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Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Titel: Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte
Autoren: Ulrich Wickert
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Männer, die dein Telefon angezapft und John-Kalena erschlagen haben, wahrscheinlich dir einen Besuch abstatten. Ich habe fünf Leute unten versteckt.«
    »Dann kann es sich nur um die Renseignements Generaux handeln!«
    »Davon gehen wir auch aus. Aber wir haben die Geschichte äußerst diskret angefasst, so dass niemand vorgewarnt sein kann. Ich hab' auch mehrmals auf deinem Handy angerufen, aber da hast du dich auch nicht gemeldet.«
    »Ich habe meines mit Martine getauscht. Wir benutzen es nur, um selber anzurufen. Aber was machen wir jetzt?«
    »Das Licht aus. Margaux geht nach Hause. Du schläfst in deinem Bett, ich auf der Couch.«
    »Wie unromantisch«, sagte Margaux lachend, stand auf, zupfte sich die Kleidung ein wenig zurecht, fuhr mit der Hand ordnend durch das Haar und gab Jacques eine leichte Bise auf die Wangen.
    *
    Donnerstag: Fehlalarm. Die Bösewichter waren in dieser Nacht ferngeblieben, und auch die Untersuchungsergebnisse waren nicht eingetroffen. Die Techniker wollten noch eine Kleinigkeit genauer prüfen. Aber Freitag, so gelobte der Chef des Labors, Freitag spätestens um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag könne Kommissar Mahon den Bericht abholen lassen. Es sei aber besser, er riefe vorher an.
    In der Nacht zum Freitag, gegen vier Uhr, als es am dunkelsten war, schlichen sich drei Männer über die Dächer an, stiegen über ein Fenster im Speicher ein und gingen die Stufen von oben herab, während Mahons Leute unten am Aufgang des Treppenhauses auf der Lauer lagen. Schnell und ohne ein Geräusch öffneten die völlig schwarz Vermummten das Schloss an der Tür zu Jacques' Wohnung und überwältigten den auf dem Sofa eingedösten Polizisten. Einer hielt mit gezogenem Revolver am Eingang der Wohnung Wache, während die beiden anderen mit ihrem Rucksack zum Schlafzimmer schlichen. Eine Diele knarrte. Sie froren ein. Die Tür war nur leicht angelehnt. Aber als sie die Tür sanft aufschoben und leise wie auf Katzenpfoten ans Bett treten wollten, blendete sie ein greller Blitz, und sie wurden mit unglaublicher Gewalt auf den Boden gepresst.
    »Wir hatten sowohl an der Dachluke als auch an deiner Wohnungstür einen Alarm angebracht, so dass wir die Lage völlig unter Kontrolle hatten. Aber die Kerle hätten dich umgebracht, ohne dass es nach einem Mord ausgesehen hätte.«
    »Der perfekte Mord?« Jacques lachte lauter als gewöhnlich. »Den gibt es nicht!«
    Der Kommissar und der Richter frühstückten im Bistro »l'Auvergnat« an der Ecke von Jacques' Wohnung. Jeder nahm zwei Croissants. Und sie bestellten beide einen zweiten Kaffee.
    »Sie wollten dir eine Flüssigkeit mit Botox einflößen.«
    Jacques verschluckte sich vor Lachen. Er merkte, wie sich seine Angst löste. Merkwürdig, da hatte ihn wirklich jemand töten wollen. Er fühlte sich plötzlich den Opfern aus seinen Fällen nahe.
    »Botox!«, sagte er laut. »Das lässt sich doch Jacqueline gegen Falten spritzen und vielleicht deine Frau auch! Botox ist ohne weiteres im Körper nachzuweisen.«
    »Ja. Aber daran hatten sie gedacht und alles entsprechend vorbereitet. Sie hätten dir eine Flüssigkeit eingeflößt, in die Botox hineingemischt war. Schon ein millionenstel Gramm von diesem Gift wirkt tödlich, über die Atemwege. Das hätte der Gerichtsmediziner auch nachweisen können. Aber, wie gesagt, sie hatten alles dabei und wollten in deiner Küche verdorbene Lebensmittel deponieren, in denen das überall in der Welt vorkommende Bodenbakterium Colistria botulinum sich chemisch zu dem Gift Botox umgewandelt hat. Und dann hätten die Botoxspuren in deinem Körper auf eine normale Lebensmittelvergiftung hingewiesen.«
    »Wie heißt diese Bakterie?« fragte Jacques.
    »Colistria botulinum.«
    »Und woher weißt du so was?«
    »Man muss doch wissen, womit sich die eigene Ehefrau schön und glatt hält. Vielleicht mischt sie es mir unter die Fischsuppe, wenn ich einmal zu viele Falten bekomme.«
    Sie wollten versuchen, den Mordversuch vor der Presse zu vertuschen. Das dürfte nicht schwer fallen, denn keiner der Offiziellen hatte ein Interesse an großer Aufregung. Und schließlich hatte Jacques in dieser Nacht aus Vorsicht bei
    Kommissar Mahon übernachtet. Er wäre also gar nicht das Opfer des Mordversuchs geworden.
    »Dank dem Corbeau«, sagte Jacques.
    »Wer auch immer er ist«, fügte der Kommissar hinzu, »er will dir Gutes. Und es kann eigentlich nur jemand sein, der in den Renseignements Generaux sehr hoch platziert
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