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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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behandelt und gut versorgt. Wir werden nicht geschlagen und müssen nicht hungern.«
    »Das ist etwas, auf das die ganze Welt gut verzichten könnte«, fügte ich hinzu.
    Er schien sich wohler zu fühlen, aber ich fuhr fort, unruhig das Zimmer zu durchschreiten. »Angenommen, Vater hätte Vorkehrungen für deine Freilassung getroffen? Dann könnte ich dich einstellen. Mutter hätte damit gar nichts zu tun.«
    »Es sei denn, dass ich entlassen und dann ein Ersatz eingestellt würde. Sie haben keine eigenen Rechte bis zu Ihrem einundzwanzigsten Geburtstag.«
    »Verflucht. Nun, wie auch immer, ich werde es nicht zulassen. Vorher werde ich weglaufen, um zur See zu fahren, und du kannst mit mir kommen.«
    Ein Lächeln glitt über seine dunklen Gesichtszüge. »Aber dann wären Sie des Diebstahls schuldig.«
    »Jericho, du hast zu lange mit Rechtsanwälten herumgehangen.«
    Das Lächeln vertiefte sich für einen Moment und verblasste dann allmählich. Ich beendete mein rastloses Herumwandern, lehnte mich gegen eine Wand und wünschte mir, dass Vater sofort nach Hause zurückkehren möge. »Warum, um alles in der Welt, will sie einen anderen Diener für mich einstellen? Du bist der beste, den es jemals gab.«
    Er nickte hoheitsvoll zu dem Kompliment. »Es geht nicht darum, jemand Besseres zu finden. Der Grund ist, dass Mrs. Barrett alle englischen Dinge so sehr liebt. Sie möchte einen englischen Diener.«
    »Nein danke. Er würde nur vornehm tun, meine Sprache korrigieren und meine Kleidung neu ordnen, sodass ich nichts mehr wieder finden würde. Und wen hätte ich zur Gesellschaft? Außer dir und dem alten Rapelji hätte ich niemand Intelligenten mehr zum Reden.«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Aber Ihre Schwester und Ihr Vater ...«
    »... sind meine Schwester und mein Vater. Du weißt, was ich meine. Einige der langen Gespräche, die wir mit Rapelji hatten, hätten sie zu Tode gelangweilt.«
    Er nickte zustimmend, und seine Brauen kehrten an ihren angestammten Platz zurück. »Da wir gerade von ihm sprechen, hat er Ihnen noch mehr Griechisch zur Interpretation gegeben?« Er blickte zu dem Bücherstapel auf dem Tisch vor ihm.
    »Tut er das nicht immer?« Griechisch war nicht gerade mein liebstes Lehrfach. Mein Lehrer wusste das sehr wohl und legte deshalb mehr Wert darauf als auf alles andere. »Ich werde mich darum später kümmern, heute Abend. Mein Kopf schmerzt momentan zu sehr für diese Art von Arbeit.«
    »Ich werde gehen, um Ihnen etwas Moosschnupftabak zu holen«, meinte er, indem er sich erhob.
    »Pfui Teufel, nein. Mrs. Nooth kann es selbst nehmen. Das hat mir noch kein einziges Mal bei Kopfschmerzen geholfen und wird es auch niemals tun. Ich lege mich einfach etwas hin, bis der Schmerz verschwunden ist.«
    Ich stieß mich von der Wand ab, ging hinüber zum Bett und hätte mich fast in die willkommene Behaglichkeit fallen lassen. Fast, denn Jericho war sofort an meiner Seite, um mir meine Jacke auszuziehen. Da eine träge Ablehnung nur einen stummen, geduldigen Vorwurf bei ihm hervorrufen würde, gab ich nach. Nachdem er einmal angefangen hatte, zog er mir auch die Weste und die Schuhe aus, um sie auszubürsten oder zu polieren. Ich schaffte es, meine Reithose und das Oberhemd anzubehalten; ich würde meine Kleidung ohnehin wechseln, bevor ich zum Abendessen hinunterging, sodass es keine Rolle spielte, ob ich in ihnen ein Nickerchen machte oder nicht.
    »Wenn Vater heimkommt...«
    »Dann werde ich Ihnen Bescheid sagen«, versprach er, während er sich auf den Weg zur Tür machte.
    Dann fragte ich gereizt: »Was zur Hölle ist das für ein Krach?« Jericho lauschte mit mir. »Eine Kutsche, glaube ich.«
    Mein Herz hüpfte, aber nur einmal. Vater war auf dem Rücken eines Pferdes und nicht in einer Kutsche abgereist. Jericho und ich blickten uns gegenseitig verwirrt an, dann gab er mir meine Schuhe zurück. Die Neugierde gewann die Oberhand über meine Kopfschmerzen. Ich griff nach einem sorgfältig verzierten, orientalisch aussehenden Morgenrock, den Elizabeth gewissenhaft für mich angefertigt hatte, und streifte ihn über.
    »Lass uns gehen und nachsehen«, seufzte ich.
    Niemand war in der oberen Halle, aber als wir die Treppe herunterkamen, erhaschten wir einen Blick auf eines der Dienstmädchen, das in Richtung Küche flitzte, zweifelsohne mit frischen Neuigkeiten für Mrs. Nooth. Mutter kam wie ein Schiff mit vollen Segeln aus der Bibliothek und hielt das Mädchen mit einem schroffen Befehl an.
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