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Der Rebell

Titel: Der Rebell
Autoren: Heather Graham
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du meine Frau bist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Weil ich dein Kind erwarte.«
    Er verbrachte die Nacht nicht in ihrer Hütte. Das wagte er nicht. Während seine Männer das Gefängnis bewachten, kehrte er in seine eigene Hütte zurück. Rastlos wanderte er umher und trank eine halbe Flasche Whiskey. Im Morgengrauen, als Sam Jones zu ihm kam, war das Problem immer noch nicht gelöst.
    Den Kopf in die Hände gestützt, saß Ian auf seinem Bett.
    »Also, Major, so wie ich's sehe ...«, begann Sam. »Wir haben die Mokassinschlange gefangen. Und der Mann ist tot.«
    Verständnislos starrte Ian ihn an. Dann lächelte er schmerzlich. »Offenbar verstehen Sie, daß ich die Mokassinschlange weder erschießen noch hängen kann. Und ich kann sie auch nicht vors Kriegsgericht stellen.« Zögernd fügte er hinzu: »Sie erwartet ein Baby.«
    »Ah, der kurze Trip nach St. Augustine«, murmelte Sam. »Nein, Sie dürfen die Mokassinschlange nicht hängen, Major.«
    »Aber wie soll ich verhindern, daß sie sich in neue Schwierigkeiten bringt? Jeder andere Yankee-Kommandant würde sie mit dem Tod bestrafen.«
    »Oh, da gibt's Mittel und Wege«, erwiderte Sam grinsend.
    Alaina glaubte, sie hätte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Aber offensichtlich war sie doch eingeschlafen, denn als sie sich im ersten Tageslicht umschaute, entdeckte sie ihre frischgewaschenen Kleider, die irgend jemand in die Hütte gebracht hatte. Hastig wusch sie sich und zog sich an, dann sank sie aufs Bett und wartete in wachsender Nervosität.
    Endlich klopfte es an der Tür. Sam trat ein und reichte ihr eine Tasse Kaffee. »Ma'am, der Major möchte Sie sehen. Wann immer Sie bereit sind.«
    Sie schaute ihn erstaunt an. Aber er sagte nichts mehr.
    Nachdem sie die Tasse leer getrunken hatte, führte er sie aus der Hütte, die Treppe hinab und in die Mitte des Camps. Ian saß auf seinem Hengst, ein anderes Pferd neben sich. »Steig auf. Wir reiten weg.«
    Mühsam verbarg sie ihre Erregung, als sie im Sattel saß.
    Wie leicht wäre es, die Fersen in die Pferdeflanken zu drücken und davonzugaloppieren ... Nein, ihrer Liebe zu Ian konnte sie nicht entfliehen, trotz aller Barrieren, die zwischen ihnen standen. Schweigend folgte sie ihm durch den Wald zu einer anderen Lichtung.
    Ian schwang sich von Pyes Rücken. An einen Baumstamm gelehnt, musterte er seine Frau.
    »Ich werde dich nicht hängen.«
    »Wenn du doch verstehen würdest, was ich fühlte ...«    
    »Was du fühltest? Gehört es bereits der Vergangenheit an?«
    »Was ich jetzt empfinde, weiß ich nicht. Ich bin so müde. Gestern wollte ich nach Belamar fahren — und die Mokassinschlange sterben lassen.«
    »Verschwinde.«
    »Aber ...«
    »Du hast ein Pferd. Belamar liegt nur eine Meile ent
       

    fernt. Geh nach Hause und überleg dir, was du tun willst. Und wenn ich zu dir komme, sag mir, was du beschlossen hast.«
    »Ian ...«
    »Reit endlich los! Es sei denn, du willst dich noch in dieser Minute zur Union bekennen und deinen Treueeid leisten.«
    Alaina fühlte sich elend. Wie konnte sie den Mann verlassen, den sie über alles liebte?
    »Natürlich riskiere ich sehr viel«, fuhr er fort. »Du kennst unser Lager. Hoffentlich verrätst du uns nicht.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu ihr und schlug auf die Kruppe ihres Pferdes, das sofort davontrabte.
    Nach fünfzehn Minuten zügelte sie die Stute. Nein, auf diese Weise durfte sie sich nicht von ihm trennen. Entschlossen ritt sie zu der Lichtung zurück. »Ian!«
    Er ließ sich nicht blicken.
    »Ian!« rief sie verzweifelt.
    Da trat er hinter einem Kiefernstamm hervor, den Hut tief in die Stirn gezogen. Alaina sprang aus dem Sattel, lief zu ihm und warf sich in seine Arme. Leidenschaftlich erwiderte sie seinen Kuß. »Nicht, daß ich die Seiten gewechselt hätte ... Aber ich hasse diesen Krieg. Anfangs wollte ich den Tod meines Vaters rächen. Und ich glaubte an die Staatenrechte des Südens. Aber dann floß soviel Blut .. . Vor kurzem sah ich, wie ein paar Rebellen das Haus eines Pflanzers niederbrennen wollten, in der Nähe von St. Augustine — weil er in New Orleans für die Union gekämpft hatte. Schließlich erkannte ich, wie verwerflich die Sklaverei ist. Es kann nicht richtig sein, Menschen zu kaufen und zu verkaufen, nur weil sie schwarz sind ...« Da ihr die Worte fehlten, verstummte sie.
    Ian drückte sie fest an seine Brust. Jetzt spürte sie keinen Zorn in seiner Umarmung, so wie am vergangenen
    Abend, sondern Liebe und
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