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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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können.«
    »Frietrych half also, ihn auf möglichst mysteriöse Weise zu beseitigen?«
    »Von wegen mysteriös!« Mit einem aggressiven Ruck leerte Hindrych sein Glas. »Es sollte wie ein Selbstmord aussehen, weiter nichts. Frietrych tauchte im Ministerium auf, den Arm in einer Schlinge wegen eines angeblichen Unfalls in den Minen. Er gab vor, den Druck, der durch die gemeinsamen Betrügereien auch auf ihm lastete, nicht mehr auszuhalten und sein Amt niederlegen zu wollen. Da er mit seinem verletzten Arm nicht schreiben könne, bat er Yosef, eine kurze Begründung für seine Kündigung an mich zu verschriften – die er ihm selbstredend diktierte.«
    »Deshalb war der Abschiedsbrief also nicht von Borkudd signiert«, platzte Jorge heraus. »Weil er ihn im Auftrag eines anderen geschrieben hatte!«
    Hindrych nickte müde. »Als Frietrych ging, ›vergaß‹ er das Schreiben mit voller Absicht auf Yosefs Schreibtisch. Und als Ullrych später am Abend den Leichnam ›entdeckte‹, schmuggelte er mit dem Hammer unbemerkt ein potenzielles Tatwerkzeug für den angeblichen Selbstmord ins Zimmer.«
    »Ein gewitzter Plan«, gab Hippolit zu. »Aber Ihnen dämmerte rasch, dass sich dieses Szenario nach außen vielleicht ein paar Takte zu mysteriös darstellte: ein Zwerg, der sich selbst achtundzwanzig Nägel ins Hirn hämmert! Für die thaumaturgisch unbeleckten Bürger Barlyns, die sich niemals eine Erklärungsvariante wie die mit dem selbst auferlegten Zwinger zusammenreimen konnten, musste das gleichermaßen absurd wie verstörend wirken. Daher veranstalteten Sie den schwachsinnigen Wettbewerb mit Oskulapius, Glaxiko und uns.«
    »Das war Alprechts Idee«, grunzte Hindrych und schielte erneut zur Wasseruhr hinüber. »Er riet mir, nach ein paar namhaften Ermittlern zu schicken. Einer würde sich über kurz oder lang einen möglichen Hergang zusammenreimen, was Alprecht dann sogleich in der Grubenlampe zu publizieren gedachte.«
    »Und damit die anderen nicht versehentlich auf die richtige Spur gerieten, ließ Alp recht zur Ablenkung die Sache mit dem thaumaturgisch projizierten Monstrum ins Werk setzen.«
    »Selbst ein verängstigtes Volk ist besser als eines, das um die Verfehlungen seines Führers weiß! Alles wäre gut gegangen, hätte Alprecht nicht ausgerechnet beim IAIT um Hilfe angefragt. Sie mussten ja unbedingt …« Hindrych hielt inne, reckte interessiert den Kopf.
    Auf dem Flur vor der Tür waren polternde Schritte zu hören. Mindestens ein Dutzend schwere Stiefelpaare näherten sich im Laufschritt dem Schlafgemach.
    »Da sind sie ja endlich! Wurde auch Zeit.« Zufrieden ließ sich Hindrych in die Kissen zurücksinken und lächelte kalt. »Ich fürchte, Sie werden keine Gelegenheit mehr haben, ihre Erkenntnisse mit irgendjemandem zu teilen, meine Herren.«
    Fragend glitt Jorges Blick zwischen der Tür und Hippolit hin und her. »Blaak, was …?«
    Hippolit verengte die Augen und deutete auf einen Punkt an der rechten Seite des Himmelbetts. Dort, kaum zu erkennen, weil geschickt in die Maserung eines Astlochs eingearbeitet, saß ein kleiner, runder Knopf ein Knopf, den Hindrych Minuten zuvor gedrückt hatte.
    »Ein Panikschalter! Vermutlich löst er einen vorprogrammierten Signalwurf in die Wachstube von Hindrychs Leibwache aus, möglicherweise auch in das Hauptquartier von Wymmlers Streitkräften.« Hippolit musterte den Raum mit einem schnellen Rundblick. »Ich brauche eine Minute, Jorge! Dann habe ich …«
    Im selben Augenblick flog die Tür unter einem wuchtigen Tritt auf und donnerte gegen die Wand des Schlafzimmers. Sekundenschnell füllte sich das Zimmer mit Zwergen in schwarzen Ledermänteln. Stahlhelme und gezückte Metallrohre blitzten im Licht des gleißenden Glutglobulus auf.
    »Keine Bewegung«, brüllte der Anführer des Trupps. »Wir sind bewaffnet!«
    »Ich auch.« Mit geballten Fäusten kam Jorge hinter dem Bett hervor.
    Hippolit, der an die Rückwand des Raumes zurückgewichen war, artikulierte einen knurrenden Befehl. Der Glutglobulus verlosch.
    Sofort blaffte eine andere Stimme ein thaumaturgisches Steuerwort. Unter hässlichem Rasseln löste sich eine Ladung Bleischrot aus einem der Beschleunigerrohre und schlug krachend irgendwo in eine Wand ein. Mörtel und Putzbrocken zischten durch die Luft.
    »Feuer sofort einstellen«, bellte der Kommandant in die Finsternis, die nach dem grellen Licht fast vollkommen wirkte. »Begreift ihr es denn nicht? Sie wollen, dass wir uns im Dunkeln
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