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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial
Autoren: Maggie Furey
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verfällt zunehmend«, sagte der Afanc. »In den Ozeanen ist sie schon fast ganz zerstört. Kyrre von den Dobarchu kam gestern Abend flussaufwärts mit schlimmen Nachrichten von den Leviathanen und den Delfini -«
    »Wie?«, fuhr Cergorn dazwischen. »Warum wurde ich nicht sofort unterrichtet? Lange genug warte ich schon auf Nachricht von ihnen – warum ist sie nicht als Erstes zu mir gekommen?« Die otterartigen Dobarchu waren für gewöhnlich äußerst schnelle und zuverlässige Boten. »Wo befindet sie sich jetzt, Bastiar? Warum ist sie nicht hier?«
    Der Afanc schüttelte ernst den Kopf. »Die Verzögerung ist meine Schuld, Archimandrit. Gestern Abend fand ich sie am Strand. Vor Erschöpfung war sie kaum noch bei Bewusstsein und hatte viele Wunden. Nur ihr dichtes Fell hat sie vor schlimmen Verbrennungen bewahrt. Sie war zu müde und zu verstört, um viel zu sagen, und ich habe sie zu den Heilern gebracht. Die haben beschlossen, sie heute Morgen ein wenig länger schlafen zu lassen, ehe sie zu dir kommt. Ich vermute, dass sie unaussprechliche Gräuel erlebt hat.«
    Cergorn biss die Zähne zusammen und ermahnte sich, dass ein Afanc mit einer Lebensspanne von mehreren Jahrhunderten ein anderes Zeitempfinden als kurzlebige Geschöpfe haben musste. »Könntest du uns das Wesentliche ihrer Botschaft berichten?«
    Bastiar nickte bereitwillig. »An manchen Orten ist die Welt aus den Fugen geraten. In der Antaeischen See entsteht ein neuer Vulkan und löscht alles Leben im Umkreis von vielen Meilen aus.«
    Er stieß einen enormen Seufzer aus. »Unter Wasser ist die Schleierwand noch nie vollkommen wirksam gewesen, weil sie einerseits die Meeresströme nicht behindern soll, aber andererseits die Lebewesen sich nicht mischen dürfen. Nun aber gibt es gar keine Barriere mehr. Die Bewohner verschiedener Reiche begegnen sich, was schreckliche Folgen zeitigt. Haie und andere Räuber schwärmen in neue Jagdgründe aus, und ihre Beute weiß sich nicht zu wehren. Die Dobarchu werden belagert, die wenigen Überlebenden sitzen in einem schmalen Meeresarm in der Falle, wo sie über kurz oder lang verhungern werden. Medusen und Schwarzzacken vermehren sich, und Seesterne und Uferschnecken fressen die Korallenriffe. Ach, unsere schönen Ozeane! Aber was können wir tun?«
    Cergorn seufzte. »Ich wünschte, dir eine Antwort geben zu können. Als Iskander vor langer Zeit den Schattenbund gründete, um die Weisheit der Alten zu bewahren, war es längst zu spät. Zu viel Wissen über die Ursprünge der Welt und ihre Schöpfung war schon verloren gegangen, und es gab kaum schriftliche oder mündliche Überlieferung.« Er schaute die versammelten Hüter des Wissens an. »Obwohl wir alle mehr oder weniger zur selben Zeit auf dieser schönen und einzigartigen Welt von Myrial ankamen, sprach ich insbesondere mit den Vertretern der ältesten und höchstentwickelten Kulturen, dem Drachenvolk und den Leviathanen. Ich bat sie, in ihren Legenden und Volksmärchen, Heldensagen und Mythen nachzuforschen. Unsere letzte schwache Hoffnung besteht darin, dass wir irgendwo in dem Morast aus Aberglaube und Halbwissen eine Spur zu der Weisheit finden, die wir verloren haben.«
    »Verloren haben?« schnappte der Gaeorn. »Die uns gestohlen wurde, trifft es wohl eher. Als die Alten – wer immer sie auch waren – uns hier abgeladen haben, wollten sie wohl zu aller Letzt, dass wir uns unseres Ursprungs erinnern!«
    *Es wäre vermutlich wichtiger, den Ursprung der Alten zu kennen*, wandte der Luftgeist ein. *Ihre Macht war so groß, dass sie uns unvorstellbar erscheint. Wir wissen, dass sie für die Arten, die in ihrer Ursprungswelt bedroht oder gefährdet waren, diese Welt als einen Zufluchtsort mit passenden Lebensbedingungen geschaffen haben, und dass sie die Schleierwand schufen, um eben jene Vermischung und deren katastrophale Folgen zu verhindern, wie wir sie jetzt erleben.*
    »Und um unsere Arten voneinander zu trennen, damit die etwas Kriegerischeren und diejenigen mit einer gewissen Neigung zum Fleischverzehr nicht die zivilisierten Wesen belästigen«, fügte der Afanc hinzu und sah demonstrativ den Gaeorn und die Alva an.
    »Was für einige schwache und unzulängliche Arten sehr gut war, könnte man sagen«, höhnte Maskulu.
    »Ganz zu schweigen von den wohlschmeckenden Sorten«, murmelte Skreeva und schaute gedankenverloren auf den Pflanzen fressenden Afanc, wobei ihre Beißzangen zuckten.
    Cergorn blickte himmelwärts. Wahrhaftig, dieser Haufen
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