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Der Regenmoerder

Der Regenmoerder

Titel: Der Regenmoerder
Autoren: Sidney Sheldon
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Wort zu seinem Kollegen Blake: „Los!" Akiko saß immer noch an den Stuhl gefesselt im Dunkeln im Wandschrank. Sie versuchte zwar verzweifelt, sich ihrer Fesseln zu entledigen, aber je mehr sie sich mühte, desto mehr schnitten sie sich in sie ein. Ihre Handgelenke bluteten bereits von den vergeblichen Befreiungsversuchen.
    Dann ging die Wandschranktür plötzlich auf. Alan Simpson eröffnete ihr: „Ich muß eine Weile weg. Ich muß sicherstellen, daß Sie in der Zeit keinen Lärm machen." Er hatte ein großes Taschentuch in der Hand. Das schob er Akiko in den Mund und band es fest, so daß sie, geknebelt, keinen Laut mehr von sich geben konnte. „Das hält Sie ruhig", sagte er.
    Akiko versuchte noch etwas zu sagen und ihn anzuflehen, aber es war ihr unmöglich, noch ein Wort zu äußern.
    Er grinste zufrieden. „Ich bin bald wieder da."
    Die Tür ging wieder zu, und Akiko saß erneut in stockfinsterem Dunkel . Von diesem Irrsinnigen lasse ich mich nicht umbringen, dachte sie verbissen . Sekio, wo bist du? Hol mich hier heraus!
    Aber es war ihr trotzdem klar,. daß es keine Rettung mehr geben konnte. Sekio wußte doch nicht einmal, daß sie verschwunden war! Und wenn er es schließlich herausfand, hatte er immer noch längst keine Ahnung, wohin man sie verschleppt hatte!
    Wenn ich weiterleben will , dachte sie schließlich, muß ich mir schon selbst helfen. Nur, wie? Sie war mit Händen und Füßen an den Stuhl gefesselt, auf dem sie saß, und die Wandschranktür war außerdem zugesperrt. Ich kann aber nicht einfach tatenlos hier sitzenbleiben, sagte sie sich. Ich muß etwas unternehmen.
    Sie begann hin- und herzurutschen, so daß der Stuhl sich bewegte. Die enggebundene Schnur ihrer Fesseln verursachte ihr starke Schmerzen, aber sie achtete nicht darauf. Sie wollte einfach nur aus ihrem Gefängnis heraus. Der Stuhl schaukelte immer stärker, bis er schließlich gegen die verschlossene Schranktür umkippte und diese aufsprengte.
    Sie lag auf dem Boden, an den Stuhl gefesselt, und atmete keuchend.
    Sie sah sich im Raum um. Es war niemand da. Der Würger war fort. Nun war sie zwar aus dem Wandschrank gekommen, aber entscheidend änderte dies ihre Lage noch lange nicht. Sie mußte einen Weg finden, wie sie sich ganz befreien konnte. An der anderen Seite des Zimmers stand ein Glastisch. Sie schob sich mit ihren Füßen hin, samt dem Stuhl, an dem sie hing, und mit ihren auf den Rücken gebundenen Händen. Als sie es bis zu dein Glastisch geschafft hatte, brachte sie ihre Fesselstricke an den scharfen Rand der Glasplatte und begann, sie durchzurubbeln. Die Glaskante schnitt ihr allerdings auch mit in die Handgelenke. Sie spürte, wie sie blutete.
    Sie war in verzweifelter Eile, weil sie unbedingt frei sein wollte, bevor der Würger wieder zurückkam. Endlich hatte sie eine Hand frei, dann auch die andere. Hastig löste sie die Fesseln von ihren Beinen und stand auf. Sie zitterte am ganzen Leib und konnte kaum stehen. Sie holte tief Luft. Ich bin frei, dachte sie.
    Aber gerade, als sie auf dem Weg zur Wohnungstür war, ging diese auf, und der Würger war zurück. „Ah", sagte er, „wo soll es denn hingehen?"
    Sekio Yamada und Detective Blake standen im Flur vor Akikos Wohnung. Yamada. untersuchte das Türschloß. „Kratzspuren", konstatierte er. „Da ist jemand eingebrochen." Er holte seinen Dietrich heraus.
    „Was haben Sie denn vor?" fragte Detective Blake. „Na, wir verschaffen uns Zugang."
    „Das können Sie doch nicht machen. Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl. Den müssen wir uns erst beschaffen." „Dazu haben wir keine Zeit mehr", sagte Yamada schroff. Er erinnerte sich jetzt genau, wie eigenartig Akiko sich gestern abend verhalten hatte. Sie war in Schwierigkeiten, da gab es gar keinen Zweifel! Er schloß die Wohnung mit dem Dietrich auf, und sie gingen zusammen hinein.
    Alles sah ganz normal aus. Keine Anzeichen von Kampf oder Auseinandersetzung. Doch dann sah Sekio im Schlafzimmer, daß in dem Bett niemand geschlafen hatte. „Sie war die ganze Nacht nicht da", sagte er.
    Sie gingen weiter in das Atelier. Yamada blieb schon in der Tür verblüfft stehen. Auf dem Boden lagen die Scherben des modellierten Kopfs des Würgers. Auch Detective Blake stand da und starrte ungläubig. „Warum hat sie das gemacht?" „Hat sie nicht", sagte Yamada. „Wer denn?" „Na, der Würger!" .
    Ihm war auf einmal alles klar. Als sIe sich an der Tür so eigenartig verhalten hatte, war der Würger schon bei ihr gewesen!
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