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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss
Autoren: Scott Westerfeld
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unbedingt sicher. Jessica hatte ihre neue, leise funkelnde Hand noch nicht an Darklingen ausprobiert, Dess war sich aber ziemlich sicher, dass sie keine Taschenlampe mehr brauchte.
    Dess hatte seit Ewigkeiten nichts mehr abgeschlachtet. Warum waren sie alle abgehauen? Darklinge waren wie Tiger, fand sie. Man wollte sich nicht von ihnen fressen lassen, aber ausrotten wollte man sie auch nicht. Die Welt war ohne sie weniger spannend.
    Klar, nach ein paar tausend Jahren in einer einzigen miesen Stadt war Halloween den Darklingen, die überlebt hatten, wahrscheinlich wie Weihnachten vorgekommen.
    Nachdem Jessica den Riss versiegelt hatte, waren die Energien, die sich an Bixbys Bruchlinie entlang aufgebaut hatten, nicht verschwunden – sie hatten sich über den Globus verteilt.
    Dess schüttelte den Kopf. Nach der vielen Arbeit, die sie sich mit der Geografie der geheimen Stunde gemacht hatte, hielt sie es für eine Schande, die vielen Karten wegzuwerfen.
    Sie konnte es immer noch nicht abwarten, bis Jonathan und Jess mit ihrer Erkundung des sechsunddreißigsten Breitengrades anfingen, um herauszufinden, wie weit sich die blaue Zeit in der Folge von Samhain ausgebreitet hatte.
    Erstreckte sie sich am ganzen Breitengrad entlang? Und auch am zwölften, am vierundzwanzigsten und am achtundvierzigsten? Wand sie sich um den ganzen Globus, oder tauchte sie nur da auf, wo Vielfache von zwölf einander kreuzten?
    Oder gab es jetzt einfach überall Midnight? Wachten in allen Dörfern und Städten glückliche Midnighter auf, staunend über die blaue und angehaltene Welt?
    Dess hörte Kies knirschen und drehte sich um. Flyboy federte hinter ihr her, mit unglücklichem Gesicht, als ob er jemanden zum Reden brauchen würde.
    Sie seufzte. „Wann geht ihr drei denn jetzt?“

    „Wahrscheinlich ziemlich bald.“ Er deutete mit dem Kinn auf die Mädchen hinter sich. „Nachdem das hier endgültig erledigt ist.“
    „Es wird einsam werden, Jess nur eine Stunde am Tag zu begegnen.“
    „Es ist schon einsam.“
    Dess schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er schon durchgerechnet hatte, was bei diesem kleinen Rätsel herauskam. Jess lebte nur eine von seinen fünfundzwanzig Stunden, was bedeutete, dass ihr neunzehnter Geburtstag ungefähr dann stattfinden würde, wenn er an Altersschwäche starb.
    Und irgendwann weit vor dieser Zeit, würde die Sache … eklig werden.
    „Was soll’s.“ Dess grinste vielsagend. „Schließlich hast du immer noch Melissa, mit der du reden kannst.“
    Er blickte von den Schienen auf. „Warum hasst du sie immer noch? Sie hat Jessica in jener Nacht gerettet, wie du weißt.
    Und Beth. Vermutlich sogar die ganze Welt.“
    „Ich hasse sie nicht.“ Als ihr die Worte über die Lippen kamen, fiel Dess auf, dass sie das wirklich meinte – ihr Hass auf die Gedankenleserin war in aller Stille verflogen. „Trotzdem taugt sie nicht unbedingt zum Globetrotter.“
    „Kann schon sein.“ Er lächelte. „Aber ohne sie werden wir sie niemals alle finden.“
    „ Alle? Flyboy, es gibt mehr, als du dir vorstellen kannst.“
    Jonathan sah sie an, dann schüttelte er den Kopf. „Hast du eine Idee, wie das alles passiert ist? Ich meine, warum das alles passiert ist?“
    Dess rümpfte bloß die Nase. Sollte Rex sich in der Lehre vergraben, der immer noch erforschen wollte, wie das Zeitbeben und der Blitzschlag zum selben Zeitpunkt passieren konnten. Aber Dess wusste, das war alles Blödsinn. Nicht, dass sie was gegen Berechnungen hatte – Erklärungen für das Wie und Warum waren schließlich die Quintessenz des Discovery Channel. Aber manchmal gingen Berechnungen einfach nicht auf, da konnte man noch so lange rechnen.
    Schließlich war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz genau in der Mitte von Bixby exakt um Mitternacht einschlug …
    ziemlich gering. Und wenn man zu lange darüber nachdachte, warum es genau so passiert war, tat man seinem Hirn keinen Gefallen. Wenn das der Fall war, ließ man eben einfach die Finger von der Mathematik.
    Sie blickte zum Himmel auf und sah, dass der dunkle Mond seinen Zenit erreicht hatte. „Auf geht’s, Flyboy. Zeit für deinen Partytrick.“
    „Okay.“ Er schluckte. „Du glaubst wirklich, das könnte was nützen?“
    „Klar wird es das.“ Dess führte Jonathan zu der Stelle zurück, wo die anderen drei standen. Sie wusste, dass die beiden Schwestern noch einiges zu klären hatten, aber Mathe mit Entschuldigungen gab manchmal ein komisches Ergebnis: Die Zahl konnte noch so
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