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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat
Autoren: Robert Ludlum
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schützen, zog der Techniker die Kopfbedeckung seiner schwarzen, wasserdichten Montur tiefer ins Gesicht. Endlich machte er den Mund auf. Seine Stimme klang ruhig und beherrscht.
    »Ich zögere noch, es zu sagen, aber die Operation läuft bislang glatt, mein Bruder. Die mit dem matériel beladenen Trucks sind, wie verabredet, getarnt, und die Soldaten haben die kurze Strecke über die Avenue Habib Borguiga ungehindert zurücklegen können. Die Vorhut hat uns soeben über Funk mitgeteilt, dass sie den Präsidentenpalast erreicht hat. Der Coup d’État hat begonnen.« Noch im Sprechen hatte er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen.
    Abu nickte energisch. Er war ein Mann, der Erfolg gewohnt war. Mehrere Explosionen in der Ferne verrieten ihm und seinem Berater, dass der Kampf ausgebrochen war. Der Präsidentenpalast würde eingenommen werden und Tunis schon in wenigen Stunden unter der Kontrolle militanter Islamisten stehen. »Wir sollten uns nicht zu früh gratulieren«, sagte Abu mit angespannter Stimme. Der Regen ließ etwas nach, und der Sturm flaute so unvermittelt ab, wie er ausgebrochen war.

    In die plötzlich eingetretene Stille am Strand drangen gellende Rufe. Jemand schrie mit schriller Stimme etwas auf Arabisch. Dunkle Gestalten rannten über den Sand. Abu und sein Techniker langten nach ihren Waffen, sahen aber dann, dass es Hisbollah-Brüder waren, die da auf sie zugelaufen kamen.
    »Null-eins!«
    »Ein Hinterhalt!«
    »Allmächtiger Allah, sie sind umzingelt !«
    Vier Araber näherten sich, verschreckt und außer Atem. »Ein Null-eins-Notsignal«, keuchte der eine, der ein PRC-117-Funkgerät auf dem Rücken trug. »Sie konnten nur noch mitteilen, dass sie von Sicherheitskräften umzingelt und gefangen genommen wurden. Dann ist die Verbindung abgebrochen. Sie behaupten, in eine Falle getappt zu sein.«
    Alarmiert wandte sich Abu seinem Berater zu. »Wer könnte dahinter stecken?«
    Der jüngste der vier jungen Männer, die vor ihnen standen, sagte: »Das matériel , das für sie bereitgestellt worden ist – die Panzerabwehrwaffen, die Munition, das C-4 –, nichts davon hat funktioniert! Und die Regierungstruppen lagen schon auf der Lauer. Das war abgekartet, von Anfang an.«
    Abu stand sichtlich unter Schock; mit der für ihn sonst typischen Gelassenheit war es vorbei. Er winkte seinen wichtigsten Berater zu sich: » Ya sahbee , ich brauche deinen weisen Rat.«
    Der Techniker fummelte im Näherkommen an seiner Armbanduhr. Abu legte ihm einen Arm um die Schulter und sagte leise: »Es gibt offenbar einen Verräter in unseren Reihen, einen Spitzel. Unsere Pläne sind verraten worden.«
    Abu deutete mit Zeigefinger und Daumen ein Zeichen an, das für einen Uneingeweihten kaum wahrzunehmen war. Doch seine Männer verstanden sofort. Sie packten den Techniker bei den Armen, Beinen und Schultern. Der wehrte sich mit aller Kraft, kam aber gegen die durchtrainierten Kämpfer nicht an. Abus rechte Hand schnellte nach vorn. Etwas Metallenes blitzte auf. Abu rammte dem Techniker ohne
Vorwarnung ein krummes Messer mit gezackter Schneide in den Unterleib und zog es sofort wieder heraus. Abus Augen blitzten. »Der Verräter bist du !«, spuckte er aus.
    Der Techniker schnappte nach Luft. Trotz der Schmerzen, die er litt, blieb sein Gesicht maskenhaft unbewegt. »Nein, Abu!«, protestierte er.
    » Schwein! « Abu schickte sich an, ein zweites Mal zuzustechen. »Zeitpunkt und genauen Ablauf kannte sonst niemand. Kein Einziger! Und du warst es, der das matériel abgenommen hat. Es kann keiner außer dir gewesen sein.«
    Plötzlich wurde der Strand von gleißend hellem Scheinwerferlicht überflutet. Abu blickte auf und sah sich und seine Männer von zahllosen, schwer bewaffneten Soldaten in khakifarbenen Uniformen eingekesselt. Das Groupement de Commando der tunesischen Garde Nationale war wie aus dem Nichts aufgetaucht, und ein dröhnendes Knattern in der Luft zeugte von der Ankunft mehrerer Kampfhubschrauber.
    Feuerstöße aus automatischen Gewehren verwandelten Abus Männer in zuckende Marionetten. Ihre Schreie waren schnell verstummt, als ihre Körper zu Boden sackten, wo sie grotesk verrenkt liegen blieben. Noch einmal krachten die Waffen, dann wurde es gespenstisch still. Von den Terroristen waren nur der Anführer und sein Munitionsexperte am Leben geblieben.
    Doch Abu schien nichts anderes im Sinn zu haben als den vermeintlichen Verräter. Er fuhr herum und hob das Krummmesser, um ihm den Todesstoß zu
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