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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herr Doktor. Ich habe eine eigene Möbelfabrik. Hundertachtundsiebzig Angestellte und Arbeiter und drei Sekretärinnen, die ich vierteljährlich wechseln muß, weil meine Frau eifersüchtig ist. Vor dem Ideellen steht bei mir die Frage: Was bringt das ein?«
    »Das geht wirklich zu weit, Herr Barnowski«, sagte nun auch Herr Teschendorff. »Es geht doch hierum, Herrn Dr. Bergh, die Berühmtheit von morgen, davon zu überzeugen, daß diese Chefarztstelle …«
    Dr. Bergh erhob sich. Teschendorff brach in seiner Rede ab. Sie starrten Bergh an, der im Zimmer hin und her ging.
    »Ich habe nie den Gedanken gehabt, meine privaten Forschungen aufzugeben, um an einem Krankenhaus zu arbeiten.« Dr. Bergh blieb stehen und sah in die starren Augen seiner Besucher. »Ich lebe von meiner Praxis zufriedenstellend, wenn man keine luxuriösen Maßstäbe anlegt. Ich habe Ruhe für meine Forschungen. Ich habe vor allem meine absolute Freiheit. Verstehen Sie bitte: Ich kann Ihnen keine Entscheidung sagen, meine Herren. Ich muß Ihr Angebot erst gründlich durchdenken. Geben Sie mir ein paar Tage Zeit «, sagte Dr. Bergh.
    »Selbstverständlich. Wir befürchten nur, daß ab morgen andere Angebote kommen werden. Wir möchten gerne die primär Bevorzugten sein.« Josef Teschendorff reichte Dr. Bergh seine Hand weit entgegen. »Ich verspreche Ihnen, jedes Angebot, das Sie erhalten, um ein Mehrfaches zu überbieten. Darf ich damit rechnen, daß Sie uns sofort benachrichtigen, wenn wir darüber abstimmen müßten?«
    »Aber natürlich. Es kommt alles so plötzlich. Ich bin irgendwie verwirrt.« Dr. Bergh hob sein Glas. »Der Erfolg meiner Forschungen, der Ruhm – wie Sie es nennen –, Ihr Antrag … Geben Sie mir Zeit, mich erst einmal von der Öffentlichkeit zu erholen, ehe ich für die Öffentlichkeit leben muß!«
    Zwei Stunden später brachte er die drei Besucher bis an die Vorgartenpforte zu ihrem Wagen.
    Dr. Bergh sah dem Wagen nach, bis er hinter einer Biegung der Straße verschwand. Dann ging er gesenkten Hauptes zum Haus zurück. In der Tür stand wieder Erna. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie die leere Straße hinab.
    »Unser schöner Palatschinken!« sagte sie wütend. »Jetzt kann die Afra ihn fressen!«
    Bergh ging an ihr vorbei in sein Arbeitszimmer. Er sah auf die Standuhr, die in der Ecke des Zimmers stand. Zwei Uhr morgens …
    Es war die gleiche Zeit, in der zweitausend Meter weiter, im Inneren der Stadt Wien, Gabriele Orth aus dem Fenster der Redaktion auf die nachtstille Straße blickte und an den schrecklichen Tod ihrer Mutter dachte.
    Drei Tage später holte ein großer amerikanischer Wagen Dr. Bergh zur Besichtigung der Klinik ab.
    Gegen elf Uhr war es gewesen. Gabriele Orth, die diese drei Tage auf der Lauer lag, zückte die Kamera. Aber sie ließ sie sinken, als nur ein Chauffeur ausstieg, an der Tür klingelte und nach einem kurzen Wortwechsel von Erna ins Haus gelassen wurde.
    Daß zehn Minuten später zwei Männer in den Wagen stiegen, verpaßte sie jedoch, weil sie ein Butterbrot auswickelte. Sie bemerkte nur noch, daß jetzt auf den Hintersitzen ein braunhaariger Mann mit ergrauten Schläfen saß, den Mantelkragen hochgeschlagen.
    »Zu spät!« schimpfte Gabriele wütend, hob die Kamera und fotografierte den abfahrenden Wagen. Dann fuhr sie ziemlich deprimiert zur Redaktion zurück, ließ das Foto im Labor entwickeln und vergrößern und legte es dem Chefredakteur vor.
    »Das ist alles«, sagte sie kläglich. Eine schuldbewußte Frau kann beklagenswert kläglich sein. »Er war schon im Wagen, als ich es merkte.«
    »Wer?« fragte Sporenka, der Chefredakteur.
    »Dr. Bergh. Ich hätte so gern sein Gesicht gehabt.«
    »Sein Gesicht haben wir jetzt in allen Variationen. Vom Starlächeln bis zum zerknirschten Wissenschaftler.« Der Chefredakteur winkte ab und starrte auf die Autonummer. »Aber Ihr Foto, Gabi – das ist eine Sensation! Das ist genau das, was ich suche!«
    »Die Rückseite eines Autos?« fragte Gabriele Orth verständnislos.
    »Die Autonummer! Mädchen – da haben Sie einen Fang gemacht. In ein paar Minuten werden wir wissen, wem das Auto gehört! Und dann werden wir wissen, was Dr. Bergh in diesem Auto will. Und wenn wir das wissen, dann haben wir eine Schlagzeile!« Der Chefredakteur klopfte Gabriele freundschaftlich auf den Unterarm. »Mädchen, Sie haben ein Reporterauge!«
    Eine Stunde später war bekannt, daß Dr. Bergh in dem Wagen des Fabrikanten Teschendorff weggefahren war. Mit
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