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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial
Autoren: Maggie Furey
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zurück und wurden von den empfindlichen Borsten am Körper empfangen.
    Die Alvai bildeten ihre Sprache durch Zirplaute, die sie mit schnellen Flügelbewegungen oder durch das Aneinanderreihen der Sägekanten an den Vordergliedern erzeugten. Cergorn verstand die Sprache beider Arten und konnte sich mit den Gaeorn recht flüssig unterhalten, doch gebrauchte er diese Fähigkeit kaum. Denn als Hüter des Wissens und Agenten des Schattenbundes waren Skreeva und Maskulu vollendete Telepathen.
    »Ist der Rat wirklich vollständig?« fragte Maskulu. »Meiner Meinung nach war vorgesehen, dass der Drache hierher kommt. Wo ist er? Ist ihm etwas zugestoßen? Hat Veldan auch diese Mission verpatzt?« Bei dieser Anschuldigung schlich sich ein scharfer Unterton in seine Rede. »Mir scheint, dass der große Archimandrit sich in seinem Urteil geirrt hat. Ich habe dir gesagt, dass es ein Fehler ist, einen Menschen mit einer solch delikaten Mission zu betrauen – noch dazu einen, der erst kürzlich so spektakulär versagt hat.«
    Der Gaeorn zappelte hin und her, was immer ein schlechtes Zeichen war. Seine Art war berüchtigt für ihren rasch aufbrausenden Zorn, und die Geduld ging ihnen schneller aus als einem Seemann die Heuer. Man tat gut daran, sie nicht zu verärgern. Mit ihrem Diamantkiefer, mit dem sie sich durch den Fels fraßen, konnten sie einem Menschen – oder einem Zentauren – blitzschnell den Kopf abbeißen. Trotz allem war Cergorn, nicht Maskulu, der Archimandrit des Schattenbundes. Und von Zeit zu Zeit war es nötig, die größeren und aggressiveren Wesen daran zu erinnern. Ein Aufruhr war das Letzte, was der Schattenbund in dieser schwierigen Zeit gebrauchen konnte. Ein paar Jahrzehnte waren vergangen, seit es unter ihnen einen Abtrünnigen gegeben hatte, und gewissermaßen war man in Gendival noch immer damit beschäftigt, die Scherben dieser unseligen Episode einzusammeln. Der Archimandrit wünschte keine Wiederholung, und so erteilte er seinem Untergebenen eine kalte, unversöhnliche Zurechtweisung. »Mir oblag es, diese Entscheidung zu treffen, Maskulu. Erinnere dich, dass du lediglich ein Hüter des Wissens bist. Solltest du eines Tages Archimandrit sein, wird die Verantwortung bei dir liegen – aber nicht einen Augenblick früher.«
    Der Gaeorn bäumte sich auf und fauchte, dabei riss er die Kieferzangen auf, als wollte er zuschnappen und ihn zerreißen. Seine roten Augen glühten vor Wut doch Cergorns kalter Blick blieb ohne Wanken auf sein Gesicht geheftet. So fochten sie mit Blicken, dem äußeren Anzeichen eines Kampfes um Unterwerfung, der in der Sphäre ihres Geistes ausgetragen wurde. Die mentale Kraft des Archimandriten reichte um vieles weiter, und so ließ er die volle Macht seines disziplinierten Verstandes wie einen Hammer auf den Keim der Aufsässigkeit niedersausen.
    Nicht lange und Maskulu schloss die Zangen und entspannte sich. Er ließ sich eingeschnappt auf dem Boden nieder, und das Feuer in seinen Augen war nur noch rauchige Glut. »Archimandrit, ich bitte um Verzeihung. Ich bin ein Gaeorn, und die Streitlust liegt mir im Blut. Manchmal vergesse ich -«
    »Du wurdest nicht in den Schattenbund berufen, um zu vergessen.« Mit Absicht sah Cergorn einen nach dem anderen an. »Das betrifft euch alle. Die Welt ist in verzweifelten Schwierigkeiten, und wir sind die Einzigen, die sich der vollständigen Zerstörung entgegenstellen können. Wenn wir anfangen, uns wegen Nichtigkeiten zu zanken, ist alles verloren.« Als er die Anerkenntnis seiner Worte spürte, breitete er die Arme aus und umfing seine Untergebenen mit warmem Lob. Der Schattenbund war eine Familie – ihre wahre Familie, ungeachtet der Verschiedenartigkeit ihrer Mitglieder. Und es schadete nicht, immer wieder darauf hinzuweisen.
    Die Hüter des Wissens besaßen notwendigerweise einen äußerst unabhängigen, eigenständigen Charakter. Sie waren es gewohnt, ihren eigenen Weg zu gehen und häufig auch nach eigenen Regeln zu leben. Hüter des Wissens entstammten nahezu allen Reichen und gehörten Arten an, die oft miteinander in Streit lagen; die Agenten des Schattenbundes aber lebten im neutralen Reich von Gendival zusammen und arbeiteten eng mit Geschöpfen zusammen, die unter anderen Umständen ihre Feinde gewesen wären. Die Hüter des Wissens waren intelligent und hochgebildet, oft jedoch auch äußerst angespannt. Jeder von ihnen war daran gewöhnt, große Verantwortung auf sich zu nehmen. Der Archimandrit hielt es deshalb für
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