Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
versetzen. Schwer verwundet versuchte der Techniker, den Angriff abzuwehren, brachte aber keine Kraft mehr auf. Er hatte bereits zu viel Blut verloren. Der bärtige Hisbollah-Anführer wollte sich gerade auf ihn stürzen, als er, von kräftigen Händen gepackt, zurückgezerrt und in den Sand geworfen wurde.
    Abus Augen funkelten trotzig, als er sich von zwei Regierungssoldaten in Gewahrsam genommen sah. Er fürchtete sich vor keiner Regierung. Regierungen sind feige, hatte er immer gesagt. Regierungsvertreter würden hinter den Kulissen
kungeln, irgendeinen Vorwand finden – sei es internationales Recht oder ein Auslieferungsverfahren oder Repatriierung – und ihn wieder auf freien Fuß setzen, in aller Heimlichkeit natürlich. Denn darin waren sich alle gleich: Keine Regierung wollte den Zorn der Hisbollah auf sich lenken und terroristische Vergeltungsschläge riskieren.
    Abu wehrte sich nicht, aber er ließ seinen Körper hängen und zwang die Soldaten dadurch, ihn hinter sich her zu schleifen. Als sie an seinem ehemaligen Vertrauten vorbeikamen, spuckte er ihm ins Gesicht und zischte: »Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, Verräter. Schwein! Du wirst sterben für deinen Verrat.«
    Als Abu weggeschafft war, legte man den Techniker auf eine Trage. Der Kommandeur der Truppe kam, kniete sich neben ihm in den Sand und inspizierte die Wunde. Der Mann winselte leise, ließ aber sonst kein Wort verlauten.
    »Mein Gott, dass Sie überhaupt noch bei Bewusstsein sind!«, sagte der Kommandeur. Sein Englisch hatte einen starken Akzent. »Sie sind schwer verwundet und haben viel Blut verloren.«
    Der als der Techniker bekannte Mann antwortete: »Wenn Ihre Männer ein bisschen schneller auf mein Signal reagiert hätten, wäre das hier nicht passiert.« Er zeigte auf seine Armbanduhr, die mit einem Minisender ausgestattet war.
    Der Hauptmann ignorierte den Vorwurf. »Der SA-341«, er deutete auf den Hubschrauber, der über ihnen schwebte, »wird Sie in ein gut bewachtes Krankenhaus in Marokko bringen. Ich darf Ihre wahre Identität nicht erfahren, auch nicht, wer Ihre eigentlichen Auftraggeber sind. Darum frage ich auch gar nicht erst«, sagte der Tunesier. »Allerdings kann ich mir denken, dass …«
    Plötzlich zischte der Techniker: »In Deckung!« Er zog eine halbautomatische Pistole aus dem Halfter unterm Arm und feuerte in schneller Folge fünf Schüsse ab. In einiger Entfernung standen mehrere Palmen. Von dort gellte ein Schrei, und ein Kämpfer der Al-Nahda stürzte, sein Gewehr noch in der Hand, zu Boden. Offenbar hatte er sich während der Schießerei auf der Palme in Sicherheit bringen können.

    »Allmächtiger!«, stöhnte der Kommandeur und schaute sich vorsichtig um. »Jetzt sind wir wohl quitt, Sie und ich.«
    »Hören Sie zu«, murmelte der Araber matt, der gar kein Araber war. »Sagen Sie Ihrem Präsidenten, dass sein Innenminister ein heimlicher Sympathisant und Kollaborateur der Al-Nahda ist und seinen Platz einnehmen will. Er hat den stellvertretenden Verteidigungsminister auf seiner Seite. Und da sind noch andere …«
    Doch er hatte schon zu viel Blut verloren. Noch ehe er seinen Satz beenden konnte, war er in Ohnmacht gefallen.

ERSTER TEIL

Erstes Kapitel
    Washington, D.C.
Fünf Wochen später
     
    D er Patient wurde mit einem gecharterten Jet zu einem privaten Rollfeld dreißig Kilometer nordwestlich von Washington D.C. ausgeflogen. Obwohl er der einzige Passagier an Bord war, wechselte keiner von der Besatzung mit ihm ein Wort, das über das Allernötigste hinausgegangen wäre. Niemand kannte seinen Namen. Man ahnte lediglich, dass es sich um eine wichtige Persönlichkeit handeln musste. Der Flug war nirgends registriert, weder bei zivilen noch militärischen Kontrollstellen.
    Nach der Landung wurde der anonyme Passagier in einer unauffälligen Limousine nach Washington gebracht und auf eigenen Wunsch hin in der Tiefgarage eines tristen Häuserblocks nahe dem Dupont Circle abgesetzt. Er trug einen schlichten grauen Anzug, abgetragene aber sauber polierte Halbschuhe und sah aus wie Dutzende andere Mitarbeiter der Washingtoner Regierungsverwaltung – ein gesichts- und farbloser Beamter aus dem mittleren Dienst.
    Unbeachtet tauchte er aus der Tiefgarage auf und ging leichten Schrittes, aber merklich hinkend auf ein graubraunes, viergeschossiges Gebäude in der K Street nahe der 21 st Street zu. Das Haus, ganz aus Beton und grau abgetöntem Glas, unterschied sich durch nichts von all den anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher