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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition)
Autoren: Joana Brouwer
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Sorge um Heide wahnsinnig werden ließ. Außerdem meinte er zu wissen, dass ihr Verschwinden in einem Zusammenhang mit diesem unglückseligen Doppelmord stand. Bereits in der Nacht vor seiner Abreise nach Hannoversch Münden, die er nach ihrem Streit allein auf Heides Wohnzimmercouch verbracht hatte, hatte er gewusst, dass Frau Buttenstetts Anliegen in den Händen der Polizei am besten aufgehoben war. Deshalb war er so unbeschreiblich wütend gewesen. Außerdem hatte er sich gefragt, weswegen Heides Bekannte sich nicht früher gemeldet hatte. Ihr Schwager war schließlich bereits am Montagabend nicht nach Hause gekommen. Abgesehen von diesen zeitlichen Ungereimtheiten riss ein rücksichtsvoller Mensch nicht zu nachtschlafender Stunde seine Mitmenschen wegen einer Angelegenheit aus dem Schlaf, die bis zum nächsten Morgen warten konnte. Auch Heide hatte nichts – tatsächlich gar nichts – auf die Schnelle unternehmen können. Hatte er nicht von vornherein geahnt, dass die Vermisstensache Schöllen ihnen nur Ärger einbringen würde? Warum nur war Heide der Bitte einer Person nachgekommen, die ihm selbst bereits auf den ersten Blick mehr als unsympathisch gewesen war? Nie würde er begreifen, was eine warmherzige, lebensfrohe Frau, wie Heide es zweifelsohne war, mit einer Beate Buttenstett verband, die einen kühlen, unzufriedenen, mürrischen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte.
    »Hat Torben ihr Handy orten lassen, Dieter?«, bohrte Karel unerbittlich weiter.
    »Torben hat es versucht, aber es ist wohl nicht eingeschaltet«, erwiderte Michel für ihn.
    »In so einer Situation ist man hilflos«, brummelte Friedrichs. »Mir tut das wirklich leid, Dieter. Dir sind praktisch die Hände gebunden, und das ist schwer zu verkraften. Grade für jemanden wie dich, der es gewohnt ist, immer die Initiative zu ergreifen, muss das unerträglich sein. Warte mal in Ruhe ab. Manche Dinge klären sich wie von allein.«
    Schwierige Situationen klärten sich nicht von allein, dachte Dieter erbost. In schwierigen Situationen musste der Mensch handeln, wenn sich ihm dazu die Möglichkeit bot. Und momentan sah es so aus, dass er nicht handeln konnte, hilflos war. Bisher hatte er in seinem Leben erst ein Mal diese bitterböse Erfahrung machen müssen. Damals war sein Vater einige Monate sehr krank gewesen und an dieser Krankheit gestorben. Nicht an den Tod denken, wies er sich zurecht. Heide ist vom Sterben so weit entfernt wie der Mond von der Sonne. Sein Magen fühlte sich an, als hätte er zum Frühstück einen Stein verschluckt.
    »Irgendjemand muss Orthes geholfen haben, aber er gibt an, er habe keinen Komplizen gehabt«, sagte Michel.
    Komplizen, überlegte Dieter. Hatte Heide ihm wirklich alles, was sie in der Sache Schöllen erfahren hatte, erzählt? Unglückseligerweise neigte sie dazu, ihm die wichtigsten Ergebnisse ihrer Recherchen erst einmal zu verschweigen, um sie dann zu gegebener Zeit gegen sein Wissen einzutauschen. Was, wenn Schöllen einen Komplizen gehabt hatte und Heide ihm in die Hände …? Als er plötzlich die Grabstätte der Familie Rosenbring vor sich sah und Heide, wie sie die bedruckte Schleife anhob, atmete er ruhig ein und aus und schob das Bild sofort beiseite. Stopp! Nicht weiterdenken! Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und steckte sie sofort zurück in seine Hosentasche, weil er merkte, dass es ihm nicht gelang, sie ruhig zu halten. Ihm war entsetzlich heiß, dabei war es nicht warm. Warum schwitzte er? Vielleicht wurde er krank. Warum sah Friedrichs ihn so merkwürdig an?
    Dieter wich dem Blick seines Kollegen aus, starrte auf die blaue Plane, mit der man Schöllens Leichnam abgedeckt hatte, und wünschte sich, dass dieser entsetzliche Tag bald vorbei wäre oder dass sein Handy endlich klingelte und Heide sich meldete. Eine Autopanne! Wahrscheinlich hatte sie eine Autopanne gehabt. Ihr Golf hatte bereits bessere Zeiten gesehen. Quatsch, rief die Vernunft. Sie hätte dich angerufen oder sich bei Celia gemeldet. Es ist etwas Entsetzliches geschehen, und du stehst hier untätig herum und vergeudest kostbare Zeit!
    »Nun, zumindest seine Aussage, wir würden Schöllens Leichnam im Teich finden, entspricht den Tatsachen«, sagte Friedrichs.
    »Ist euch sonst noch irgendetwas Interessantes in die Hände gefallen?«, fragte Michel.
    »Ja!«, antwortete Friedrichs. »Am Rand der Hecke konnten wir eine Geldbörse sicherstellen. Will ich dem Ausweis Glauben schenken, der sich darin befindet, dann gehört
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