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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord
Autoren: Ellis Peters
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Männern auf der Suche nach Euch an«, erklärte Hugh, »und allem Anschein nach hatte er Euch gefunden oder zumindest eine Ahnung, wo Ihr versteckt wurdet.
    Er hat kein Wort darüber verloren, sondern sich in der Nacht aufgemacht, um Euch selbst zu befreien und die Belohnung dafür zu bekommen. Er stürzte und weckte den Hund – das habt Ihr ja gehört. Am nächsten Tag wurde er dann am anderen Ufer aus dem Severn gefischt. Was dazwischen geschehen ist und wie er starb, können wir nur vermuten. Ihr werdet Euch aber erinnern, daß Ihr, nachdem Bertred fort war, einen zweiten Menschen herumstreichen gehört habt. Das war, als Ihr plantet, am nächsten Abend nach Godric’s Ford zu reiten.«
    »Und Ihr glaubt, das sei Miles gewesen?« Sie sprach den Namen ihres Vetters zögernd und mit einem traurigen Unterton aus. Sie hatte sich nie träumen lassen, daß der Mann, der ihre rechte Hand war, Mordabsichten gegen sie hegen konnte.
    »Es scheint mir plausibel!« erwiderte Cadfael traurig. »Wer sonst hätte eine Gelegenheit gehabt, bei Bertred aus nächster Nähe eine verdächtige Zufriedenheit festzustellen? Wer sonst hätte ihn so leicht beobachten und verfolgen können, als er in der Nacht hinausschlüpfte? Und
    wenn Euer Vetter heranschlich, nachdem Bertred verscheucht war, und belauschte, was Ihr plantet, dann spielte ihm die weitere Entwicklung in die Hände. Draußen im Wald, weit entfernt von der Stadt, wäre es kein Problem gewesen, Euch tot und beraubt liegenzulassen, nachdem der andere Mann Euch verlassen hatte. Man würde sofort an Gesetzlose denken, und würde dies widerlegt, dann wäre der Mann, der Euch gefangengehalten und in den einsamen Wald gebracht hatte, der nächste Verdächtige, da er ein Interesse daran hatte, daß Ihr ihn nicht verraten konntet. Ich glaube nicht«, erklärte Cadfael nachdenklich, »daß er von vorneherein an einen Mord dachte, aber als sich die Gelegenheit bot, muß sie ihm als die perfekte Lösung erschienen sein. Das war besser, als Euch zu überreden, ins Kloster zu gehen. Er wäre Euer Erbe geworden.
    Alles wäre ihm zugefallen. Wenn er nun, diesen Entschluß bereits gefaßt, auf Bertred stieß, der nach dem ersten Schlag bereits benommen war, kann ihm eine zweite schreckliche Eingebung gekommen sein - denn ein lebender Bertred konnte seine Pläne durchkreuzen. Ein toter Bertred aber konnte nichts verraten, und ein toter Bertred würde mit den Stiefeln von Elurics Mörder an den Füßen gefunden werden. So hätte er sogar für diesen Mord einen Sündenbock gehabt.«
    »Aber das sind wirklich Mutmaßungen«, widersprach Judith gequält. »Es gibt nichts, um es zu beweisen.«
    »Doch«, entgegnete Cadfael ernst. »Ich fürchte doch. Denn als Euer Cousin mit einem Karren zur Abtei kam, um Bertreds Leiche zu holen, stellte er fest, daß jene, die dem Toten die nassen Kleider ausgezogen hatten, seine Stiefel achtlos beiseite gestellt hatten. Auch ich hatte nicht an sie gedacht und auf sie geachtet, als ich das Bündel mit den Kleidern zum Karren brachte. Miles mußte den Karren kippen und mir die Stiefel vor die Füße fallen lassen, damit ich sie endlich ansah und erkannte, was ich da sah. Er wollte nicht, daß dieser klare Beweis übersehen würde.«
    »So klug war es gar nicht«, erwiderte sie zweifelnd, »denn Alison hätte Euch sagen können, daß ihr Sohn die Stiefel von Miles bekommen hatte.«
    »Das schon, aber nur, wenn man sie gefragt hätte. Vergeßt nicht, daß ein toter Mörder gefunden war – es konnte keine Gerichtsverhandlung geben, und einem Toten konnte man keine Fragen stellen, ganz zu schweigen von einer elenden, beraubten Mutter. Selbst wenn ich keine Zweifel gehabt hätte«, erklärte Hugh, »und irgendwie hielt sich ständig ein Rest von Zweifel in mir, dann hätte ich ihm ein friedliches Begräbnis nicht verwehrt und ihr nicht mehr Kummer gemacht, als sie ohnehin schon tragen mußte. Dennoch war es ein Risiko, vielleicht hatte er sich einige Lügen zurechtgelegt. Aber nicht einmal der gerissenste Fuchs kann an alles denken. Und ein solcher Schurke war er nicht.«
    »Er muß Höllenqualen gelitten haben«, sagte Judith staunend, »seit ich ihm an jenem Abend entkam. Er wußte, daß ich zurückkehren würde, aber nicht, wieviel ich erzählen konnte.
    Als ich dann erklärte, daß ich keine Ahnung habe, wer mich überfiel, fühlte er sich wieder sicher … Seltsam!« Sie runzelte die Stirn angesichts der Dinge, die nicht zu ändern oder gutzumachen waren.
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