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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde
Autoren: Jutta Beyrichen
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Turnier.
    Noch bevor Goldie beim letzten Sprung wieder auf dem Sandboden aufkam, scholl tosender Beifall über den Parcours. Patricia war außer Atem und schwitzte fast ebenso sehr wie ihre Stute, doch sie wusste, dass sie gut gesprungen waren. Nach dem Start war ihre Nervosität wie von selbst verschwunden. Sie fühlte sich auf Goldies Rücken so sicher wie selten zuvor und kam wie von selbst in den fließenden Rhythmus der Sprünge. Die Zügel lagen leicht in ihrer Hand, die Ohren des Pferdes waren aufmerksam nach vorne gespitzt und die Stute ging weich und flink über die Hindernisse, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Ein einziges Mal touchierte sie eine Stange, sodass es hinter ihr kurz polterte, aber selbst den Wassergraben, vor dem sie sich am meisten fürchtete, absolvierten sie ohne Probleme.
    Die Lautsprecherdurchsage konnte sie nicht verstehen, doch am Abreitplatz liefen ihr Katie und Jennifer voll Freude entgegen.
    »Mensch Pat, das war cool!« Katie strahlte über das ganze Gesicht.
    »Nur vier Fehlerpunkte und eine klasse Zeit, das könnte vielleicht für den zweiten Platz reichen!« Jennifer riss Patricia vor Begeisterung fast vom Pferd, was Patricia umso liebenswerter fand, als Jennifer selbst mit vier Abwürfen und einer Verweigerung leider auf den letzten Rängen gelandet war. Patricia konnte ihr Glück kaum fassen. Sollte sie auf ihrem ersten Turnier in dieser Leistungsklasse gleich ganz nach vorne gekommen sein? Ihr Gesicht glühte und sie konnte gar nicht mehr aufhören, Goldies Hals zu klopfen. Die Stute schnaubte zufrieden, als ob sie genau wüsste, dass sie heute eine gute Leistung abgeliefert hatte.
    »Toller Ritt!« Gavin trat ebenfalls zu den Mädchen. Patricia wusste das Kompliment zu schätzen, da Gavin sonst eher mit liebenswürdigen Spötteleien als mit Lob um sich warf.
    »Wann bist denn du dran?«, fragte Jennifer ihn.
    Er schaute auf die Uhr, dann auf die große Anzeigetafel. »Ich komme als Letzter in dieser Klasse dran. Aber wie heißt es so schön: Die Letzten werden die Ersten sein!« Er grinste breit und Patricia, die inzwischen abgesessen war und sich Goldies Zügel um das Handgelenk wickelte, stieß ihn in die Rippen.
    »Erst musst du mein Ergebnis toppen, bevor du hier große Töne spuckst!«
    »Katie, hol dein Pferd, du bist gleich dran!« Helen kam um die Ecke, und während Katie schon losrannte, schüttelte die Reitlehrerin Patricia die Hand.
    »Ganz große Klasse, Mädchen!« Patricia errötete noch tiefer. Ein Lob aus Helens Mund war etwas, nach dem sich alle heimlich sehnten, und Patricia wusste nur zu gut, dass sie niemals etwas äußerte, was sie nicht auch wirklich so meinte.
    »Das war alles nur Goldies Verdienst«, murmelte Patricia.
    »Na, ganz so war’s nicht«, lachte Helen. »Goldie ist ein gutes Pferd, aber auch das beste Pferd schafft es ohne guten Reiter nicht so weit.« Sie blickte zur Anzeigetafel. »Jetzt heißt es Daumen drücken, dass es nicht noch zum Stechen kommt.«
    »Und wennschon«, wandte Patricia ein, »ich bin total zufrieden mit dem, was wir bis jetzt erreicht haben!«
    »Gute Einstellung«, meinte Helen und drehte sich zu Gavin um. »Seaspray ist heute ein wenig übermütig«, sagte sie. »Pass auf, dass er keine Tänzchen anfängt. Du weißt, das macht er gern.«
    Gavin nickte. »Wir werden es schon hinkriegen.« Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen. Seine freche Selbstsicherheit schien geradezu aufreizend. Aber Patricia wusste, dass Gavin ein hervorragender Reiter war, der mit dem temperamentvollen Seaspray immer gut zurechtkam. Und er selbst wusste es offensichtlich auch.
    »Also dann, Hals-und Beinbruch!« Helen nickte ihnen noch zu, dann eilte sie Philip hinterher, während Patricia Goldie zum Abreiben fortbrachte und die anderen sich an die Bande drückten, um Philips Ritt beobachten zu können.
    Eine halbe Stunde später war alles vorbei.
    Patricia kam im Nachhinein alles wie hinter einem Dunstschleier vor. Gavins fröhliches Winken beim Aufreiten auf dem Parcours, bevor er dem Schimmelwallach das Startzeichen gab. Seaspray galoppierte an und nahm den ersten Sprung in kraftvollem Bogen, flog geradezu hinüber. Patricia vergaß völlig, dass sie ja gewettet hatte, dass diesmal sie die Erfolgreichere sein würde, so perfekt wirkte Gavins Ritt. Sie passierten Hindernis um Hindernis, als wären sie miteinander verschmolzen. Nichts schien sie am Sieg hindern zu können.
    Wie es dann passierte, konnte
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