Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
dachte.
    »Ich wünschte, das könnte ich auch«, murmelte sie und leerte ihr halbes Glas in einem Zug. »Vater geht aus, du hast dein Reiten und dein Studium, aber von mir wird erwartet, dass ich den ganzen Tag hier herumsitze und mich mit Handarbeit, Haushaltspflichten und dem Zählen meiner Heiratskandidaten zufrieden gebe.«
    »Heiratskandidaten?«
    Elizabeths Mund verzog sich vor Ekel. »Nachdem sie damit fertig war, über Cambridge zu reden, fing sie an, mich über die unverheirateten Männer der Gegend auszufragen.«
    »Oh-oh.«
    »Und zwar alle, inklusive des alten Mr. Cadwallader. Er muss siebzig sein, bestenfalls.«
    »Aber sehr reich.« »Wer ergreift hier nun Partei?«
    »Nicht ich. Ich denke nur so, wie sie denken würde.«
    Elizabeth stöhnte auf und trank ihren Wein aus. Ich machte Anstalten, ihr ein weiteres Glas einzuschenken – sie lehnte nicht ab.
    »Ich hoffe, die Lage in Philadelphia beruhigt sich schnell, sodass sie zurückkehren kann. Ich weiß, dass es schlimm ist, seine eigene Mutter wegzuwünschen, aber ...«
    »Sie ist nur unsere Mutter, weil sie uns geboren hat«, entgegnete ich. »Wenn es darum geht, war Mrs. Nooth mehr eine Mutter für uns als diese andere Frau.« Ich nickte in Richtung des Porträts. »Oder sogar Mrs. Montagu. Ich wünschte, Vater hätte stattdessen sie geheiratet.«
    »Dann wären wir beide nicht wir selbst, und wir würden nicht hier sitzen und uns betrinken.«
    »Das gibt einem zu denken, oder?«
    »Schlimm«, schloss sie mit einer unbußfertigen Grimasse.
    »Ja, ich bin geboren, um dafür gehängt zu werden.«
    »Gott bewahre«, fügte sie hinzu.
    Gemeinsam hoben wir unsere Gläser in einem stillen Toast auf viele verschiedene Dinge. Ich fühlte mich nun sehr benebelt, alle meine Glieder fühlten sich schwer an, und ich glühte vor innerer Hitze. Das Gefühl war zu angenehm, als dass ich es durch die unausweichliche Schelte, die mich in dem Moment erwarten würde, in dem ich die Küche betrat, verderben wollte.
    »Vielleicht«, überlegte ich, »sollte ich Mutter und Mrs. Nooth ihrer Arbeit überlassen.«
    Elizabeth registrierte meinen Stimmungswechsel sofort und lächelte, indem sie ihren Kopf in gespielter Traurigkeit über den Verlust meines herausfordernden Benehmens schüttelte.
    »Vielleicht«, fuhr ich gedankenvoll fort, »kann ich mir einfach einen Laib Brot bei einem von den Burschen leihen und mir einen kleinen Käse aus der Speisekammer holen. Das würde mich bis zum Abendessen satt machen. Dann sollte auch Vater daheim sein, und Mutter hat etwas anderes außer mir, über das sie sich Gedanken machen kann.«
    »Und einer der Bediensteten wird für den Diebstahl des Käses verantwortlich gemacht werden.«
    »Ich werde eine Notiz hinterlassen, auf der ich alles gestehe«, versprach ich feierlich. »Mrs. Nooth wird mir bestimmt vergeben ...« Dann wurde mir die Sache zu viel, und das Spiel verlor seinen Reiz. »Verdammnis, dies ist mein eigenes Haus. Warum soll ich herumschleichen wie ein Dieb?«
    Die Schuhabsätze von jemandem klapperten und hallten hohl gegen den hölzernen Boden der Halle. Elizabeth und ich erkannten augenblicklich ihren Schritt und stellten hastig die Gläser und die Weinflasche in den Schrank. Die Antwort auf meine klagende Frage schwenkte gerade in dem Moment zur Tür herein, als wir alles wegschlössen und ihr unsere unschuldigen Gesichter in höflicher Achtung zuwandten.
    Mutter.
    Sie ließ sich durch unsere Pose nicht täuschen. »Was tut ihr beiden da?«, verlangte sie zu wissen.
    »Wir reden nur, Mutter«, antwortete Elizabeth.
    Mutter rümpfte die Nase, entweder ungläubig oder geringschätzig. Glücklicherweise war sie zu weit entfernt, um den Weindunst wahrzunehmen. Sie warf mir einen unfreundlichen Blick zu. »Und wo warst du den ganzen Tag?
    Mrs. Nooth servierte eine hervorragende Mahlzeit, und deine Portion musste weggeworfen werden.«
    In Anbetracht der vielen Bediensteten, die wir hatten, bezweifelte ich das. »Es tut mir Leid, Mutter.«
    »Du wirst Mrs. Nooth deine Entschuldigung aussprechen. Sie war sehr gekränkt.«
    Und sehr versöhnlich. Und in der Küche. »Tatsächlich, Mutter? Dann sollte ich sofort zu ihr gehen und es wieder gutmachen.«
    Sie hatte mich vernommen, aber nicht zugehört. »Wo warst du Jonathan?«
    »Ich habe die Felder inspiziert.« Die Antwort fiel mir leicht. Es war zu einem großen Teil wahr, aber ich ärgerte mich über die Tatsache, dass diese Frau mich in einen Lügner verwandelte.
    »Lass es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher