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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition)
Autoren: Joana Brouwer
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früher einmal bedeutet hat, und sie weiß auch, dass ich meine Jugend für sie geopfert habe, als unsere Mutter gestorben ist.« Beate wischte sich mit einer ungelenken Handbewegung die Tränen aus dem Gesicht. »Auch für sie hatte ich mir eine gerechte Strafe überlegt.«
    »Was willst du damit andeuten?«, fragte Heide angsterfüllt. »Du hast doch nicht etwa –?«
    »Blödsinn«, unterbrach Beate sie. »Ich will nicht mehr über Simone sprechen.« Sie presste die Lippen aufeinander und starrte auf Heides Beine. »Ich dachte, sie würde wegen der Briefbögen in ihrem Altpapiercontainer zumindest eine Nacht im Knast verbringen, aber ich habe mich geirrt.«
    »Ich begreife nicht!«
    »Du hast noch nie irgendetwas begriffen!«, sagte Beate leise. »Ich liebe meine Schwester.«
    Es musste ihr gelingen, Beates Stimmungsumschwung auszunutzen. Beate war traurig, enttäuscht und unglücklich. Sie benahm sich wie ein kleines verzweifeltes Mädchen. Heide musste sie davon überzeugen, dass es besser war, die Pistole beiseitezulegen und sich der Polizei zu stellen.
    »Sie haben sich Alexandra gemeinsam vorgenommen. Schöllen und Laxhoff. Sie haben sie eingesperrt und schlimme Sachen mit ihr gemacht. Sie hat mir nie Einzelheiten erzählt. Sie hat gar nicht mehr gesprochen. Sie fand es wohl besser, sich umzubringen.«
    »Ich kann verstehen, dass du ihren Vergewaltigern nicht verzeihen konntest. Sie war schließlich deine Freundin«, erwiderte Heide einfühlsam.
    »Alexandra war damals schon seit langem nicht mehr meine Freundin. Es ging mir nie darum, sie zu rächen oder Vergeltung zu üben. Sie hat mir schließlich Tommy genommen. Genauso, wie Christina mir Richard genommen hat und ihn danach Simone für sich haben wollte«, erklärte Beate und fuchtelte dabei unentwegt mit der Pistole dicht vor Heides Gesicht.
    »Ja, ich verstehe dich sehr gut«, sagte Heide behutsam und las sofort in Beates Miene, dass diese Bemerkung das Gegenteil von dem bewirkte, was sie sich von ihr erhofft hatte. Unbändige Wut spiegelte sich in ihren Augen, in ihrem Gesicht, in der Körperhaltung und in den wild gestikulierenden Händen.
    »Du verstehst nichts«, schrie sie. »Du kannst nicht wissen, wie es ist, wenn der Mann, den du liebst, sich hinter deinem Rücken mit seiner toten Geliebten unterhält. Was weißt du schon? Dir ist doch immer alles in den Schoß gefallen! Gegen eine Tote kannst du nicht ankämpfen! Begreifst du das nicht? Gegen die hast du keine Chance. Du verlierst immer, egal, wie viel Mühe du dir gibst.«
    »Entschuldige bitte, Beate. Das habe ich nicht gewusst. Ich habe nicht ahnen können, wie sehr du unter der Situation gelitten hast«, entgegnete Heide. Sie wies mit dem Kopf auf die Waffe und fragte ruhig: »Ist das die Pistole, mit der Schöllen und Laxhoff erschossen wurden?«
    Beate nickte. »Ich habe sie Tommy weggenommen, weil ich dachte, er würde sich damit umbringen. Stattdessen ist er zu seiner Tante gerannt, die ist nämlich für ihn so was wie eine Heilige. Sicherlich hat er sich bei ihr ausgeheult, dieser Waschlappen. Wahrscheinlich hat sie ihn geradewegs zur Kripo geschickt, damit er seine Sünden dort beichtet. Aber mich sperrt niemand ein.« Beate lachte. »So und jetzt zu dir, mein Schätzchen.«
    »Binde mich los! Bitte. Ich helfe dir. Soll ich dich zu einem Flughafen fahren oder zu einem größeren Bahnhof? Nach Münster oder nach Osnabrück?«
    »Das schaff ich allein. Du bleibst hier.« Beate drehte Heide den Rücken zu, schob die Waffe in ihre Rocktasche, nahm erst eins, danach ein zweites Weckglas aus dem Vorratsregal und stellte sie nebeneinander vor Heides Füße. »Hier! Ich bin großzügig, damit du nicht verhungerst oder verdurstest, wenn du allein bist, spendiere ich etwas vom Eingemachten. Die Erdbeeren kann ich dir empfehlen. Stammen noch aus guten Zeiten. Meine Mutter hat alles in Weckgläser gestopft, was in unserem Garten das Köpfchen aus dem Erdboden steckte. Wenn du dir etwas Mühe gibst, schaffst du es, die Gläser zu öffnen. Ich würde sie auf den Estrich werfen, dann sind sie mit Sicherheit kaputt. Oder fallen dir andere Möglichkeiten ein, den Deckel vom Glas zu bekommen? Du weißt doch immer alles besser, du Superschlaue. Selbstverständlich musst du zuerst deine Hände frei kriegen, Frau Detektivin, und das wird dauern.«
    »Binde mich bitte los, Beate.«
    »Und dann? Was geschieht dann?«
    »Ich warte – ich lass dir einen Vorsprung, ehe ich das Haus verlasse. Ich verspreche es
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