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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06
Autoren: Stephen R. Donaldson
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war zu einem vollständigen Fiasko geworden, und sie wußte nicht, wie anders sie das ertragen sollte. Die Dromond segelte nordwärts, nur um Abstand zwischen die Sucher und das tiefe Grab ihrer Hoffnung zu bringen.
    Aber Grimme Blankehans, der Kapitän des Riesen-Schiffs, kauerte auf dem Achterdeck, den toten Bruder in seinen Armen, und sprach kein Wort. Sein wuchtiges Gesicht, so voller Stärke, wenn Stürme oder andere Gefahren drohten, ähnelte einem verwüsteten Bollwerk; sein Bart durchsetzte die Schatten in seiner Miene mit Wirrnis, während die Sonne zu sinken begann. Und neben ihm standen die Erste und Pechnase, als wüßten sie ohne die Fingerzeige der Erd-Sicht nicht weiter. Auch Findail der Ernannte stand dabei und trug seinen eingefleischten Gram zur Schau wie jemand, der stets Klarheit darüber besessen hatte, was auf der Insel des Einholzbaums geschehen würde. Hohl war ebenfalls zugegen, eine Hülse des früheren Stabes des Gesetzes um sein verholztes Handgelenk, an dem die nutzlos gewordene Hand baumelte. Und Linden Avery stand ebenso dort, hin- und hergerissen zwischen zweierlei Nöten; empörte Trauer um Seeträumer verschleierte ihren Blick, und in ihren Gliedern schmerzte die Sehnsucht nach Covenant.
    Aber Thomas Covenant hatte sich wie ein todwundes Tier, das auf sein Ende wartet, in seine Kabine zurückgezogen; und er verließ sie nicht. Er war geschlagen. Ihm war nichts geblieben.
    In krasser Erschütterung lag er in seiner Hängematte und starrte an die Decke empor. Die Kabine war für Riesen bemessen; sie war für ihn übergroß, so wie sein Verhängnis und die Manipulationen des Verächters ihm über gewesen waren. Der rote Sonnenuntergang, dessen Schein durch die offene Luke hereindrang, färbte die Decke der Kabine wie von Blut und trübte allmählich seine Sicht. Aber er war ohnehin die ganze Zeit hindurch blind gewesen, in seiner Wahrnehmung so beschränkt, daß er sein wahres Schicksal nicht im entferntesten geahnt hatte, bis ihm Linden ins Gesicht schrie: Du machst genau das, was Foul will! So waren seine einstigen Stärken und Siege gegen ihn gekehrt worden. Er spürte Cails Anwesenheit nicht, der vor seiner Tür Wache hielt, wie ein Mann, dessen Glaubwürdigkeit eine Wiederherstellung erfahren hatte. Inmitten des bedächtigen Schaukelns, mit dem das Riesen-Schiff Fahrt machte, des Salzes der Sinnlosigkeit in der Luft, des entfernten Knarrens der Taue und der Geräusche des Segeltuchs konnte Covenant keinen Unterschied mehr zwischen seiner Kabine und dem Kerker der Sandbastei oder dem mißbrauchten Innern Schwelgensteins erkennen. Aller Stein war gleich für ihn, taub für jede Bitte, alle Not, ganz und gar gefühllos. Auf seinem Höhepunkt der Macht und des Gifts hätte er fast die Erde vernichtet, den Bogen der Zeit zerstört, als wäre er tatsächlich ein Diener des Verächters, hätte ihn nicht Linden daran gehindert. Und anschließend hatte er seine einzige Chance verdorben, sich selbst zu retten. Aus Liebe und Furcht um Linden hatte er zugelassen, daß sie zu ihm zurückkehrte, den schwerverletzten, im Sterben befindlichen Körper seines anderen Lebens verließ. Ihn dem Untergang auslieferte, obwohl nichts dergleichen in ihrer Absicht gelegen hatte.
    Das ist die Gnade, hatte Brinn zu ihm gesagt, welche dir zuteil geworden ist, zu tragen, was getragen werden muß. Doch das war eine Unwahrheit.
    Covenant lag im Dunkeln, ohne sich zu regen, ohne zu schlafen, obwohl er den Schlaf herbeiwünschte, nach jeder Form von Vergessen lechzte, die ihm Erleichterung verschaffen könnte. Er starrte an die Decke, als wäre er selbst aus totem Stein gehauen, eine Vergegenständlichung der Torheit und zerbrochener Träume, gefangen in ewiger Versteinerung seiner Niederlage. Womöglich hätten Grimm und Selbstabscheu ihn dazu bewogen, seine alte Kleidung hervorzukramen, ihn an Deck getrieben, um sich der Trostlosigkeit seiner Freunde zu stellen. Aber die Kleidungsstücke waren in Lindens Kabine, wie um sie für später aufzuheben; und dort konnte er nicht hin. Seine Liebe zu Linden war zu verderbt, zu schwerwiegend war er durch Eigensucht irregeleitet worden. Die eine Lüge, deren er sich von Anfang an gegenüber Linden befleißigt hatte, war nun zu seinem Unheil auf ihn zurückgefallen. Er hatte ihr eine wichtige Tatsache vorenthalten und wie ein Feigling gehofft, sie werde sich als bedeutungslos erweisen – hatte gehofft, daß sein Verlangen nach ihr letzten Endes erlaubt sein würde. Aber mit
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