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Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte

Titel: Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte
Autoren: Ulrich Wickert
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ist.«
    »Oder es ist jemand, der mich für seine Politik benutzt. Und wenn ich in meinen Überlegungen ganz verwegen bin, dann tippe ich auf den Innenminister oder seine engste Umgebung. Der will Premierminister werden, und auch das nur, um sich eine gute Ausgangsbasis für den nächsten Präsidentschaftswahlkampf zu schaffen.«
    »Ach, du lieber Gott! Eine sehr gewagte Spekulation.«
    »Aber hättest du je geglaubt, dass politische Parteien schwarze Kassen so füllen, wie ich das inzwischen herausgefunden habe? Sie schöpfen von allen öffentlichen Aufträgen einen Prozentsatz ab, etwa über Scheinfirmen wie die >Sotax< des Generals. Da sind vielleicht Hunderte von Millionen zusammengekommen. Die verstecken Politiker wie Drogengelder in der Schweiz, auf den britischen Kanalinseln, ja sogar auf Gran Cayman, von wo sich der General das Geld paketweise bar nach Paris liefern ließ. Und das auch noch von einem ehemaligen Folterer aus dem Algerienkrieg.«
    »Der inzwischen Bananenfarmer auf Martinique ist. Und das hört trotz deiner Untersuchungen nicht auf. Sieh dir nur an, wie die Stadtoberen von Nizza sich bereichern wollten.«
    »Abenteuerlich! Die hatten richtige Prozentstaffeln aufgestellt, wie viel von jedem öffentlichen Auftrag an sie abfallen sollte: bis 650000 Euro jeweils viereinhalb Prozent. Am tollsten dann der Spruch: >Die Leute aus Nizza haben ja das Geld. Und wenn's nicht reicht, dann erhöhen wir eben die Steuern.< Raubrittermanieren!«
    Freitag: Erfolg auf ganzer Linie. Das Labor hatte die
    Geschosse aus den Gewehren von Gilles und La-Brousse mit der Kugel verglichen, die den General mitten ins Herz getroffen hatte, und konnte ohne irgendeinen Zweifel deren Herkunft nachweisen.
Amadee
    Kommissar Cesaire lachte laut auf.
    »Es wäre klüger gewesen, das Geld für ein Telefonat auszugeben«, sagte er. »Dann hättet ihr die Flugkosten gespart und ein freies Wochenende in Paris verleben können. Der Vogel ist nämlich ausgeflogen!«
    »Seit wann?«
    »Seit etwa einer Woche, und zwar mit Mann und Maus. Die ganze Truppe ist abgetaucht, hat wahrscheinlich mit einem Boot abgelegt. Wir haben ihn zwar abgehört, doch das hat er wohl erwartet und nichts übers Telefon verabredet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er nach Santa Lucia rübergeschippert ist, um von dort aus nach Barbados zu kommen.«
    »Barbados hat er immer wieder als Abflughafen benutzt, wenn er auf die Cayman-Inseln flog, um Schwarzgeld abzuholen«, erklärte Jacques für Jean Mahon und fragte: »Habt ihr noch ein bisschen Kaffee? Wir sind schließlich den ganzen Tag geflogen, und für uns ist es jetzt vier Uhr nachts.«
    Cesaire erkundigte sich, ob sie auch etwas essen wollten, und schickte einen Polizisten los, ein paar Sandwichs und frischen Kaffee zu holen.
    »Bitte so starken, dass der Löffel drin steht, für die weit gereisten Herren!«, fügte er lachend hinzu und fuhr dann wieder sachlich fort: »Zur gleichen Zeit ist aber auch Amadee Alibar abhanden gekommen.«
    Als Jacques den fragenden Blick von Kommissar Jean Mahon sah, warf er ein, dass es sich um die Witwe von Gilles handele.
    »Ihre Haushaltshilfe meldete, sie sei eines Abends vor gut zehn Tagen verschwunden und habe seitdem kein
    Lebenszeichen mehr von sich gegeben«. Cesaire wandte sich jetzt direkt an Jacques: »Ob der Mörder sie als Geisel mitgenommen hat?«
    Sein Gesichtsausdruck drückte sowohl Sorge als auch die leicht hämische Frage aus: Na, weißt du mehr von deiner Doudou?
    Jacques warmit keine Miene.
    Er fühlte sich klebrig, sein Hemd war durchgeschwitzt.
    Es war zwar schon weit nach elf, aber die Luft war immer noch sehr heiß und schwül. Jacques war mit Kommissar Mahon und dem Einsatzleiter von einem Polizeiauto am Flughafen abgeholt worden und geradewegs in die Polizeidirektion gefahren, während das Dutzend Männer des Sonderkommandos, die in ihrer sportlichen Kleidung wie ein Athletikclub auf Urlaubsreise wirkten, sich um das Gepäck kümmerten.
    Der Pariser Kommissar erkundigte sich bei dem karibischen Kommissar mit so viel Feingefühl, wie ihm möglich war, welche Maßnahmen er ergriffen habe, um den Flüchtigen auf den Fersen zu bleiben. Und er war offensichtlich beeindruckt, als Cesaire ihm erklärte, dass er nicht nur in allen größeren Häfen in der Karibik und an allen Flughäfen mit Linienverkehr seine Vertrauensleute aktiviert, sondern auch alle Schiffsbesitzer unter die Lupe genommen hätte, die LaBrousse und seine Männer auf eine andere Insel
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