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Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Titel: Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte
Autoren: Ulrich Wickert
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LaBrousse. Wer weiß, was der treibt.« Sie strich sanft über seine Augen. »Möchtest du einen Kaffee oder lieber schon einen Ti Punch?«
    »Willst du mich wieder zum Trois Rivieres verführen?«
    »Es ist noch etwas davon da!«
    Er griff nach ihrer Hand und lachte: »Ein Glas Wasser wäre schön. Und über LaBrousse brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen.«
    LaBrousse war in Lissabon verhaftet worden. Er hatte einen Erster-Klasse-Flug bei der Air Portugal von Miami nach Lissabon gebucht und wollte dort nach drei Stunden Zwischenlandung in eine Maschine nach Dakar umsteigen, um dann mit der Air Senegal nach Abidjan an der Elfenbeinküste weiterzureisen. Vier seiner Leute begleiteten ihn. Gruppentarif, hatte Kommissar Mahon gescherzt und die Habitation von LaBrousse gründlich durchsuchen lassen.
    Kommissar Cesaire hatte einige seiner Männer mobilisiert und Kommissar Mahon das aus Paris mitgereiste Einsatzkommando. Dennoch hatte der Einsatz mehrere Stunden gedauert. Mahon ließ nach Hinweisen suchen, die beweisen könnten, dass LaBrousse in Waffenhandel verstrickt wäre. Bei den Nachforschungen durch den Geheimdienst in Paris hatte sich die Vermutung ergeben, LaBrousse könnte noch aus seiner Zeit als Planteur an der Elfenbeinküste Beziehungen zu Stammesfürsten haben, die heute die Rebellen anführen. Warum wollte LaBrousse auch sonst nach Abidjan an die Elfenbeinküste
    fliegen? Ohne Schutz der Rebellen wäre LaBrousse auf seiner Farm Sassandra verloren.
    Amadee fragte: »Und weshalb hat LaBrousse den General erschossen? Schließlich hat er doch durch den viel Geld verdient.«
    »Aber durch den Mord am General wird er doch Multimillionär!«, antwortete Jacques. »Auf Grand Cayman dürften nach meinen Berechnungen noch knapp hundertvierzig Millionen Francs liegen. Zwanzig Millionen Euro! Abgezockt beim Bau der Schnellstrasse für den TGV-Nord. Ein Milliardenprojekt! Und da es sich um Schwarzgeld handelt, wird niemand Anspruch darauf erheben können. Wer behaupten würde, es sei seines, gegen den würde ich sofort ein Ermittlungsverfahren eröffnen. Insofern hat LaBrousse mit einer Kugel eine Riesensumme verdient. Ich verstehe nur nicht, weshalb er so dumm war, sein eigenes Gewehr zu nehmen. Oder warum er es nicht wenigstens hinterher hat verschwinden lassen.«
    »Vielleicht hat er sich zu sicher gefühlt.« »Schon möglich. Die klügsten Leute machen häufig die dümmsten Fehler.«
    Schmunzelnd beugte er sich zu Amadee und gab ihr einen sanften KUSS. Sie fragte: »Dummer Fehler?«
    Jacques lachte.
    Sie fragte: »Hast du Zeit?«
    Jacques nickte.
    Die kreolische Märchenfigur.
    Ein kreolischer Abend.
    Ein Punch mit Rum von Trois Rivieres.
    Und das Essen auf der Veranda. Das Hausmädchen hatte den Tisch geschmückt. Auf dem hellen Tischtuch lagen frisch gepflückte orangerote Blüten zwischen dem feinen Sevres-
    Porzellan und dem eleganten, doch einfachen Cluny-Silberbesteck von Christofle.
    Ausgewählte kreolische Gerichte würden Jacques beweisen, so hoffte Amadee, dass Krabben, Fische, Fleisch und Früchte aus Martinique, gewürzt mit den Aromen der Insel, auch Gaumen und Papillen eines Pariser Feinschmeckers betören können. Nur der trockene Rose stamme vom Chäteau Thuerry in der Provence, sagte Amadee hell auflachend, der gedeihe nicht in diesem tropischen Klima.
    »Ist der Fall jetzt für dich abgeschlossen?«, fragte sie schließlich. »Jetzt, wo der Mörder des Generals gefasst ist?«
    »Nicht ganz. Ich müsste noch herausfinden, wer die Person hinter dem General ist. Aber dazu brauchte ich riesiges Glück. Wer weiß, ob das überhaupt möglich ist. Aber ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um dahinter zu kommen. Meine letzte Hoffnung ist die Vernehmung des Präsidenten.«
    »Wann findet die statt?«
    »Übermorgen tagt der Verfassungsrat. Dann wird sich entscheiden, ob meine Vorladung überhaupt zugelassen wird.«
    Jacques machte eine Pause und sah sie an, als wüsste er nicht, ob er weitersprechen sollte. Dann holte er tief Luft und sagte: »Da wäre aber noch eine Kleinigkeit...«
    Sie forderte ihn mit einem Blinzeln ihrer Augen auf, den Satz zu beenden. Sie war neugierig.
    »Die Untersuchung von Gilles' Gewehren hat ergeben, dass sehr wahrscheinlich eines davon für einen Mord benutzt worden ist, der genauso ausgeführt wurde wie der am General: ein einziger Schuss ins Herz.«
    »Das war doch LaBrousse!«
    »LaBrousse hat den General erschossen. Aber er war es wohl nicht in dem
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