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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Poore
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Boden.
    ***
    Die Pilgerväter hatten sich im Gemeindesaal versammelt. Sie waren vor einem wütenden arktischen Sturm geflüchtet und erzählten sich nun Schauergeschichten.
    »In Jamestown hatten die Leute so schrecklichen Hunger, dass sie die Toten ausgegraben und gegessen haben«, sagte John und hustete.
    »Unsinn!«, schniefte Miles. »Es waren nur die frischen Toten, die gegessen wurden!«
    Elder Mather wollte etwas beitragen, doch es ging in einem heftigen Niesen unter. Ehe er sich davon erholt hatte, wurden sie von der Alarmglocke unterbrochen, deren wildes Geläut das Heulen des Sturmes übertönte.
    »Indianer!«, röchelten und husteten die Pilger und rannten nach draußen, um nachzusehen.
    Und tatsächlich, es waren Indianer. Wie der Sturm kamen sie aus der Dunkelheit, schossen ihre Pfeile ab, schleuderten Kriegsbeile und verschwanden wieder. Die Pilger sahen kaum, wohin sie schießen mussten.
    Bumm!
    Die Musketen und Donnerbüchsen auf dem Palisadenzaun spien Feuer und Blei, gefolgt von Schreien und schmerzerfülltem Stöhnen.
    Ein Pilger fiel über die Palisaden nach draußen, einen Pfeil in der Kehle. Ein anderer starb an der Grippe, während er die Drehbasse nachlud.
    Jenny Mather, eine Laterne in der Hand, führte die Frauen und Kinder durch die Gasse beim Brunnen in das Versammlungshaus, wo sie gemeinsam husteten, zitterten und beteten.
    Draußen war der Wind zu hören – und immer weniger Schüsse, dafür mehr und mehr Indianergeheul.
    ***
    Der Teufel gehörte zu den ersten Kriegern, die die Palisaden überwanden.
    Er setzte die Kartoffelmiete in Brand und wollte gerade in den Brunnen pinkeln, als im Schneegestöber eine dunkle Gestalt mit einer Wollkapuze erschien. In ihren grünen Augen spiegelte sich das flackernde Licht der Fackel, die der Teufel in der Hand hielt.
    Jenny Mather sah verängstigt aus, doch sie war gekommen, um zu tun, was getan werden musste: Sie bot dem Teufel ihre Seele im Tausch für ihr Leben an.
    Der Teufel hatte eine ausgesprochene Schwäche für Seelen.
    Ohne groß nachzudenken, griff er unter Jennys Kapuze und zwang ihre Kiefer auseinander. Etwas, das wie eine Spottdrossel aussah, flatterte aus ihrem Mund und ließ sich auf dem Finger des Teufels nieder.
    Der Teufel bewunderte die Federn und die scharfen kleinen Augen, dann ließ er das Ding zurück in Jennys Mund.
    »Abgemacht«, sagte er und entblößte seine langen weißen Zähne.
    Die Krieger kletterten über die Palisaden zurück und verschmolzen mit dem Sturm und den winterlichen Wäldern, und der Teufel verwandelte sich in einen hübschen roten Fuchs und rannte Pfeife rauchend hinterher.
    ***
    Von nun an bekämpfte er die Pilger nicht mehr.
    Weitere Schiffe kamen, und entlang der Küste entstanden neue Forts. Die Pilger bauten eine Straße, und ein neues Dorf wuchs in den Wäldern heran, ein paar Meilen vom Meer entfernt. Bald darauf entstand ein weiteres Dorf, dann noch eins. In einem harten Winter starben viele Pilger, aber es kamen ständig neue nach.
    Einige, die bisher am Meer gelebt hatten, zogen in eines der neuen Dörfer in den Wäldern. Auch John und seine Frau sowie Miles und mehrere andere luden ihre Kinder und ihre Siebensachen auf Ochsenkarren und machten sich auf den Weg hinunter nach New Coventry, New Lincoln, New Stafford-upon-Welpole und anderen amerikanischen Ortschaften. Manchmal kamen sie an verlassenen Indianerdörfern vorbei, doch sie bemerkten es nicht einmal.
    Sie bemerkten auch nicht den Pilger, den sie überholten. Er war ein Farmer oder Händler, der in seiner Pfeife ein übel riechendes Kraut rauchte. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass der vermeintliche Pilger aus Holz war, es sei denn, sie hätten ihn berührt.
    Er ging langsam und ließ die Pilger passieren, bis der letzte Wagen an ihm vorbei war. Unter der Heckplane saßen zwei Kinder und stritten sich, welches von beiden als Erstes krank werden und sterben würde.
    Sie verstummten, als sie den Fremden erblickten. Er lächelte ihnen zu, und sie lächelten zurück. Dann streckte er die Hände aus und zauberte Münzen aus ihren Ohren.
    »Wie schön die glänzen!«, jauchzten die Kinder.
    »Das ist Gold.« Der Teufel zwinkerte. »Steckt die Münzen ein und gebt gut darauf acht. Bewacht sie mit eurem Leben. Vermehrt sie, wenn ihr könnt. Braver Junge. Braves Mädchen.«
    Er reichte ihnen die Münzen wie ein Farmer, der einen Setzling pflanzt.

3
Der Tod von
Dan Paul Overfield
Kansas, 1969
    Der Himmel über Kansas hatte die
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