Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Poore
Vom Netzwerk:
Jenny Mathers katzengrüne Augen.
    »Ja, die Butter«, sagte Jenny. »Würdest du die Kühe in Frieden lassen, hätten wir bald wieder welche.«
    Es war eine unbequeme Tatsache, dass manche Menschen die Gabe besaßen, die merkwürdigsten Dinge zu durchschauen und manchmal sogar den Teufel zu erkennen.
    »Würdet ihr alles auf eure Schiffe laden und zurück nach England segeln«, antwortete er und erhob sich, »müsstet ihr euch keine Gedanken um mich oder die Kühe machen.«
    Er musterte Jenny, eine ansehnliche Frau, von oben bis unten entlang seiner hölzernen Nase und verspürte ein mächtiges Jucken überall auf der Haut.
    Als Jenny sagte: »Wenn du die Kühe in Frieden lässt, küsse ich dich«, hörte er sich antworten: »Abgemacht!«
    Sie schlüpften in den Räucherschuppen, wo fünfzehn Schinken und ein Ochse an den Balken baumelten, und Jenny küsste den Teufel lange und innig.
    Natürlich er hatte darauf spekuliert, dass es weiterging, nachdem sie erst angefangen hatten. Entsprechend enttäuscht war er, als Jenny sich von ihm löste und verschwand, ohne ihn auch nur noch einmal an sich zu drücken.
    Trotzdem. Der Teufel mochte lügen und betrügen, doch eine Abmachung war eine Abmachung.
    Er würde die Kühe fortan in Ruhe lassen.
    Die Butter kam wieder. Niedergeschlagenheit und Aberglaube schwanden, und die Dinge waren mehr oder weniger wie zuvor.
    Der Teufel beobachtete alles von einem Apfelbaum herunter, enttäuscht über sich selbst, während er kleine Vögel in seine Pfeife stopfte und wütend paffte.
    ***
    Der Frühling wurde zum Sommer. Das Fort wuchs und gedieh. Die Bäume fielen vor den Äxten der Pilger, und die Jäger unternahmen tiefere Streifzüge in die Wälder als je zuvor.
    Die Pilger hatten Krankheiten mit ins Land gebracht, von denen die Indianer dahingerafft wurden. Ganz Stämme starben aus.
    Der Teufel beschloss einmal mehr, die Engländer loszuwerden.
    Diesmal fiel sein Auge auf die Kinder.
    Eines Nachts trat er in die Träume der Kleinen und flüsterte zu ihnen. Dann kauerte er sich hinter das Hühnerhaus, um auf den Morgen zu warten.
    Als die Dämmerung kam, gingen die Jäger auf Beutezug, während die Ältesten sich am Brunnen versammelten und debattierten, ob sie einen Waffenschmied aus England kommen lassen sollten.
    »Auf den Wildwechseln der Hirsche sind Spuren von Indianern«, sagte John, der einen Mann kannte, der einen Mann kannte, der in Virginia bei lebendigem Leibe gehäutet worden war.
    »Die Indianer sind tot«, spie Miles hervor. »Die meisten jedenfalls.«
    »Aber die noch leben sind verzweifelt und voller Angst. Vielleicht rotten sie sich zusammen, um uns anzugreifen«, gab Elder Mather zu bedenken. »Indianer gibt es immer, ob viele oder nicht, und das wirft nun mal die Frage nach einem Waffenschmied auf.«
    Viele Pilger wurden sogar in ihren Träumen von den Indianern heimgesucht. Die Rothäute verbargen sich in den Schränken und unter den Betten. Sie waren an allem schuld, angefangen bei stumpfen Rasiermessern bis hin zu Spinnen im Feuerholz.
    Während die Ältesten sich besprachen, tauchten in der Gasse zwischen den Häusern Kinder auf.
    Die Ältesten verstummten verwundert, denn die Kinder – dreißig? vierzig? – kamen in einer Marschkolonne, als wären sie Soldaten. Es schienen sämtliche Kinder der Siedlung zu sein, angefangen bei Molly Fellberry mit ihren dreizehn Jahren bis hin zur kleinen Abigail Fetters, noch keine zwei Jahre alt.
    Es war etwas beunruhigend Erwachsenes an ihnen. Die Ältesten bemerkten ein Wissen und eine Reife in den Augen der Kinder, die sie niemals hätten besitzen dürfen. Und wie sie sich bewegten, ohne ein Geräusch zu machen, hatte etwas Unwirkliches, beinahe Übersinnliches.
    Die merkwürdige Kolonne bog am Palisadentor links ab und verschwand schweigend aus dem Fort, einer nach dem anderen.
    Die Ältesten folgten ihnen, wiederum gefolgt von einer Anzahl Frauen sowie einigen Fischern. Sie entdeckten die Kinder auf der anderen Seite des Weidezauns, wo sie auf die Wälder unterhalb des Hügels starrten, in zwei ordentlichen Reihen aufgestellt wie ein Chor. Die Erwachsenen beobachteten die Kinder eine Zeit lang, dann nickten sie einander zu und stapften los, um die Kinder zu ergreifen, als diese unvermittelt wie aus einem Mund zu sprechen begannen.
    Sie beschrieben eine Zukunft, als hätten sie diese im Traum gesehen. Dabei deuteten sie auf die Wälder, die im Westen lagen – genau wie die Zukunft, von der sie redeten.
    Die Kinder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher