vielen Soldaten der Gottesschwerter Rache zu nehmen. Das war ihm anzusehen. Und vielleicht sogar an Blank selbst.
    Nein! Tu ihm nichts.
    Ja! Dabei kannst du auf mich zählen.
    Wie sie diesen Zwiespalt verwünschte!
    Dann blieb keine Zeit für weitere Gedanken. Mit wehenden Fackelflammen sprengten sie heran, der Schlamm spritzte nach beiden Seiten. »Gebt die Straße frei, ihr Pöbel!« Seriema schnappte ungläubig nach Luft. Dann wurde sie mit ihrem Pferd abgedrängt, ohne dass die Soldaten ihr einen Blick gönnten. Im nächsten Augenblick war der Trupp vorbei und hetzte die Straße zum Pass
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