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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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hätte er ihr vielleicht das Leben gerettet.«
    Fry schwieg einen Moment lang. »Es wird sich zeigen, wie hilfsbereit Raymond Proctor ist. Ohne seine Fingerabdrücke auf dem Schlüssel für die Hintertür von Parson’s Croft hätten
wir keinen Beweis gehabt, um die Suche zu rechtfertigen. Wir wussten zwar, dass Rebecca Lowe Proctor am fraglichen Tag angerufen hat, aber was heißt das schon? Die beiden kannten sich seit Jahren. Okay, Proctor hat an jenem Abend im Cheshire Cheese getrunken, wo er Mansell Quinn gesehen haben könnte oder auch nicht, und er könnte den Pub zum fraglichen Zeitpunkt verlassen haben oder auch nicht. Aber auch in diesem Fall gilt: Was heißt das schon? Warum sollte er nicht lieber verschwinden, als eine Konfrontation zu riskieren? Wir haben keine Zeugen, die sagen, dass Proctor sich auf den Weg zu Parson’s Croft gemacht hat, niemanden, der sein Auto auf dem Feldweg gesehen hat, und keine Reifenspuren. Am Tatort gab es überhaupt keine DNA-Spuren. Wenn Proctor ein bisschen logisch gedacht und den Schlüssel behalten oder ihn einfach abgewischt oder Handschuhe angezogen hätte, hätte er nur auf den richtigen Augenblick warten müssen, um das Messer loszuwerden.«
    »Logik funktioniert in solchen Momenten nicht unbedingt, oder?«
    Inzwischen waren weitere Mitglieder des Teams ins Büro zurückgekehrt. Ihre Stimmen waren im Flur zu hören und klangen laut und aufgeregt. Im Erdgeschoss war Ray Proctor abgefertigt und in eine Zelle gebracht worden. Cooper fragte sich, ob er ins Gartree-Gefängnis geschickt werden würde, um dort seine Haftstrafe anzutreten. Und ob er in vierzehn Jahren zum Tor des Sudbury-Gefängnisses hinausmarschieren würde, von seiner Familie verlassen und auf dem besten Weg, durch die Maschen des Systems zu fallen.
    »Aber eines kann ich dir sagen«, sagte Fry, »Proctor muss sich echte Sorgen wegen Will Thorpe gemacht haben. Hut ab vor deinen Überredungskünsten, dass du ihn dazu gebracht hast, Thorpe wieder bei sich aufzunehmen, Ben.«
    »Proctor hat allerdings dafür gesorgt, dass er nicht geblieben ist.«

    »Und Quinn hat das Problem schließlich für ihn gelöst.«
    »Ich nehme an, wir haben Quinn noch nicht ausfindig gemacht, oder?«, fragte Cooper.
    »Nein. Aber er wird schon irgendwo auftauchen. Nicht einmal Mansell Quinn kann sich in Luft auflösen.«
     
     
    Gavin Murfin kam lächelnd und schwitzend herein. »Hey, Ben«, sagte er, »bei dir brauchen wir keine DNA-Analyse zu machen. Hab ich dir das schon mal gesagt?«
    »Ja, das hast du gesagt, Gavin.«
    »Ich weiß, aber es ist wirklich erstaunlich. Hast du nachgesehen, ob dein Dad Alan Proctor irgendwann mal verhaftet hat?«
    »Nein. Aber mein Dad hätte jedem Fünfzehnjährigen eine zweite Chance gegeben«, erwiderte Cooper. »Das hat er bei Jugendlichen immer so gemacht.«
    »Ja, das hab ich auch gehört«, sagte Fry.
    Sie hatte sich auf ihren Schreibtisch gesetzt, nachdem der Raum sich gefüllt hatte, und genoss die Atmosphäre. Oder zumindest dachte Cooper, dass sie das tat.
    »Ich hab gehört, dass er es vorgezogen hat, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ihnen einfach einen Anpfiff zu erteilen oder einen freundlichen Rat zu geben«, fuhr sie fort. »Wie Gavin sagt, ein typischer Polizist der alten Schule. Heutzutage würde man damit nicht durchkommen. Auf gar keinen Fall.«
    Cooper drehte sich um und sah Fry an. Endlich gelang es ihm einmal, ihrem Blick standzuhalten, obwohl er wusste, dass sie geradewegs durch ihn hindurchblicken konnte.
    »Jeder verdient eine zweite Chance«, sagte er.
    »Nicht unbedingt jeder, Ben.«
    Er war sich nicht ganz sicher, wen sie damit meinte. Wer hatte keine zweite Chance verdient? Mansell Quinn oder Alan Proctor? Oder meinte sie ihn ? Oder vielleicht sogar sich selbst?

    Das erinnerte Cooper daran, dass er Diane Fry noch immer nicht annähernd so gut verstand, wie sie ihn zu verstehen schien. Von Zeit zu Zeit hatte er das Gefühl, einem Einblick in ihre Gedanken näher zu kommen, doch dann entzog sie sich ihm jedes Mal wie etwas, das zu zerbrechlich war, als dass man es mit der Hand hätte greifen können.
    Er konnte sich nicht mehr erinnern, in welcher der Schauhöhlen in Castleton sich eine bekannte Kalkspat-Formation befand: Stalaktiten und Stalagmiten, die aufeinander zugewachsen waren, bis nur noch vier Zentimeter zwischen ihnen lagen. Sie waren nur vier Zentimeter davon entfernt, sich zu berühren und miteinander zu verschmelzen. Doch Geologen hatten
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