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Der Puppengräber

Der Puppengräber

Titel: Der Puppengräber
Autoren: Petra Hammesfahr
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das gesamte Grünzeug. Anschließend setzte er jeden Grashalm wieder ein.»
    Die Frage, ob Ben sich diese Mühe gemacht hätte, wenn er den Leichnam nur vorübergehend auf der Wiese deponieren und bei Gelegenheit die gesamten Überreste auf den elterlichen Hof hätte bringen wollen, stellte sich uns nicht mehr. Mit dem Obduktionsbericht schloss ich mich Bruno Kleus Meinung an.
    Die Rechtsmediziner stellten fest, dass Britta Lässler erst am Montagnachmittag getötet worden war. Zu diesemZeitpunkt war Ben in seinem Zimmer eingeschlossen gewesen – und Heinz Lukka nach seinem Auftritt in der Polizeiwache daheim. Darüber hinaus brachten die kriminaltechnischen Untersuchungen im Bungalow genügend Beweismaterial für eine Schuldzuweisung.
    Die Spurensicherung stellte zwei Flaschen sicher; eine aus dem Kühlschrank, die andere aus der verspiegelten Bar im Wohnraum; in denen sich außer Coca-Cola und Edelkirschlikör ein starkes und rasch wirksames Betäubungsmittel befand. Sie fanden sogar im Geschirrspüler noch das Glas, aus dem Britta getrunken hatte.
    In Lukkas Garage wurde ein Spaten entdeckt, an dessen Schaufelblatt sich noch Erdklumpen befanden. Die labortechnischen Untersuchungen bewiesen zweifelsfrei, dass diese Erde von der Apfelwiese stammte. Die Bodenbeschaffenheit dort unterschied sich stark von der Umgebung. Auch wenn die Sandpütze seit langem erschöpft waren, war die Erde doch noch mit Sand durchsetzt.
    Der Hobbykeller mit dem gefliesten Boden und den pflegeleichten Wänden machte auf den ersten Blick einen unverfänglichen Eindruck. Der Boden war blitzblank, die Wände makellos. Unter der Bestrahlung mit Speziallampen jedoch schien es, als wate man durch ein Meer von Blut. Zwischen Hanteln, Bauchtrainer und sonstigen Gerätschaften fand sich ein Chirurgenbesteck und anderes Werkzeug, dass sich selbst den Abgebrühten unter uns der Magen umdrehte.
    Auch an Heinz Lukka gab es schlüssige Indizien. Obwohl er über und über mit Blut beschmiert gewesen war, ließ sich keine äußere Verletzung feststellen. Sein Genick und das Zungenbein waren gebrochen. Tanjas Verletzungen waren von einem Tranchiermesser verursacht, das neben Lukkas Leiche gelegen hatte. Auf dem Messergriff befanden sich nur Lukkas Fingerabdrücke. Ein paar verwischteFingerspuren fanden sich auf der Klinge. Und da Bens Handflächen und Fingerkuppen zerschnitten waren, ebenso der rechte Ellenbogen und die rechte Schulter, war der Fall für mich eindeutig. Der Staatsanwalt sah es ebenso.
    Benjamin Schlösser hatte versucht, das Leben seiner jüngsten Schwester zu retten, indem er mit Schulter und Ellenbogen voran durch die gläserne Terrassentür brach, mit Heinz Lukka um das Messer rang und, als das nichts half, den Anwalt bei Hals und Nacken packte. Ob er Heinz Lukka hatte töten wollen oder ob nur die Kraft in seinen Fäusten, die das Hirn nicht kontrollieren konnte, zu Lukkas Tod geführt hatte, konnte niemand beurteilen.
    Aber ich traute mir sehr wohl ein Urteil über sein Verhalten nach Brittas Verschwinden zu. Er muss gewusst haben, welche Gefahr jungen Mädchen und Frauen im Haus seines Freundes drohte, folglich musste er entsprechende Beobachtungen gemacht haben. Er hatte gesehen, dass Lukka noch einmal wegfuhr. Und er hatte versucht, seine Eltern auf den Weg zu bringen, um das Mädchen zu retten.
    Und Britta Lässler wäre zu retten gewesen, hätte Ben daheim jemanden angetroffen – außer seiner eingeschlossenen Schwester. Britta Lässler wäre noch zu retten gewesen, hätte Jakob am Montagmorgen nicht erneut zugeschlagen. Britta Lässler wäre sogar am frühen Montagnachmittag noch zu retten gewesen, als wir Bruno Kleu abholten. Wenn ich nur begann, darüber nachzudenken, wurde mir übel.
    Offiziell war der Fall geklärt, soweit er Britta und Tanja betraf. Da stellte sich uns nur die Frage, wie der Kopf in Bens Hände gelangte, ob er zufällig aufmerksam geworden war, wie Bruno Kleu annahm. «Als Trude ihn am Dienstag rausließ, hat sein erster Weg garantiert zurWiese geführt», meinte Bruno. «Das war seine übliche Tour. Und ich halte jede Wette, ihm ist sofort aufgefallen, dass drei Disteln anders standen. Sie hätten ihn erleben müssen, wie er sich nach der Suchaktion um das Kraut im Bruch bemüht hat.»
    Es waren noch unzählige Fragen mehr. Warum hatte Heinz Lukka Bens Schwester angegriffen? Warum hatte er sich mit Britta Lässler so viel Zeit gelassen? Was hatte er sich von seinem Auftritt in der Polizeiwache
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