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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Autoren: Miles Cameron
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Geschäft kommen, nachdem wir die Höflichkeiten ausgetauscht haben?«
    »Wie soll ich Euch nennen?«, wollte sie wissen. »Ihr seid trotz Eures abfälligen Verhaltens ein Mann von edlem Geblüt. Mein Kammerherr …«
    »Hatte keinen passenden Namen für mich bereit, nicht wahr, Äbtissin?« Er nickte. »Ihr könnt mich Hauptmann nennen. Einen anderen Namen brauch ich nicht.« Er nickte höflich. »Mir missfällt der Name, den Euer Kammerherr benutzt hat. Bourc. Ich nenne mich selbst den Roten Ritter.«
    »Viele Männer heißen Bourc«, sagte sie. »Außerehelich geboren zu sein bedeutet …«
    »… schon vor der Geburt von Gott verflucht zu sein, nicht wahr, Äbtissin?« Er versuchte die Wut zu zügeln, die sich wie ein Erröten über seine Wangen legte. »Das ist so hübsch. So gerecht .«
    Sie sah ihn finster an und war wütend auf sich, so wie ältere Menschen oft wütend auf die Jungen sind, wenn sie sich zu sehr in den Vordergrund stellen.
    Mit einem Blick hatte er sie verstanden.
    »Zu düster? Sollte ich etwas Heldentum hinzufügen?«, fragte er mit einer gewissen Theatralik.
    Sie sah ihn fest an. »Wenn Ihr Euch in Dunkelheit hüllt«, sagte sie, »riskiert Ihr lediglich, langweilig zu wirken. Aber Ihr seid gewitzt genug, um das zu wissen. Es gibt also noch Hoffnung für Euch. Nun aber zum Geschäft. Ich bin nicht reich …«
    »Ich bin noch nie jemandem begegnet, der zugegeben hätte, reich zu sein«, stimmte er ihr zu. »Oder genug Schlaf zu bekommen.«
    »Mehr Wein für den Hauptmann«, fuhr die Äbtissin die Schwester an, die die Tür bewacht hatte. »Aber ich kann Euch bezahlen. Wir werden von etwas heimgesucht, das aus der Wildnis kommt. Es hat in diesem Jahr bereits zwei meiner Gehöfte zerstört und im letzten Jahr eines. Zuerst … zuerst hatten wir alle gehofft, dass es nur vereinzelte Zwischenfälle seien.« Sie sah ihn offen an. »Aber das können wir nun nicht mehr glauben.«
    »Es waren drei Gehöfte in diesem Jahr«, sagte der Hauptmann und fischte in seinem Beutel herum. Dann zögerte er eine Weile, die Kette mit dem Amulett herauszuholen, und zog stattdessen schließlich ein mit Perlen versehenes Kreuz hervor.
    »Oh, bei den Wunden Christi!«, fluchte die Äbtissin. »Die heilige Jungfrau möge sie beschützen und erhalten. Schwester Hawisia! Ist sie …«
    »Sie ist tot«, sagte der Hauptmann. »Und im Garten lagen noch sechs weitere Leichen. Eure gute Schwester ist bei dem Versuch gestorben, die anderen Nonnen zu beschützen.«
    »Sie hatte einen sehr starken Glauben«, meinte die Äbtissin. Ihre Augen waren trocken, aber ihre Stimme zitterte. »Ihr dürft sie nicht verspotten.«
    Der Hauptmann runzelte die Stirn. »Die Mutigen verspotte ich nie, Äbtissin. Sich einem solchen Wesen ohne Waffen entgegenzustellen …«
    »Der Glaube war ihre Waffe gegen das Böse, Hauptmann.« Die Äbtissin beugte sich vor.
    »Stark genug, um eine Kreatur aus der Wildnis aufzuhalten? Nein, das war er nicht«, sagte der Hauptmann gelassen. »Über das Böse möchte ich hingegen keine Worte verlieren.«
    Die Äbtissin erhob sich ruckartig. »Ihr seid so etwas wie ein Atheist, nicht wahr, Hauptmann?«
    Abermals zog der Hauptmann die Stirn kraus. »Ein theologisches Streitgespräch bringt uns nicht weiter, Äbtissin. Eure Ländereien haben ein bösartiges Wesen angelockt – einen Feind der Menschen. Sie jagen selten allein, insbesondere nicht so weit entfernt von der Wildnis. Ihr wollt, dass ich Euch von diesem Wesen befreie. Das kann ich tun. Und ich werde es tun. Aber dafür werdet Ihr mich bezahlen müssen. Das ist alles, was zwischen uns von Bedeutung ist.«
    Die Äbtissin setzte sich wieder; ihre Bewegungen waren heftig und voller Wut. Der Hauptmann spürte, dass sie das seelische Gleichgewicht verloren hatte – dass der Tod der Nonne sie persönlich getroffen hatte. Schließlich war sie im Grunde nichts anderes als die Oberbefehlshaberin einer Truppe von Nonnen.
    »Ich bin noch nicht ganz überzeugt davon, dass es die richtige Entscheidung ist, Euch anzuheuern«, sagte sie.
    Der Hauptmann nickte. »Vielleicht ist sie es auch nicht, Äbtissin. Aber Ihr habt nach mir gerufen, und hier bin ich.« Ohne es zu wollen, hatte er die Stimme gesenkt.
    »Ist das eine Drohung?«, fragte sie.
    Statt einer Antwort griff der Hauptmann wieder in seinen Beutel und holte die zerbrochene Kette mit dem kleinen Blatt aus grüner Emaille auf Bronzegrund hervor.
    Die Äbtissin zuckte zurück, als hätte sie eine Schlange
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