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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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viel für mich, nimm dir auch etwas.« Jericho zögerte und sah verlegen aus.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, Sir, aber ich glaube nicht, dass das wirklich ...«
    »Natürlich würde es das nicht, also ...« Ich stellte ihm einen Stuhl hin. »Diese Dummköpfe in Philadelphia rebellieren gegen den König, ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken; also rebelliere ich gegen unsere örtliche Königin. Es war ein harter Tag, Jericho, und ich brauche deine Gesellschaft. Iss etwas oder nicht, aber setz dich zu mir.«
    Er schloss die Tür zur Halle und erlaubte sich erst dann, es sich auf dem Stuhl gemütlich zu machen und das gute Essen zu genießen.
    Er war ein wenig älter als ich, und sein Vater war der Diener meines Vaters. Nachdem ich geboren worden war, entschieden sie, dass er diesen Dienst für mich übernehmen sollte, wenn ich erst dem Säuglingsalter entwachsen wäre. Obwohl er ein Dienstbote war, waren Jericho und ich Freunde geworden, lange bevor die Etablierung seiner Stellung in diesem Haushalt und seine neue Ehrerbietung mir gegenüber mich zu stören begannen.
    »Liegt es an Mutter?«, fragte ich, während ich nach dem Brot griff, um ein Stück davon abzureißen. Dabei veranstaltete ich eine Schweinerei, verstreute überall Krümel.
    »Indirekt«, gab er zu. »Wir haben alle davon gehört, dass Sie bald nach England gehen werden.«
    »Höchstwahrscheinlich werde ich nicht gehen. Sie hat sich diese Idee in den Kopf gesetzt, aber Vater wird dafür sorgen, dass sie sie los wird, und dann wird damit Schluss sein.«
    »Mein Bomba ist da nicht so sicher«, meinte er. Jericho sprach perfekt Englisch, aber manchmal benutzte er einige Worte, die sein Vater von Afrika mitgebracht hatte, das einzige Gepäck, das ihm von den Sklavenhändlern erlaubt worden war. In dem Wissen darum, dass Archimedes in Informationen eingeweiht sein könnte, von denen ich nichts wusste, fragte ich: »Warum glaubt er das?«
    »Weil Ihr Vater das tut, was Ihre Mutter sagt.«
    »Nun hörst du dich an wie Elizabeth«, beschwerte ich mich. »Aber Vater ist das Oberhaupt dieses Hauses. Mutter wird das tun müssen, was er sagt, und sie weiß das. Sie hat gewartet, bis er gegangen war, und hat es mir erst dann erzählt. Sie wollte mich auf ihre Seite ziehen, sodass er mir zuliebe ja sagen würde. Ich habe mitgespielt, aber nur so lange, bis er nach Hause kommt.«
    Ich biss noch ein paar Mal wild vom Käse ab. Verdammnis. Die Frau behandelte mich wie ein launisches Kind, und nun fing ich auch noch an, mich so anzuhören.
    »Aber bis dahin steht nichts fest«, sagte er.
    »Warum machst du dir Sorgen?«
    »Ich habe in der Küche einiges gehört. Sie hat mit Mrs. Nooth gesprochen, und ich sollte eigentlich nicht zuhören.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Was wurde gesagt?«
    »Sie wollte, dass Mrs. Nooth sich erkundigt, um einen passenden englischen Diener zu finden, der sich um Sie kümmern soll.«
    Einige Augenblicke versagte mein Sprachvermögen. »Um ... um ...?«
    »Um meinen Platz einzunehmen«, erklärte er ruhig.
    »Unmöglich. Das kann sie nicht so meinen.«
    »Aber das tut sie. Und sie plant, mich zu verkaufen.«
    Das Blut strömte mir so heftig in den Kopf, dass blaue und purpurrote Schlieren mir die Sicht vernebelten. Ohne zu wissen, wie es vonstatten gegangen war, fand ich mich aufrecht wieder, den Raum der Länge nach durchmessend. Für einige Zeit konnte ich nichts Verständliches von mir geben, und Jericho kannte mich gut genug, um zu wissen, dass er mich besser nicht störte.
    »Das wird nicht passieren«, versicherte ich ihm schließlich. »Das wird absolut nicht passieren. Das ist lächerlich ... völlig ... dumm.« Dann schoss mir ein ernüchternder Gedanke durch den Kopf. »Außer, du möchtest es ...?«
    Nun war es an ihm, aufgebracht zu sein, auch wenn er eine solche Selbstdisziplin besaß, dass dies in keiner Weise mit meinem eigenen Ausbruch vergleichbar war. »Nein. Ein Mann muss arbeiten, und wenn ich arbeiten muss, dann würde ich am liebsten hier arbeiten. Ich wünsche mir nicht, verkauft zu werden. Aber Ihr Vater könnte es trotzdem tun, um des lieben Friedens in der Familie willen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mutter kann jeden Wutanfall bekommen, den sie möchte, aber du wirst nicht verkauft.«
    Er sah beruhigt aus. »Dann habe ich Hoffnung. Dies ist ein guter Ort, und ich kenne keinen besseren. Wenn uns andere Sklaven mit ihren Herren besuchen, höre ich oft die schrecklichsten Dinge. Hier werden wir gut
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