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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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brauchte.«
    »Na ja, es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Vielleicht schloss Ihr Vater daraus, dass Sie wussten, wer Carol Proctor in Wirklichkeit umgebracht hatte, aber trotzdem zuließen, dass er ins Gefängnis kam, wie alle anderen auch.«
    »Oh, aber...«
    »Und vielleicht«, sagte Fry, »hielt er Ihren Verrat für den schlimmsten von allen.«
    Simon machte eine finstere Miene. »Ich glaube kaum, dass ›Verrat‹ in diesem Zusammenhang das richtige Wort ist.«
    »Nein? Haben Sie nicht irgendwann versucht, Ihrem Vater zu sagen, dass Sie nicht sein Sohn sind?«
    »Das hab ich nur im Eifer des Gefechts gesagt. Ich war noch ein Teenager, und ich war wütend.«
    Fry hielt einen Moment inne, da sie merkte, dass es Lowe nervös machte, nicht zu wissen, was als Nächstes kam.

    »Wussten Sie, dass Alan Proctor Ihr Halbbruder war?«, fragte sie. »Der Sohn Ihres Vaters?«
    Simon machte ein Gesicht, als seien seine schlimmsten Albträume Wirklichkeit geworden. »Was? Mein Vater – und Carol Proctor? Das glaube ich nicht. Das kann nicht wahr sein, oder?«
    »Sie wissen sehr gut, dass es wahr sein kann«, erwiderte Fry. »Fragen Sie Raymond Proctor. Er glaubt es. Und Alan hat es später ebenfalls herausgefunden.«
    »Das muss ein harter Schlag für ihn gewesen sein. Er hielt große Stücke auf Ray.«
    »Ja, ich glaube, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Es war allerdings eine gefährliche Art von Zuneigung, wie sich herausstellen sollte.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie damit meinen, Detective Sergeant. Das ist mir einfach zu viel auf einmal.«
    Fry wusste, dass es Zeit war aufzubrechen, und sie musterte die Lowes ein letztes Mal. Bruder und Schwester schienen einander immer so nahe zu sein, dass sie sich fragte, was es bedurft hätte, sie zu trennen und gegeneinander aufzubringen. Irgendetwas gab es bestimmt, daran bestand kein Zweifel. Irgendetwas gab es immer.
    »Ich meine damit, Sir«, sagte sie, »dass DNA nicht alles ist. Wie Raymond Proctor erst gestern selbst zu mir gesagt hat, muss Blut nicht immer dicker als Wasser sein.«
     
     
    Als Ben Cooper wieder im Büro war, klopfte Gavin Murfin ihm als Erster auf die Schulter, als sei er so etwas wie ein Held. Doch Cooper wusste nur zu gut, dass er nichts dergleichen war.
    »Tja, bei dir müssen wir keinen DNA-Test machen, Ben«, sagte Murfin. »Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, wer dein Vater war. Du bist ihm so ähnlich, das ist wirklich unglaublich.«

    Cooper lächelte. Das war die Reaktion, die von ihm erwartet wurde, und er hatte sie geübt.
    »Das bekomme ich ständig zu hören, Gavin.«
    »Ich meine nicht nur äußerlich, sondern auch wie du deinen Job anpackst. Joe Cooper war ganz genauso – er wollte alles über jeden wissen. Wer wem was angetan hat, wie oft und womit. Uns modernen Polizisten mag das ein bisschen altmodisch vorkommen, aber ich nehme an, es hat durchaus Vorteile. Er kannte Mansell Quinn. Und ich wette, Alan Proctor kannte er ebenfalls.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass er als Teenager ein ziemlicher Rabauke war, der dauernd in Schlägereien geraten ist. Mich würde interessieren, ob dein Vater ihn mal wegen irgendwas einkassiert hat.«
    »Das weiß ich nicht, Gavin.«
    »Jedenfalls haben die Richter schließlich die Geduld verloren, als er neunzehn war, und ihn für zwölf Monate eingebuchtet. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits zu alt für eine Jugendstrafanstalt war, wurde er ins Gartree-Gefängnis gesteckt. Und jetzt rate mal, welcher von den Gästen Ihrer Majestät ihm dort über den Weg gelaufen ist.«
    »Mansell Quinn.«
    »Volltreffer. Und Mansell Quinn war derjenige, der Alan Proctor die Schneidezähne ausgeschlagen hat. Er musste von da an eine Zahnprothese tragen. Für einen Burschen Anfang zwanzig muss das ganz schön beschissen gewesen sein. Dem Gefängnisarchiv zufolge hat Quinn nie einen Grund für den Angriff genannt. Aber zwischen den beiden war offensichtlich irgendwas im Busch. Da soll noch mal einer behaupten, es würde dafür gesorgt, dass Männer im Gefängnis keine engen Beziehungen eingehen.«
    Cooper sah Diane Fry an ihrem Schreibtisch arbeiten. Offenbar war sie ihren Heuschnupfen losgeworden, oder zumindest
schienen die Medikamente Wirkung zu zeigen. Sie sah an diesem Morgen weniger müde aus als in den vergangenen Tagen. In Simon Lowes Haus war Fry fast wieder in ihrer normalen Form gewesen: angriffslustig, direkt und ergebnisorientiert.
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