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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus
Autoren: Thilo P. Lassak
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Äquators, der Ekliptik als auch der Wendekreise berechnen konnten, während sie zwischen Fixsternen und Planeten unterschieden. Ihr kompliziertes Kalendersystem war genauer als das zu Kolumbus’ Zeiten in Europa bekannte, und ihre exakte Zeitrechnung begann umgerechnet mit dem Jahr 3.113 v . Chr.– dem Jahre Null der Maya. Die Methode ihrer Ärzte, hoch stehende Personen zu mumifizieren, ermöglichte die Erhaltung in diesem Klima. Und ebenso wie die alten Ägypter öffneten sie Schädel, nahmen chirurgische Operationen der Hirnschale vor, ohne dass der Patient starb, was europäischen Ärzten noch jahrhundertelang, nachdem Kolumbus seine Segel gehisst hatte, unbekannt blieb. (…)
    Gigantische stufenförmige Pyramiden, Säulentempel und Monolithe von Priesterkönigen in Überlebensgröße überragten die Adobedächer; gepflasterte Wege, komplizierte Aquädukte und Brücken prägten die Landschaft. (…)
    Was war wirklich in Mexiko und Peru geschehen, ehe Kolumbus in Amerika auftauchte? Hatte der unwissende Steinzeitmann aus der arktischen Tundra eigenhändig und selbstständig den Keim für all das gelegt, was die Spanier vorfanden? Oder hatten seine Nachkommen am Strand unbekannte Seefahrer empfangen, die ohne Rückfahrkarte über den Atlantik trieben? (…) Falls sich die alten amerikanischen Zivilisationen in Mexiko oder Peru selbst entwickelt haben, müssten die Archäologen den Ort ausfindig machen können, wo die allmähliche Entwicklung geschehen war. Aber wo man auch in Mexiko oder Peru ein Zentrum der Zivilisation fand, stellte sich bei den Ausgrabungen heraus, dass es in voll entwickelter Form an diesen Ort gekommen war (…). Nirgends war ein eindeutiger Anfang auszumachen. Also müsste die Antwort klar sein. Import. Import aus Übersee.
    Thor Heyerdahl. Expedition Ra. Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit.

67. Kapitel
    Cuidad de México, Donnerstag, 8 . November 2007, 1 7 Uh r 30
    Wir warfen einen letzten Blick zurück auf das unbezwungene Meer. Es lag in scheinbarer Unendlichkeit da, wie zu den Tagen des Kolumbus, wie zu den großen Tagen der Phönizier und Olmeken.
    Sid fiel das Buch aus der Hand. Er schüttelte den Kopf, um die Schläfrigkeit zu vertreiben, aber es half nicht besonders viel. Den ganzen Flug über hatte er in Ra gelesen, den Bericht auch bei ihrem Aufenthalt in Amsterdam nicht weglegen können. Diese Art von Forschung faszinierte ihn. Heyerdahl und seine Besatzung hatten es tatsächlich geschafft, ein Schilfboot, von dem sie nur die Abbildungen in Tempeln kannten, nachzubauen, mit ihm den Atlantik zu überqueren und Amerika zu erreichen. Also konnten es auch die alten Ägypter geschafft habe n – waren sie die weißen, bärtigen Männer, von denen in den Überlieferungen der Azteken die Rede war?
    Während der Landung auf dem Aeropuerto Benito Juárez drückte Sid Rascal an sich. Zurück auf dem amerikanischen Kontinent, dachte er, und spürte einen schmerzhaften Stich im Herzen. Aber waren sie auch der Lösung des Problems näher gekommen?
    Das Zentrum des Stadtmolochs, der Zócalo, war knapp fünfzehn Kilometer vom Flughafen entfernt, wie Rascal nachgelesen hatte. Die Einreise bereitete keine Schwierigkeiten, schon eine halbe Stunde nach der Landung warf Sid ihren Seesack und das übrige spärliche Gepäck in den Kofferraum eines grünweißen Taxis, ein VW Käfer.
    » Llévanos al Hotel Gillow, Isabel la Católica 17, por favor! Y por el camino mas cort o – nos entendemos?! «, rief Rascal dem Fahrer zu. Der Mann schien von ihrer perfekten Aussprache beeindruckt zu sein. Lächelnd schob er sich seinen speckigen Cowboyhut in den Nacken und entblößte sein lückenhaftes Gebiss.
    » Si, señorita! «, murmelte er und fädelte in das Gewühl vor dem Terminal ein.
    Sid war nicht weniger verblüfft als der Fahrer. Spanisch konnte sie also auch fließend. Und sicher ließ sich das ganz einfach mit ihrer Herkunft erklären. Oder doch nicht? Er spürte, wie plötzlich wieder der Zweifel an ihm nagte, dabei wollte er ihr so gerne vertrauen. Sie mussten dringend mehr reden, damit zwischen ihnen nichts kaputtging.
    Nach der Hälfte der Fahrt deutete Rascal stumm auf eine Stelle im Reiseführer, wo von diesen inoffiziellen Taxis abgeraten wurde, weil die Fahrgäste in den vergangenen Jahren so oft ausgeraubt worden waren.
    Beim Blick aus dem Fenster war sich Sid sicher, dass die Warnung berechtigt war. Sein erster Eindruck von der Stadt war niederschmetternd. Mexiko City war laut,
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