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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus
Autoren: Thilo P. Lassak
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sich. »Wenn Sie endlich Zeit für uns hätten, würden wir gerne zahlen«, unterbrach Rascal die Kassiererin. »Alles in bar. Wir haben nämlich eine Bank überfallen!«
    Die Blondine war so pikiert, dass sie Sid keines Blickes würdigte, als er die Dollars aus der Tasche kramte. Ihre Augen versuchten Rascal zu durchbohren, aber diese Punkgöre besaß auch noch die Frechheit, sie unschuldig anzulächeln.
    »Vielen Dank«, flötete Rascal und deutete einen Knicks an. Sid zog sie vom Schalter weg, aber die Blicke der Frau spürte er noch lange im Rücken.
    »Übertreibt es nicht!«, mahnte Yusuf halb im Spaß, halb ernst. »Sonst landet euer Gepäck am Ende aus unerklärlichen Gründen in Uganda.«
    Flugnummer 554 wurde aufgerufen, die Reisenden wurden gebeten, sich zu ihrem Gate zu begeben.
    Rascal fiel Yusuf um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Sids anfängliche Eifersucht auf den jungen Ägypter war völlig verflogen. Dass sie Yusuf getroffen hatten, war wirklich ein Glücksfall gewesen. Nicht nur, weil er sie vor dem Narbenmann gerettet hatte, der jetzt unter der Sphinx verweste. Der Abschied von ihrem neuen Freund fiel ihm verdammt schwer.
    »Dank e …«, sagte Sid knapp und schüttelte Yusuf die Hand. »Es gibt da noch ein kleine s …«, er räusperte sich. »Kannst du mir deine Kontonummer geben?«, fragte er beschämt. »Unser Bargeld reicht gerade noch für ein paar Burritos. Es ist mir wirklich unendlich peinlich, aber ich kann dich heute nicht für deine hervorragenden Dienste bezahle n …«
    Yusuf legte Sid lächelnd die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Sid. Ein Freund von euch hat mich bereits mehr als reichlich entlohnt. Da kommt er übrigens gerade!«
    Verdutzt fuhr Sid herum. Durch die hektischen Reisenden hindurch spazierte Monsieur Faux auf sie zu. Elegant schwang er seinen Spazierstock, sein schwarzes Cape umwehte ihn wie ein Schild, der ihn von der übrigen Welt abschirmte. Niemand schien ihn zu beachten, ja überhaupt nur wahrzunehmen. Trotz der allgegenwärtigen Verbotsschilder rauchte der alte Mann eine seiner würzig duftenden Zigaretten.
    »Sie haben uns Yusuf als Aufpasser auf den Hals gehetzt?«, platzte Sid heraus. Rascal gab ihm einen schmerzhaften Knuff mit dem Ellenbogen in die Rippen. Klar, die Worte klangen schärfer, als er ursprünglich beabsichtigt hatte, aber diese Heimlichtuerei hinter seinem Rücken ärgerte ihn maßlos.
    Trotzdem wich der zufriedene Ausdruck nicht von Faux’ Gesicht. » Mon dieu! Nein, mein zorniger junger Freund!«, sagte er schmunzelnd.
    Sid, Rascal und Yusuf folgten ihm zu einer freien Sitzgruppe, die wie ein Fels aus der Brandung der Menschenmassen herausragte. Im Halbkreis setzten sie sich, Sid hielt Abstand.
    »Ihr habt ihn euch ausgesucht«, fuhr der alte Mann fort. »Ich habe Yusuf nur einmal in der Universität getroffen, als ich meinen alten Freund Hassan Fathy besuchte. Ich bat ihn einfach, auch mit dem Hinterkopf zu sehen.«
    Sids Wut ebbte ab, aber nicht vollständig. Er fühlte sich mehr denn je wie ein Spielball zwischen zwei zerstrittenen Mannschaften, und das Spielfeld lag im Nebel. Hier die Anhänger des Seth-Kults, die angeblich Bösen. Und auf der anderen Seite Monsieur Faux, dessen Motive ihm im Grunde immer noch nicht klar waren und der über eine unbegrenzte Anzahl von Hintermännern und Gefolgsleuten zu verfügen schien. Oder andere Menschen beliebig manipulieren konnte. Noch immer war Sids Ärger nicht verebbt.
    »Dann können Sie ja sicher auch auf die Frage antworten, die mich nicht loslässt: Ist es nicht total bescheuert, dass wir nur wegen einer Scherbe unsere Suche nach der Mumie in Mexiko fortsetzen? Schließlich sprechen wir von einer Reise, die vor 3.50 0 Jahren stattgefunden haben soll. In der Pharaonenzeit war es ja wohl völlig unmöglich, nach Mittelamerika zu fahren«, fragte Sid in herausforderndem Ton. »Oder war damals etwa doch schon der Dieselmotor erfunden?«
    Sinistre Faux zog die Augenbrauen hoch. »Mir missfällt zwar dein unhöflicher Ton, aber ich werde dir trotzdem antworten.« Er blickte Sid scharf an. »Du vertrittst also die Auffassung der Isolationisten, die meinen, diese Völker hätten sich unabhängig voneinander ähnlich entwickelt, weil sie für dieselben Probleme dieselben Lösungen fanden.«
    Sid zuckte mit den Schultern. »Ja, wieso nicht?«
    Faux kaute an seiner Zigarettenspitze, als müsse er die Worte aus dem Bernstein saugen. Scheinbar nach gründlicher
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