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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn
Autoren: Jon Land
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spürte das Monster in ihrer Brust rebellieren, es mit gewaltigem Rucken an den Muskeln, die es festhielten, um eine Pause bitten.
    Dem Breaker gegenüber lag ein mit Rasen und Bäumen umsäumter Park. Doris kämpfte sich durch ihn hindurch, Richtung South Country Road. Ihre Bewegungen erschienen ihr langsam, fast wie im Traum, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, um von einem Baum zum anderen zu gelangen. Der Regen bildete Pfützen auf dem Rasen, und ihre Füße platschten hindurch. Aber das einzige Geräusch, das sie wahrnehmen konnte, war ihr mühsames Atmen. Es kam ihr vor, als hätte ein Stück Nahrung den falschen Weg genommen, so daß nur noch winzige Luftstöße zur Lunge gelangen konnten.
    Plötzlich wußte sie nicht mehr, wo sie war. Die Konturen ihrer Umgebung waren ihr vertraut, aber sie konnte sie trotzdem nicht in Zusammenhang bringen mit dem Gebäude, das sie so gut kannte. Da waren Schritte, die den ihren einen Nachhall gaben, und sie drehte sich um. Ihre Slipper blieben an einer Schnur, die frisch gemähten Rasen abtrennte, hängen und brachten sie zum Stolpern. Ihre Hände gruben sich in die Erde, und ihr Gesicht platschte gegen etwas Weiches. Ihr Herz flatterte, schien auszusetzen, und als sie versuchte aufzustehen, hatte sie kein Gefühl mehr in den Beinen.
    Sie fühlte, wie das kalte, schlammige Wasser durch ihr Nachtkleid drang, und dachte, völlig unangebracht, wie unangenehm es war, so schmutzig zu sein. Das Geräusch der nahen Schritte war verstummt, und sie schöpfte Hoffnung, daß sie den Männern für den Augenblick vielleicht entkommen war. Wenn sie sich hinter diese Bäume dort vorn schleppen könnte, würde sie sie vielleicht täuschen und es schaffen.
    Vor ihr waren die Bäume schemenhaft, verschwommen im prasselnden, vom Wind gepeitschten Regen.
    Für einen Moment schien es, als habe das schreckliche Flattern in ihrer Brust nachgelassen, und Doris atmete dankbar auf. Dann kam der Schmerz, wie eine riesige, explodierende Klinge, die in ihre Brust gerammt und dort festgehalten wurde. Sie versuchte zu schreien, aber es schien, als habe der Schrecken sie zwischen zwei Atemzügen eingeschlossen. Sie spürte, daß ihr Mund offenstand und schlammiges Wasser ungehindert hineinströmte. Ich sollte husten, dachte sie, aber dann wurde ihr klar, daß ihr keine Luft mehr geblieben war, die sie aushusten konnte.
    Ein letztes Zittern durchlief sie, bevor die Dunkelheit des Schlammes sie umschloß und Doris sich tief darin hineinsinken ließ.

Teil 2
Drew
4
    Drew Jordan war auf keinen Kampf ausgewesen, besonders nicht mit den Rykerbrüdern an einem Mittwochabend bei Clyde, und bevor er seinen zweiten Wodka-Soda ausgetrunken hatte. Zunächst einmal waren die Rykers eine gefährliche Macht in Georgetown, obwohl niemand so genau wußte, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Einige von Clydes Bande meinten, daß sie Killer für die CIA- oder Secret-Service-Leute seien, verantwortlich dafür, fanatische Verrückte vom Präsidenten fernzuhalten. Jedenfalls machten sie einen imposanten Eindruck. Beide groß und schwer gebaut, mit Schultern, die von ihren teuren Anzügen kaum gebändigt wurden.
    Es war Drew gewesen, der den beiden Männern den Namen Ryker-Brüder gegeben hatte – nach dem schurkischen Clan aus Drews Lieblingsfilm Shane. Clint Eastwood und seine Truppe konnte man vergessen. Niemand konnte wie Alan Ladd mit zusammengepreßten Lippen eine Linie zustande bringen, die so aussah, als würde er nur durch eine Seite seines Mundes Luft holen.
    Jedenfalls wurde der Kampf eigentlich durch Jabba, dem berüchtigten Hutt, ausgelöst. Benannt nach dem sabbernden, schwerfälligen Monster aus dem dritten Star-Wars- Film , mit dem er mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit hatte, war Jabba ein weiteres Rätsel innerhalb der Georgetown-Gemeinde. Viele sagten, er sei ein ehemaliger Georgetown-Universitätsprofessor, der nach verschiedenen verlorenen Kämpfen mit der Flasche entlassen worden war, und es ging auch das Gerücht um, eine tote Frau im Zusammenhang mit einer homosexuellen Affäre sei ebenfalls daran schuld. Jedenfalls ließ sich Jabba regelmäßig mit seinem massigen Körper in einer Ecke von Clyde nieder, bestellte Drinks für jeden, der ihm ein freundliches Wort zuwarf, und hielt Hof über diese Dankbaren und jene, die betrunken genug waren, ihm bei seinen Abhandlungen über den Zustand der Welt zuzuhören. Drew tat Jabba aufrichtig leid: eine verlorene Seele, die sich unter all den
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