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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde
Autoren: Jutta Beyrichen
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Sorgen, dass sie über kurz oder lang Durst leiden würden. Nun ja, dachte sie bei sich, immerhin regnete es hier ja häufig genug, schlimmstenfalls musste sie eben versuchen, auf irgendeine Weise das Regenwasser aufzufangen.
    Auch Nahrungsmittel besaß Patricia kaum noch. Obwohl sie sparsam damit umgegangen war, beliefen sich ihre Vorräte nur noch auf einen einzigen Apfel und wenige Scheiben inzwischen sehr trockenes Brot. Aber um das Essen machte sich Patricia weniger Gedanken – sie verspürte seit gestern ohnehin keinen Appetit mehr und schon gestern hatte sie eigentlich nur noch gegessen, weil sie wusste, dass sie bei Kräften bleiben musste.
    Bloß der Durst quälte sie immer mehr. Erst am Morgen hatte sie ihre beiden Wasserflaschen auffüllen können, doch als sie Dallis nun neben einem großen überhängenden Felsen durchparierte, absaß und ihren Rucksack öffnete, stellte sie fest, dass diese schon wieder fast leer waren.
    »Verdammt«, murmelte Patricia und schüttelte die Flasche, als ob sie dadurch wieder voller werden könnte. Als sie dann den letzten Rest Wasser getrunken hatte und die leere Flasche absetzte, fühlte sie sich immer noch so, als habe sie seit Tagen nichts Flüssiges mehr zu sich genommen. Dieser Durst, der ihr in den letzten Tagen immer stärker zusetzte, war doch nicht mehr normal, dachte sie. Kein Wunder, dass sie Halsschmerzen hatte, so ausgetrocknet wie ihre Kehle sich anfühlte! Und dieser miese Geschmack im Mund! Aber das lag vermutlich nur daran, dass sie sich seit Tagen nicht mehr die Zähne putzen konnte. Wer hätte schon gedacht, dass sie das Zähneputzen einmal so vermissen würde?
    Dallis hatte den Hals gesenkt und begonnen, das harte graugrüne Gras abzuweiden, das im Windschatten des Felsens wuchs. Patricia war zuerst besorgt gewesen, ob das karge Futter hier im Hochland für die Stute wirklich ausreichend sei, aber mit der Zeit beruhigt festgestellt, dass Dallis damit ganz zufrieden schien.
    Aber wo sollte das Pony seinen Durst stillen?
    Patricia setzte sich auf ihren Rucksack und zog ihre Jacke eng um sich zusammen. Ihr war immer noch kalt, auch wenn sie hier unter dem Felsen wenigstens nicht so dem schneidenden Wind ausgesetzt war. Sie sah Dallis zu, wie sie graste, und zerbrach sich dabei den Kopf, wo sie für die Stute Wasser auftreiben sollte.
    Wenn ich hier sitzen bleibe, finde ich bestimmt nichts, dachte Patricia und quälte sich mühsam hoch. Als sie stand, erfasste sie ein leichter Schwindel, ihre Beine schmerzten noch immer und fühlten sich außerdem an wie Pudding. Verdammte Kondition, ärgerte sich Patricia. Sie hätte wirklich nicht so lange mit dem Reiten aussetzen dürfen.
    Der Schwindel wich zum Glück nach wenigen Augenblicken und Patricia machte sich nach einem prüfenden Blick zur geruhsam weidenden Dallis auf die Suche nach Wasser.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie schließlich entmutigt innehielt. Es war wie verhext, es schien hier wirklich nirgendwo einen Bach oder eine Quelle zu geben. Nicht einmal eine Pfütze mit Regenwasser hatte sie finden können.
    Patricia rieb sich den schmerzenden Kopf und schluckte vorsichtig, um ihr Halsweh nicht noch zu verschlimmern. Ihre Brust fühlte sich an, als läge ein Zentnergewicht darauf, und ihre Zunge klebte am Gaumen. Sie beschloss, bei ihrer Rückkehr zum Lagerplatz den letzten Apfel zu essen. Er enthielt wenigstens genug Feuchtigkeit, um das schlimmste Durstgefühl zu besänftigen. Doch auch Dallis brauchte dringend Wasser. Eine echte Lösung war das also nicht, selbst wenn sie der Stute die Hälfte des Apfels abtrat. Sie musste unbedingt Wasser auftreiben!
    Patricia hustete, um ihre Brust freizubekommen, und blickte sich dann suchend um. Das Gras war feucht, wie üblich, aber das rührte sicherlich nur vom Nebel und Regen her – ein Gewässer gab es hier wohl wirklich nicht.
    Nein, es war wahrscheinlich am besten, wenn sie weiterritt. Irgendwo stießen sie sicherlich wieder auf einen Bach.
    Als sie sich auf den Rückweg zu Dallis machte, merkte Patricia erst, dass sie sich doch ein ziemliches Stück entfernt hatte. Hoffentlich befand sich das Pony noch dort, wo sie es zurückgelassen hatte. Es war ja nicht angebunden!
    Endlich erreichte sie den Felsen, neben dem sie gelagert hatten. Dallis stand ein Stück davon entfernt auf einer kleinen Wiese und graste noch immer. Patricia war erleichtert, alles schien in Ordnung.
    Doch auf einmal blieb sie stehen.
    Ein merkwürdiges Geräusch
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