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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand
Autoren: SARA CRAVEN
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Bedenken. „Es scheint ideal zu sein. Und wie du schon sagtest, mir bleibt nicht viel Zeit.“ Sie runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht, Liebling? Seit ich hier bin, benimmst du dich merkwürdig.“
    „Es tut mir leid.“ Simon lächelte. „Es ist nur … Schottland im Januar. Das Wetter könnte tückisch werden.“
    „Umso besser. Conte Di Salis bevorzugt den Schnee in den italienischen Alpen. Die wilde Natur wird ihm nicht zusagen.“
    „Dann werde ich jetzt die E-Mail schreiben.“ Damit ging Simon hinaus.
    Nun allein im Salon, schaute Emily sich um. Der Salon in High Gables war immer ein eindrucksvolles Zimmer ge wesen. Jetzt wirkte er schäbig und heruntergekommen, ja fast kahl. Die silbernen Kerzenleuchter auf dem Kaminsims fehlten, und die Vitrine, in der Celia Aubrey ihre Meißner Porzellanfigürchen sammelte, schien halb leer.
    Die Aubreys machten eine ausgedehnte Reise. Anscheinend hatte Simon mit der Leitung seiner eigenen Importfirma so viel zu tun, dass er gar nicht dazu kam, sich um das Haus zu kümmern.
    Nach dem Tod ihres Vaters hatte Emily großen Wert darauf gelegt, ihr Zuhause so zu erhalten, wie es war. Sie liebte den alten Charme der Räume und sperrte sich gegen Neuerungen. Und auch wenn sie es nicht gern zugab: Rafaele akzeptierte ihre Haltung und ließ sie gewähren.
    Rastlos stand sie auf und trat ans Fenster. Ich will ihm nicht dankbar sein, dachte sie, aber in diesem Fall bin ich es.
    Manchmal fragte sie sich, ob sie ohne diese arrangierte Ehe vielleicht Freunde geworden wären.
    In den Monaten vor der Erkrankung ihres Vaters hatte sie sich zwar nie über Rafaeles Besuche gefreut, sich aber ein wenig an sie gewöhnt. Und als sie unerwartet aus der Schule nach Hause gerufen wurde, weil ihr Vater einen Zusammenbruch erlitten hatte, war sie sogar dankbar über seine Anwesenheit.
    Ein inoperabler Gehirntumor, erklärten die Ärzte. Nur noch eine Frage der Zeit …
    „Ich habe mein Testament geändert“, verkündete ihr Vater eines Nachmittags. „Du bist immer noch die Alleinerbin, mein Schatz, aber erst wenn du einundzwanzig und in der Lage bist, besser mit dieser Verantwortung zurechtzukommen. Bis dahin habe ich einen Treuhandfonds eingerichtet, den Leonhard Henshaw verwaltet.“ Er schwieg einen Moment. „Zusammen mit Rafaele.“
    Sie wollte protestieren, ihm sagen, dass Rafaele kaum mehr als ein Fremder war, doch er fiel ihr ins Wort.
    „Meine Entscheidung steht fest. Als meine Erbin könntest du zur Zielscheibe skrupelloser Menschen werden. Ich will, dass du angemessen beschützt wirst. Ich habe bereits mit Rafaele darüber gesprochen, und er möchte dir einen Vorschlag unterbreiten.“
    Ihr Herz stand vor Entsetzen still. „Was für einen Vorschlag?“
    „Er plant, dir einen Antrag zu machen.“ Sir Travers sah den Schock auf dem blassen Gesicht seiner Tochter und nahm ihre Hand in seine. „Natürlich erwartet er nicht, dass ihr eine Ehe im … konventionellen Sinn führt“, fügte er unbehaglich hinzu.
    „Und wenn ich einundzwanzig bin?“
    „Dann seid ihr beide frei, eure eigenen Wege zu gehen. Darauf hat er mir sein Wort gegeben.“
    „Aber das kann er doch unmöglich wollen“, meinte sie angespannt.
    „Sagen wir einfach, es ist seine Art, eine alte Schuld zu begleichen. Emily, ich kann dich nicht zwingen, Rafaele Di Salis zu heiraten. Aber für meinen Seelenfrieden bitte ich dich, seinen Antrag anzunehmen. Tu es für mich, mein Schatz.“
    „Wenn es das ist, was du wirklich willst“, sagte sie tonlos.
    „Das ist es.“ Er streichelte ihre Hand. „Geh zu ihm. Er wartet im Salon auf dich.“
    Rafaele stand am Fenster, als sie das Zimmer betrat. Mit ausdrucksloser Miene drehte er sich um und schaute sie an.
    „Dein Vater hat dir gesagt, worum ich dich bitten möchte?“
    „Ja.“
    „Also, willst du meine Frau werden, Emilia?“
    „Ja“, wiederholte sie.
    Sie dachte, er würde zu ihr kommen. Plötzlich überwältigte sie die Erinnerung, wie seine Arme sie gehalten und seine Lippen die ihren liebkost hatten. Emily erstarrte und kam sich dann sehr dumm vor, weil er sich gar nicht bewegte.
    „Dann ist es beschlossen. Du hast mir dein Wort gegeben und auch deinem Vater, was ich für wichtiger halte. Sollen wir zu ihm gehen und ihm die guten Neuigkeiten mitteilen?“
    Emily hatte versucht, die kleine Rolle in seinem Leben ruhig und pflichtbewusst zu spielen. Was ihr jedoch sehr schwer fiel. In seiner Nähe wurde sie wortkarg und wachsam. Und allein, während
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