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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde
Autoren: Jutta Beyrichen
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zu rufen. Bisher war es nicht nötig gewesen. Eigentlich war es schon wirklich unglaublich, was so ein Hund alles an Gerüchen filtern konnte, dachte er bei sich.
    Ethan fragte sich inzwischen nicht mehr, wo zum Teufel Patricia hinwollte. Sie schien völlig ziellos unterwegs zu sein. Ethan hätte sich einen Großteil der Strecke sparen können, wenn er bloß gewusst hätte, wo sie hinstrebte. So aber war er leider gezwungen, stur den großen Schleifen zu folgen, die ihr Weg nahm.
    Ein kalter Windstoß ließ die Mähne der beiden Pferde auffliegen. Besorgt blickte Ethan zum Himmel. Hoffentlich bekamen sie keinen Schnee! Sie befanden sich inzwischen so hoch in den Highlands, dass man damit selbst im Hochsommer rechnen musste.
    Und Patricia war immer noch nicht gefunden.
    Ethans Angst wuchs.
    Laird war weit voraus, als er plötzlich laut bellte. Ethan stellte sich aufgeregt in den Steigbügeln auf und trieb Sonny an. Boomer setzte sich ebenfalls in Trab, als sich seine Halteleine spannte.
    Hatte der Hund etwas gefunden? Patricia?
    Doch als er näher kam, hörte Ethan das Motorengeräusch – ein Geländewagen, der sich im Allrad-Antrieb den unwegsamen Hang hinaufquälte. Er parierte die Pferde neben dem Hund durch und wartete, bis der Wagen herankam. Das Emblem auf den schlammverspritzten Seitentüren des Landrovers wies auf ein Fahrzeug der Ranger hin. Den Parkwächtern und Wildhütern der Highlands war Ethan bei seinen Ausflügen bereits öfter begegnet.
    Konnte es sein, dass sie ebenfalls nach Patricia suchten?
    Sonny rollte ein wenig nervös mit den Augen, als der Wagen herankam, doch Ethan hielt die Zügel kurz und redete beruhigend auf den Braunen ein. Boomer hingegen zeigte sich recht desinteressiert, wie Ethan aus den Augenwinkeln feststellte. Das Motorengeräusch schien ihn nicht zu stören.
    Der Landrover stoppte neben Ethan und ein rotwangiges Gesicht blickte aus dem Seitenfenster.
    »Hi«, grüßte der Ranger, seine Kollegin auf dem Beifahrersitz nickte Ethan ebenfalls freundlich zu.
    Ethan grüßte zurück und beugte sich dann vor.
    »Haben Sie zufällig ein blondes junges Mädchen auf einem grauen Pony gesehen?«
    »Leider nicht«, erwiderte der Ranger. »Wir wurden allerdings informiert, dass jemand vermisst wird, und halten Ausschau. Kennst du das Mädchen?«
    Ethan nickte. »Ich bin ebenfalls auf der Suche nach ihr, mit dem Hund.« Er wies auf Laird.
    Die Ranger schienen zu begreifen, wirkten allerdings nicht übermäßig überzeugt von Ethans Vorgehensweise. Ethan merkte, wie sie ihn, den Hund und die beiden Pferde scharf musterten.
    »Dann pass mal auf, dass du dich nicht ebenfalls verirrst«, sagte der Mann ernst. »Das kann böse enden.«
    Ethan zog seine Stirn in Falten. Für wen hielten die ihn eigentlich? Meinten sie, er schleppte den ganzen Kram aus Spaß mit sich herum?
    Doch er nahm sich zusammen.
    »Keine Sorge«, erwiderte er höflich. »Ich lebe hier und kenne mich aus.« Er wies auf Boomer und seine Traglast. »Und ich habe meine Bergausrüstung dabei.«
    »Na, dann ist’s ja gut«, sagte der Ranger. »Ein Funkgerät hast du nicht zufällig einstecken?« Er schien es ironisch zu meinen, doch Ethan nickte gelassen.
    »Hab ich«, gab er ruhig zurück. »Wenn ich das Mädchen finde, funke ich durch.«
    Die Rangers schienen nun doch ein wenig verblüfft.
    »Gut, mach das«, sagte der Mann ein wenig unschlüssig. »Melde dich vielleicht ab und zu mal in der Dienststelle in Wester Ross, dann wissen wir, wo du gerade bist. Und du erfährst es dann auch sofort, wenn wir sie finden sollten.«
    »Mach ich«, sagte Ethan und nahm die Zügel auf, um Sonny zu wenden. »Ich muss wieder los, die Zeit wird knapp.«
    »Stimmt.« Die Mienen der beiden Ranger bewiesen, dass sie Ethans Befürchtungen teilten.
    »Also, dann mal viel Erfolg«, wünschten sie ihm.
    Ethan sah zu, wie sie den Landrover wendeten und vorsichtig den Hang hinunterrollen ließen.
    Dann wandte er sich zu Laird um.
    »Auf geht’s, Junge«, sagte er. »Ich fürchte, wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

32.
    Als Dallis stehen blieb, richtete sich Patricia mühsam auf.
    Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, und sie wusste auch nicht, wie spät es war und wie lange sie an diesem Tag bereits unterwegs waren. Irgendwann hatte sie es aufgegeben, aufrecht auf Dallis’ Rücken zu sitzen. Es war viel einfacher gewesen, sich nach vorne zu lehnen, die Arme um den Hals der Stute zu schlingen und das Gesicht in ihre Mähne zu
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