Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rebell

Titel: Der Rebell
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
gesucht. Tot oder lebendig ... Erschossen oder erhängt, nach dem Gutdünken des Offiziers, der sie gefangennehmen würde ... An solche Drohungen wollte sie jetzt nicht denken. Nur wenn sie die Angst verdrängte, konnte sie ihre Aufgabe erfüllen. Sie zog den Schlapphut tiefer in die Stirn und das Cape enger um die Schultern. In den zahlreichen Taschen steckten Goldmünzen, Laudanum, Briefe und Yankee-Dollars. Wenn sie schwimmen mußte, würde sie den Umhang ablegen und später holen. Hoffentlich blieb ihr das erspart. Sie hatte sich zwar von dem Schlangenbiß erholt, fürchtete aber, daß sie noch ein bißchen zu schwach war für solch anstrengenden Aktivitäten.
    Die Augen zusammengekniffen, spähte sie im gelblichen Mondlicht zur Küste. Nichts Verdächtiges. Doch — da ... »Warte!« flüsterte sie dem Kapitän zu.
    »Siehst du was?« fragte Nasby, der ein guter Freund geworden war.
    Zwischen den Bäumen schimmerten zwei rötliche Lichter. Sie atmete erleichtert aus. »Nur ein kleines Reh.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Jenkins, bringen Sie die Mokassinschlange an Land.«
    »Ja, Sir.« Der junge Seemann salutierte, und der Kapitän wandte sich wieder zu Alaina.
    »Sei vorsichtig.«
    »Natürlich.«
    »Vergiß nicht — dein Leben ist kostbarer als deine Fracht, weil du unersetzlich bist.«
    »Daran werde ich stets denken.« Bald würde man sie jedoch ersetzen müssen... »Jetzt muß ich gehen.«
    Wenig später saß sie im Boot, und Jenkins ruderte über das nachtschwarze Meer.
    »Halt!« wisperte sie plötzlich. Wurden sie beobachtet — und erwartet? Aber an der Küste rührte sich nichts. Jenkins hörte zu rudern auf, aber der Kahn glitt durch den Schwung weiter dem Ufer zu.
    Da erwachte der Waldrand zum Leben. Der Mond war wieder hinter Wölken verschwunden, und Alainas Augen konnten das Dunkel nicht durchdringen. Doch sie hörte die knirschenden Schritte der Männer, die zwischen den
    Bäumen hervorkamen, das Klicken der entsicherten Gewehre.
    »Ergeben Sie sich, und Ihr Leben wird geschont.«
    Nun kam der Mond hinter den Wolken hervor und beleuchtete acht Soldaten in den verhaßten blauen Uniformen, die sich am Strand postiert hatten. Vier standen, vier knieten. Und alle Waffen zielten auf das Boot.
    Ein neunter Mann stand etwas abseits. Ian ...
    Alainas Herz krampfte sich zusammen.
    »Verdammt!« fluchte Jenkins. »Wir müssen kapitulieren!«
    Niemals . .. Sie sprang ins Wasser, tauchte unter und schlüpfte aus dem schweren Umhang. Wenn Ian zum Boot schwamm, würde er nur das Cape finden — auf dem Meeresgrund.
    Sie ließ sich von der Strömung treiben, schnappte kurz nach Luft und schwamm unter Wasser weiter. In einiger Entfernung von Ians Männern stieg sie zwischen verschlungenen Mangrovenwurzeln ans Ufer und hoffte, sie konnte im dichten Gestrüpp fliehen. Aber da ertönte ein gellender Ruf: »Halt, oder ich schieße!«
    Unbeirrt rannte sie davon, obwohl sie fürchtete, jeden Augenblick eine Kugel im Rücken zu spüren. Doch es war kein Schuß, der sie niederstreckte, sondern Ians kraftvoller Körper. Sekunden später saß er rittlings auf ihren Hüften, und ihre verzweifelte Gegenwehr nützte ihr nichts — nicht einmal ihr Fausthieb, der ihn am Kinn traf.
    »Du bist also die gottverdammte Mokassinschlange«, stieß er hervor. »Wie kannst du es wagen?«
    Vor Angst halb von Sinnen, suchte sie nach Worten. »Und du bist der gottverdammte Panther! Der Verräter! Um Himmels willen, das ist Florida! Wie kannst du es wagen?«
    Schritte näherten sich im Sand. »Major, der Rebell, der das Boot gerudert hatte, geriet in Panik und ertrank. Leider konnten wir ihn nicht retten.«
    Beklommen preßte Alaina die Lippen zusammen. Armer Jenkins ... Warum hatte er so schnell aufgegeben? Wäre er doch etwas mutiger gewesen!
    Noch ein Kriegsopfer. Und diese Männer hatten ihn gar nicht töten wollen.
    »Schon gut, Sam«, erwiderte Ian. »Brian, Reggie, kümmern Sie sich um die Leiche. Wir kehren zum Basiscamp zurück.« Dann neigte er sich herab und flüsterte seiner Frau zu: »Versuch nicht noch einmal, mir zu entkommen.«
    »Würdest du mich erschießen?« würgte sie hervor.
    »Im Sumpf schießen wir auf alles, was sich bewegt«, erwiderte Ian, erhob sich und zog sie auf die Beine.
    Inzwischen hatten seine Leute die Pferde geholt, und er setzte Alaina auf Pyes Rücken.
    Den Tränen nahe, stand sie in der Pfahlhütte — in ihrem Gefängnis. Sie war aus den nassen Kleidern geschlüpft, hatte sich gewaschen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher