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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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für den Besuch in Madame Nikettas Haus drei volle Monatsgehälter hatte investieren müssen. Dieser Abend sollte etwas ganz Besonderes werden, und er wollte es nicht versauen..
    »Sie sind vom IAIT, nicht wahr?«, fragte eines der neuen Mädchen. Es hatte rosa gefärbte Haare. Kein Makel im Gesicht. Perfekt und rein. Die weiße Haut sah aus wie Milch. »Ermitteln Sie ganz allein?«
    Jorge versuchte, es zu vermeiden, doch bei dieser Frage musste er unwillkürlich an seinen Vorgesetzten denken. M.H. war uralt, Jorge wusste selbst nicht genau, wie viele Dekaden er eigentlich mit sich herumschleppte. Irgendetwas zwischen hundert und hunderttausend Jahren. Aufgrund eines fehlgeschlagenen thaumaturgischen Verjüngungsrituals, mit dem ihr gemeinsamer Arbeitgeber beabsichtigt hatte, den brillanten Verstand des greisen Meisterermittlers für das Institut zu bewahren, hatte es M.H. jedoch vor zwei Jahren in den Körper eines weißhäutigen, weißhaarigen und auch ansonsten eher unansehnlichen halbwüchsigen Knaben verschlagen. Wenn er und Jorge nebeneinander die Straße entlangschritten, gab es kaum einen Passanten, der beim Anblick des absurden Paars nicht verwundert den Kopf drehte.
    »Ich ermittle immer allein«, behauptete Jorge. Er wollte jetzt nicht an M.H. denken, und dafür gab es einen guten Grund. »Ab und zu habe ich einen fragwürdigen Auszubildenden dabei, aber …«
    »Arbeiten Sie nicht regelmäßig mit dem berühmten Meister Hippolit zusammen?«, trällerte eines der Mädchen, legte seine Brust bloß und begann, sie zu kraulen und zu massieren. »Ein Lichtadept der neunten Stufe, wenn man der Zenitpost glauben darf. Ein großer Mann! Haben Sie beide nicht kürzlich diesen Fall um die entführten Orksoldaten in der Ebene von Torr …«
    Jorge winkte rasch ab. »Ja, ja, ich und mein kleiner weißhaariger Gehilfe, der …«
    … der mir unmittelbar vor meinem Aufbruch zum Hafen einen dringenden Wortwurf geschickt hat!
    Jorge schluckte, versuchte die Erinnerung zu verdrängen. Er hatte lange auf diesen Abend warten müssen, er wollte es nicht versauen.
    »War es nicht auch Meister Hippolit, der ein paar Zenite zuvor den legendären Elbenschlächter zu Fall brachte? Eine grässliche Geschichte! Wir wagten uns damals kaum noch vor die Tür, obwohl der Mörder sich ja angeblich nur in Foggats Pfuhl herumtrieb und …«
    Jorge unterdrückte das Bedürfnis, den Redefluss des Mädchens mit einem erregten »Halts Maul« zu unterbinden. »Ja, M.H., das ist schon einer«, sagte er stattdessen, wobei er verzweifelt versuchte, keinen Gedanken an den Inhalt des kaum eine Stunde zurückliegenden Wortwurfs zu verschwenden. »Er muss natürlich noch einiges lernen, aber mit meiner starken Hand an seiner Seite …«
    »Und Ihren starken Armen«, sagte ein Mädchen und knetete.
    Jorge ließ sich zu dem roten Diwan führen. Die Mädchen nestelten an seiner ledernen Hose herum und zogen sie herunter. Nun war er nur noch mit einem primitiven Schurz bekleidet. Unangenehm berührt wurde ihm bewusst, dass er ihn seit Lorgon-wusste-wie-vielen Zeniten nicht mehr gewechselt hatte.
    Rasch ließ er sich auf den Diwan sinken. Seine Beine ragten weit über den Rand der Liege hinaus, die selbstverständlich nur dazu geschaffen war, den Ansprüchen menschlicher Kunden gerecht zu werden. Jorge fragte sich, wie sich das spätere Liebesspiel mit Madame Niketta in so einer Position erfolgreich zum Höhepunkt führen lassen sollte.
    Die Mädchen begannen, Öl aus den gläsernen Fläschchen auf ihren Handflächen zu verreiben und ihn an drei pikanten Stellen gleichzeitig zu massieren. Eine von ihnen begann darüber hinaus, merkwürdig knurrende Wortfolgen vor sich hin zu murmeln.
    »Ich will mich ja nicht beschweren«, sagte Jorge, »aber ich fürchte, diese Liege ist für meinen stattlichen Körper nicht wirklich …«
    Noch ehe er den Satz beendet hatte, bemerkte er plötzlich, dass er gar nicht mehr auf dem Diwan lag. Sein Leib schwebte knapp eine Handbreit über dem Stoff in der Luft.
    »Oh! Ich wusste nicht, dass ihr auch mit Thaumaturgie arbeitet.«
    »Alles, was das Herz begehrt, Herr Jorge. Entspannen Sie sich jetzt. Madame Niketta wird gleich bei Ihnen sein. Bis dahin versuchen wir, Sie auf das Vortrefflichste zu verwöhnen.«
    Zu gern hätte sich Jorge von den drei Schönheiten, die ihm wie Drillingsschwestern mit unterschiedlich gefärbtem Haar vorkamen, auf das Vortrefflichste verwöhnen lassen. Zu gern hätte er voller Spannung die
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