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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus
Autoren: Thilo P. Lassak
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die letzte an.
    Mein Junge, verzeih mir. Fass dir ein Herz und besiege diese Teufel. Errette die Welt! Leb wohl. In Liebe, Panajotis.

66. Kapitel
    Wenn man ein Schiff bauen will wie die Ägypte r – zur Zeit, als die Mittelmeerkultur an den Ufern des Nils noch in den Kinderschuhen steckt e –, dann braucht man keine Axt und keine Zimmermannskenntnisse, sondern ein Messer, das Papyrusschilf schneidet, und Taue. Damit waren jetzt die Afrikaner Mussa, Omar und Abdullah am Fuße der Cheops-, Chephren- und Min-chaf-Ra-Pyramide beschäftigt. Sie bauten ein Papyrusboot in der Form der uralten Schiffe auf den Wänden der Gräber, neben denen wir unseren Bauplatz im Wüstensand gewählt hatten.
    Warum? Was wollte ich beweisen? Nichts. Ich wollte nichts beweisen. Ich wollte etwas herausbekommen. Ich wollte herausbekommen, ob solch ein Boot auf dem Meer zu gebrauchen war (…). Ich wollte herausbekommen, ob die alten Ägypter selbst Seefahrer waren, bevor sie sich zur Ruhe setzten und Bildhauer, Pharaonen und Mumien wurden. Ich wollte herausbekommen, ob ein Schilfboot eine Seereise von vierhundert Kilometer n – die Strecke von Ägypten nach dem Libano n – bewältigen konnte. Ich wollte herausbekommen, ob ein Schilfboot noch weiter fahren konnte, von einem Kontinent zum anderen, herausbekommen, ob ein Schilfboot die Reise nach Amerika bewältigen konnte. (…)
    Warum? Weil niemand wusste, wer Amerika zuerst erreicht hat. Kolumbus, sagen die Schulbücher. Aber Kolumbus hat Amerika nicht entdeckt, er hat es wiederentdeckt. (…) Er hat der übrigen Welt den Weg nach Amerika gezeigt, aber erst im Jahre 1492 nach Christus.
    Wann ist Amerika entdeckt worden?
    Niemand weiß es. (…) Der erste Vertreter des Homo sapiens, der in Amerika an Land ging, war ein heimatloser, umherziehender Jäger und hatte wie seine Vorfahren an den Küsten der eisbedeckten Wüsteneien des arktischen Sibirien gelebt. Und eines schönen Tages befand er sich auf der Ostseite der völlig oder teilweise mit Eis bedeckten Beringstraße (…). Wir wissen auch, dass dem Entdecker Amerikas sowohl Metall als auch die Weberei unbekannt waren; er kleidete sich in Tierfelle oder geklopfte Rinde, seine Waffen und sein Gerät bestanden aus Knochen und Stein, denn er lebte noch völlig auf der Stufe des Steinzeitmenschen. (…)
    Von Alaska im Norden bis Feuerland im Süden ließen sich heranwachsende Generationen in Iglus, Zelten, Blatthütten und Höhlen nieder (…). Durch Inzucht in der Isolation, durch neue Wanderungen und Vermischungen entwickelte sich in Amerika allmählich eine Reihe verschiedener Indianerstämme. Sie unterschieden sich auffallend voneinander, nicht nur im Gesichtsausdruck und Körperbau, sondern sie redeten auch in verschiedenen Sprachen und entwickelten völlig andere Lebensgewohnheiten.
    Da schließlich tauchte Kolumbus auf. Am 12 . Oktober 1492 ging er mit Banner und Kreuz in San Salvador an Land, und in seinem Kielwasser kamen Cortéz, Pizarro und die anderen spanischen Konquistadoren. Niemand wird Kolumbus jemals das Verdienst streitig machen können, Amerikas Tore für uns, die wir nicht übers Eis gewandert kamen, weit aufgerissen zu haben. Aber wir Europäer vergessen allzu leicht, dass ihn Tausende von Menschen an Land empfingen. Und auf dem Kontinent hinter den Inseln, auf denen er landete, gab es ein hoch entwickeltes Staatswesen, das Besuch erwartete. Ihre Gelehrten erzählten den Spaniern, sie seien früher von weißen, bärtigen Männern besucht worden, die übers Meer gekommen wären und sie alle Geheimnisse der Zivilisation gelehrt hätten. Und die Ankunft der Spanier sei schon lange erwartet worden, weil die Kulturbringer ihren Vorvätern versprochen hätten wiederzukommen.
    Und wahrhaftig wurde dieser Teil Amerikas keineswegs mehr von primitiven Jägern und Fischern bewohnt, wie jene, die ursprünglich den Weg über Sibiriens Eisöden hergefunden hatten. Im Gegenteil, in den am wenigsten anregenden Tropengegende n – gerade dort, wo der Passatwind und der gigantische Meeresstrom die Spanier an Land führte n – trafen sie auf kenntnisreiche Menschen, die selbst Bücher aus Papier herstellten und Geschichte, Astronomie und Heilkunde studierten. Sie konnten nach ihrem eigenen System lesen und schreiben. Sie besaßen organisierte Schulen und wissenschaftliche Observatorien. Ihr astronomisches Wissen war so verblüffend, dass sie die Bewegungen der Himmelskörper ganz genau errechnet hatten und sowohl die Lage des
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