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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat
Autoren: Robert Ludlum
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unansehnlichen Kästen in diesem nordwestlichen Bezirk der Stadt. Hier hatten Interessenvertretungen, Handelsgruppen, Reiseunternehmen und Industrieverbände ihre Hauptstadtbüros. Neben dem Eingang waren zwei Bronzetafeln montiert mit der Aufschrift INNOVATION ENTERPRISES und AMERICAN TRADE INTERNATIONAL.
    Nur einem aufmerksamen Beobachter mit entsprechendem Hintergrundwissen wären vielleicht ein paar ungewöhnliche
Details aufgefallen – so zum Beispiel die Tatsache, dass jeder Fensterrahmen mit einem piezoelektrischen Oszillator ausgestattet war, der alle Versuche einer Laser-akustischen Überwachung von außen scheitern ließ. Oder die hochfrequentige White-noise-»Quelle«, die zum Schutz vor Lauschangriffen einen Kegel aus Radiowellen über das Gebäude stülpte.
    Ansonsten gab es an dem Gebäude nichts, was die Neugier der Nachbarn geweckt hätte – jener Anwälte der Landwirtschaftskammer oder der verkniffenen Buchhalter mit ihren Krawatten und kurzärmeligen Oberhemden, die in der langsam dahinsiechenden Consulting-Firma beschäftigt waren. Morgens trudelte die Belegschaft vor dem Gebäude 1324 K Street ein, abends ging sie wieder weg, und an bestimmten Tagen kam die Müllabfuhr, um den Container zu leeren. Worum hätte man sich sonst noch kümmern sollen? Und so gefiel es dem Direktorat: in aller Öffentlichkeit gut versteckt zu bleiben.
    Als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, musste der Mann unwillkürlich schmunzeln. Wer würde je vermuten, dass der geheimste aller Geheimdienste sein Hauptquartier ausgerechnet in einem gewöhnlichen Bürogebäude an der K Street bezogen hatte?
    Die Central Intelligence Agency in Langley, Virginia, und die National Security Agency in Fort Meade, Maryland, waren in protzigen Festungen untergebracht, die förmlich auszurufen schienen: Alle mal hersehen! Hier bin ich, genau hier! Sie forderten alle Welt geradezu auf, ihre Sicherheitsschranken zu durchbrechen, was auch immer wieder versucht wurde. Diese angeblich klandestinen Behörden wirkten so diskret wie die US-Postverwaltung.
    Der Mann stand in der Eingangshalle von 1324 K Street und musterte die schmale Messingkonsole, an der ein ganz normaler Telefonhörer befestigt war, eine Sprechanlage, wie man sie überall auf der Welt in den Foyers solcher Bürohäuser vorfindet. Der Mann nahm den Hörer auf und tippte eine bestimmte Ziffernfolge in die Tastatur. Am Schluss hielt er für mehrere Sekunden den Zeigefinger auf der #-Taste gedrückt, bis ein leiser Klingelton bestätigte, dass sein Fingerabdruck
elektronisch gescannt, analysiert und mit einem der gespeicherten digitalisierten Abdrücke erfolgreich abgeglichen worden war. Nach exakt drei Rufzeichen wurde er von einer synthetischen Frauenstimme aufgefordert, sein Anliegen zu erklären.
    »Ich bin mit Mr. Mackenzie verabredet«, antwortete der Mann. In Bruchteilen von Sekunden wurden seine Worte in Datenbits konvertiert und wiederum mit einer Datenbank voller Stimmproben abgeglichen. Erst als dies geschehen war, summte die automatische Verriegelung der ersten inneren Tür aus kugelsicherem Glas. Er legte den Hörer auf, stieß die Tür auf und betrat einen winzigen Vorraum, wo er ein paar Sekunden lang verharrte, damit sein Gesicht von drei hoch auflösenden Überwachungskameras abgelichtet und mit dem vorhandenen Bildmaterial verglichen werden konnte.
    Die zweite Tür öffnete sich in einen kleinen, schmucklosen Empfangsraum mit weißen Wänden und grauem Teppichboden. Auch hier befand sich eine versteckte Apparatur, ein Detektor zum Auffinden verborgener Waffen. Auf einer marmornen Ablage in der Ecke lag ein Stapel Broschüren mit dem eingeprägten Logo von American Trade International, einer Organisation, die nur in einigen Registraturen und auf diversen Rechtsdokumenten existierte. Von dem Logo abgesehen, enthielten die Broschüren nur nichts sagendes Blabla und beliebige Plattheiten über den internationalen Handel. Ein Wachposten mit ernster, verschlossener Miene winkte Bryson vorbei, durch eine Reihe weiterer Türen und in einen mit dunklem Walnussholz getäfelten Raum, wo rund ein Dutzend Schreibkräfte bei der Arbeit saßen. Man hätte meinen können, in einer der schicken Kunstgalerien an der 57th Street in Manhattan oder in einer gut gehenden Anwaltskanzlei zu sein.
    »Nick Bryson, unser wichtigster Mann! «, rief Chris Edgecomb und sprang von seinem Sitz hinter einem Computerbildschirm auf. Der schlanke, große Mann war in Guyana geboren, hatte eine
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