Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
dunkelbraune Haut und grüne Augen. Seit vier Jahren gehörte er dem Direktorat an und arbeitete
im Team für Kommunikation und Koordination. Seine Aufgabe bestand vor allem darin, Notrufe aufzufangen und, wenn nötig, Agenten vor Ort zum Einsatz zu bringen. Edgecomb schüttelte Bryson die Hand.
    Nicholas Bryson wusste, dass er von Leuten wie Edgecomb, die liebend gern selbst im Außendienst tätig gewesen wären, als eine Art Held angesehen wurde. »Treten Sie dem Direktorat bei und verändern Sie die Welt«, witzelte Edgecomb häufig in seinem singenden Englisch, und es war meist Bryson, den er dann im Sinn hatte. Dass das Büropersonal ihn, Bryson, aus nächster Nähe zu Gesicht bekam, war selten genug und für Edgecomb gewiss ein Ereignis.
    »Es hat Sie schlimm erwischt, nicht wahr?« Edgecomb war voller Mitgefühl angesichts jenes Mannes, der bis vor kurzem im Krankenhaus gelegen hatte. Aber weil er wusste, dass es ihm nicht zustand, Fragen zu stellen, fügte er schnell hinzu: »Ich habe für Sie zum Heiligen Christopher gebetet. Sie werden in null Komma nichts wieder voll auf dem Damm sein.«
    Segmentierung und Arbeitsteilung waren das A und O des Direktorats. Kein Agent oder Büroangestellter durfte so viel an Interna wissen, dass er eine Gefahr für die Sicherheit des Ganzen werden konnte. Die Organisationsstrukturen wurden selbst vor so altgedienten Männern wie Bryson geheim gehalten. Natürlich kannte er einige der Kollegen vom Schreibtisch, aber die Außendienstler arbeiteten allesamt isoliert für sich und innerhalb der Netze, die sie selbst geknüpft hatten. War eine Zusammenarbeit unausweichlich, kannte man den anderen nur unter einem Pseudonym und seiner kurzfristig geltenden Legende. Diese Regel war mehr als bloß eine Verfahrensvorschrift – sie war ehernes Gesetz.
    »Danke, Sie sind ein guter Kerl, Chris«, sagte Byrson.
    Edgecomb lächelte bescheiden und zeigte mit dem Finger nach oben. Er wusste, dass Bryson mit Ted Waller, dem Chef, verabredet war – oder hatte der ihn etwa vorladen lassen? Bryson schmunzelte, gab Edgecomb einen freundlichen Klaps auf die Schulter und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl.

    »Bleib sitzen«, sagte Bryson, als er Ted Wallers Büro in der dritten Etage betrat. Waller stand trotzdem auf – zur vollen Größe von einsneunzig, auf die sich ein Gewicht von 135 Kilo verteilte.
    »Herrje, wie du aussiehst!«, sagte Waller sichtlich betroffen. »Wie jemand, der gerade aus einem Kriegsgefangenenlager kommt.«
    »Ich war 33 Tage in einem US-Krankenhaus in Marokko; das hat auch schon gereicht«, entgegnete Bryson. »Es war nicht gerade das Ritz.«
    »Vielleicht sollte ich mich eines Tages auch mal von einem verrückt gewordenen Terroristen aufschlitzen lassen.« Waller tätschelte seinen stattlichen Bauch, der seit Brysons letztem Besuch noch dicker geworden zu sein schien, obwohl der Anzug aus marineblauem Kaschmir elegant darüber hinwegtäuschte – so wie der Kragen seines Turnbull-&-Asser-Hemdes über den mächtigen Stiernacken. »Nick, ich mache mir wegen dieser Sache schreckliche Vorwürfe. Mir wurde gesagt, es sei ein bulgarisches Sägemesser der Marke Verenski gewesen, das man dir in den Leib gestochen und in der Wunde herumgedreht hat. Ekelhaft und primitiv. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben. Vergiss nie: Worüber wir stolpern, ist, was wir nicht sehen.« Schwerfällig setzte sich Waller zurück in seinen dick gepolsterten Ledersessel. Das getönte Fensterglas in seinem Rücken filterte das Licht der frühen Nachmittagssonne. Bryson nahm in einem Sessel vor dem Eichenschreibtisch Platz. Waller, der für gewöhnlich eine rötlich Gesichtsfarbe hatte und einen robusten Eindruck machte, war bleich und hatte Ränder unter den Augen. »Es heißt, du hast dich erstaunlich schnell erholt.«
    »In zwei, drei Wochen werde ich wieder voll auf der Höhe sein. Jedenfalls haben mir das die Ärzte versprochen. Sie meinten auch, dass ich mir nie mehr Sorgen um meinen Blinddarm zu machen brauche. Immerhin eine positive Nebenwirkung«, sagte er und empfand einen dumpfen Schmerz in der rechten Hälfte des Unterleibs.
    Waller nickte nervös. »Weißt du, warum du hier bist?«

    »Ein Schuljunge, der zum Rektor zitiert wird, hat einen Rüffel zu erwarten.« Bryson gab sich unbekümmert, obwohl ihm ganz anders zumute war.
    »Rüffel«, wiederholte Waller wie abwesend. Er blieb für eine Weile stumm und richtete den Blick auf eine Reihe in Leder gebundener Bücher im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher