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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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Das werdet ihr lieben!«
    Die Stadt, die sich da vor dem Autofenster entfaltete, hätte im Vergleich zu Chicago ungewohnter nicht sein können. An den Straßenrändern drängten sich Läden und Lokale. Schmiedeeiserne Balkone wanden sich rund um zauberhafte Reihenhäuser, von denen einige in Bonbonfarben gestrichen waren. Vor uns fuhr plötzlich eine Kutsche auf die Straße, die so langsam voranzuckelte, dass ich bei einem lockeren Spaziergang schneller gewesen wäre. Der Pferdewagen schien aber niemanden zu stören. Offensichtlich tickten die Uhren hier anders. Ich atmete tief durch, um das alles in mich aufzunehmen.
    »Von euch aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Jackson Square, ihr habt da wirklich ein hübsches Haus.«
    »Dann sind wir auch nur etwa einen Block von der Bourbon Street entfernt, oder?«, warf ich ein. In meinem Reiseführer hatte es so ausgesehen, als befände sich unsere Unterkunft in unmittelbarer Nähe dieser berühmten Partymeile, auf der wohl Tag und Nacht etwas los war.
    »Also bitte, was willst du denn auf der Bourbon Street?« Dante lachte.
    »Vielleicht meine wilde Seite ausleben, wer weiß.«
    »Oh ja, im Tresor hast du’s damals ja auch richtig krachen lassen«, parierte er mit einer Anspielung auf unsere Abende in der ungewohnten Umgebung des schicken Lexington-Nachtclubs.
    Auf dem Vordersitz drehte Lance sich um und lächelte mich an. »Einmal Partylöwe, immer Partylöwe«, feixte er. »In kultureller Hinsicht ist die Bourbon Street aber auf jeden Fall einen Besuch wert.«
    Der Fahrer hielt jetzt vor einem entzückenden Haus aus rotem Ziegelstein in der Royal Street. Das zweistöckige Gebäude wirkte auf mich bezaubernd und exotisch, auch wenn es zwischen zwei scheinbar weitläufigen Villen eingequetscht lag. Unser Wohnheim besaß einen dieser zarten Balkone, die ich an anderen Gebäuden bewundert hatte, und ein hohes schmiedeeisernes Eingangstor, dessen Streben wie die Blätter einer sich rankenden Schlingpflanze gestaltet waren. Altmodische Laternen – die an die Zeit von Sherlock Holmes erinnerten – hingen über den Türen und warteten nur darauf, entzündet zu werden, sobald die gleißende Sonne untergegangen war.
    Der Fahrer reihte unsere Taschen am Bordstein auf. » Bienvenue !«, rief er. »Ihr habt es hier gut getroffen, ihr wohnt mitten im French Quarter.« Es gefiel mir, wie er Quarter sagte, mit langgezogenem A, und die entspannte Stimmung in der Stadt hatte mich bereits so eingelullt, dass ich bei seinem nächsten Satz nachfragen musste, weil ich befürchtete, ihn falsch verstanden zu haben. »Ich meinte nur, dass ihr ja direkt neben dem verwunschenen Haus wohnt.« Er deutete auf das graue Gebäude neben unserem, das an der Ecke zur Governor Nicholls Street thronte. »Das ist die LaLaurie-Villa. Passt besser gut auf euch auf. Uuuuhh!« Er wedelte vielsagend mit den Fingern herum, um seinen spöttischen Gruselton zu unterstreichen.
    »Warum wundert mich das jetzt gar nicht?«, flüsterte ich Lance zu.
    Der sah aus dem Augenwinkel zu mir rüber und grinste. Ich studierte das eindrucksvolle Herrenhaus. Es war ein ganzes Stockwerk höher als unser Wohnheim, hatte schwarz lackierte Läden vor den Fenstern und einen großen Balkon, der um die Ecke des Gebäudes führte. Die taubengraue Farbe der Fassade splitterte stellenweise ab, und im obersten Stockwerk gab es einige mit Brettern vernagelte Fenster. Plötzlich unterbrach meine Gedanken ein Hupen, das mir durch Mark und Bein ging. Als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch den Wagen verschwinden, dessen Fahrer uns durchs Fenster zuwinkte.
    »Ein Spukhaus? Also bitte. Das ist doch gar nichts.« Dante winkte ab und suchte sein Tigerstreifengepäck zusammen. »Nach allem, was wir schon mitgemacht haben?«
    Mit den Taschen in der Hand wandten wir uns jetzt dem Haus zu und drängten uns vor dem Tor. Wir warfen einen Blick hinein und konnten durch einen Bogen hindurchsehen, der in einen Innenhof zu führen schien. Niemand in Sicht. Ich gab dem Tor einen kleinen Stups, und es öffnete sich quietschend.
    »Gut, wollen wir?«, fragte ich.
    »Dann mal los!«, nickte Dante.
    Lance zuckte mit den Achseln, verkündete aber: » Laissez les bons temps rouler. «
    Ich ging durch den Torbogen voraus, bis wir in unseren eigenen geheimen Garten gelangten. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen: Der Innenhof wurde an den Seiten komplett vom Gebäude eingeschlossen, doch über uns leuchtete die Sonne am Himmel. In der Mitte sprudelte
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