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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde
Autoren: Jutta Beyrichen
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Hand über die Augen.
    Zu ihrer Linken erkannte sie den Gipfel eines Berges – war das der Höhenzug, an dem sie seit heute Morgen entlangwanderten, oder bereits ein anderer?
    Der Boden war weich, es wuchs Gras, einiges Buschwerk und direkt vor ihnen konnte Patricia die langen Wedel von Moorgräsern erkennen. Offenbar hatten sie eines der zahlreichen Hochmoore erreicht.
    Moment, Moor?
    Patricia wurde plötzlich aufmerksam. Ein Moor bedeutete Wasser!
    Vorsichtig ließ sie Dallis’ Mähne los. Die Stute wandte ihr den Kopf zu und blickte sie an, als ob sie sich vergewissern wollte, dass Patricia nicht umfiel. Patricia wurde klar, dass Dallis ganz stillgehalten hatte, während sie sich an ihr festhielt. Sie hatte gemerkt, dass mit Patricia etwas nicht ganz in Ordung war!
    Dallis stieß ein kurzes Schnauben aus und setzte sich wieder in Bewegung.
    Patricia erschrak. Wohin wollte Dallis? Sie würde ihr doch nicht weglaufen?
    Doch Dallis blieb nach wenigen Schritten stehen und senkte den Hals.
    Und dann hörte Patricia es. Ein leises Plätschern. Dallis hob den Kopf, von ihrem Maul tropfte Wasser herab. Und während sie mit ihrem langen, buschigen Schweif die Mücken wegschlug, die es hier im Moor zuhauf gab, sah sie sich nach Patricia um.

31.
    Sonny schnaubte ungeduldig und stampfte mit dem Huf auf den Boden.
    »Ich komm ja schon«, rief Ethan und schloss die letzte Schnalle an Boomers Tragegurt. Er war gerade dabei, sich und seine Tiere zum morgendlichen Aufbruch zu rüsten. Seit zwei Tagen waren sie nun unterwegs. Patricia hatten sie immer noch nicht eingeholt. Ethan fühlte daher eine ähnliche Unruhe in sich wie Sonny, dennoch achtete er darauf, dass das Zelt ordentlich zusammengelegt war und es zusammen mit den anderen Gepäckstücken auf Boomers Rücken gut ausbalanciert festgebunden wurde. Obwohl der schwarze Wallach vom Gewicht her nicht allzu viel zu tragen hatte, durfte Ethan sich keine Nachlässigkeiten beim Festschnallen des Gepäcks leisten. Ein Verlust unterwegs konnte unangenehme Folgen haben.
    Boomer ließ sich durch seinen kribbeligen Kameraden nicht aus der Ruhe bringen, er wartete geduldig, bis Ethan das Zeichen zum Start gab, und folgte dann willig. Ethan mochte den gleichmütigen Rappen gern. Er hatte seine besten Jahre zwar schon hinter sich und wurde daher nicht mehr für die Jagd eingesetzt, doch selbst Ethans Vater schätzte ihn nach wie vor als erfahrenes Reitpferd. Ethan selbst hatte seinerzeit seine ersten Jagdritte auf Boomer absolviert, und obwohl er das Jagen selbst verabscheute, hielt er dem alten Pferd dennoch eine geradezu sentimentale Treue.
    Mit Rücksicht auf Boomer bemühte sich Ethan auch, auf seinem Ritt ein gemäßigtes Tempo einzuhalten. Am liebsten wäre er natürlich so schnell wie möglich galoppiert, doch er wusste, dass es sehr viel vernünftiger war, weder sich noch die Tiere zu überanstrengen.
    Auch Laird war mit Leib und Seele bei der Sache. Er wusste, was von ihm erwartet wurde, und wie alle guten Jagdhunde ging er in seiner Aufgabe auf, ohne dabei nach rechts oder links zu blicken. Ethan erkannte, dass der Hirschhund es regelrecht genoss, wieder einmal auf einer Fährte zu arbeiten. Zu seiner Erleichterung bereitete es Laird offensichtlich keine Schwierigkeiten, sich an alles zu erinnern, was er einmal gelernt hatte. Er gehorchte auch stets Ethans Ruf, wenn er im Eifer des Gefechtes wieder einmal zu weit vorauslief, und wartete dann hechelnd, bis sein Herr mit den Pferden zu ihm aufschloss.
    Ethan hatte sich bereits mehr als einmal gefragt, was er wohl ohne den Hund täte. Ohne Lairds Hilfe wäre es reine Utopie, Patricia und Dallis jemals aufzuspüren, das war ihm nur zu klar. Ethan war schon oft in den Highlands unterwegs gewesen und kannte sich einigermaßen aus – doch die Gegenden, die er nun durchstreifte, waren ihm völlig fremd und er war in den letzten Tagen schon so manches Mal froh um seine gute Ausrüstung gewesen. Wie es Patricia gerade ergehen mochte, wagte er sich allerdings kaum vorzustellen.
    Laird lief im Zickzack voraus, die Nase dicht über dem Boden. Ethan bemühte sich, den Hund möglichst nicht aus den Augen zu verlieren, ihn aber auch nicht unnötig bei seiner Arbeit zu behindern, und hielt daher Abstand. Bereits zweimal hatte Laird die Fährte in den vergangenen Tagen verloren und sie vergeudeten kostbare Zeit, bis er sie wiederfand. Ethan hatte das Taschentuch mitgenommen, um dem Hund, falls erforderlich, die Witterung wieder in Erinnerung
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