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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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dich ja nicht entmutigen, aber das ist doch eher unwahrscheinlich.“
    „Aber dennoch möglich.“
    Anna gefiel diese Art der Unterhaltung nicht. Zu oft hatte sie Debatten in dieser Form führen müssen. Niemand glaubte an sie.
    „Was ist das eigentlich für ein Typ, der dich da eingeladen hat?“, versuchte Anna mit der Frage abzulenken.
    Am Nachmittag hatte Melanie in einem Café einen Mann kennengelernt. Melanie ließ sich gern von Fremden ansprechen und war alles andere als kontaktscheu. Diesen netten Mann gleich am Abend wiederzutreffen versprach lustig zu werden und wer wusste schon wie die Nacht enden würde? Melanie hatte, ebenso wie Anna, einen recht hohen Verbrauch am anderen Geschlecht. Im Gegensatz zu Anna suchte Melanie jedoch nicht nach dem perfekten Partner, eher nach einem, der sie für einen kurzen Moment glücklich machte. Melanie war aus Überzeugung Single. Sie lebte gern allein und hasste es, wenn ein über Nacht mitgebrachter Mann am nächsten Morgen anhänglich wurde und glaubte seine neue Freundin in Melanie gefunden zu haben.
    „Ein äußerst gut gebauter Anzugträger. Der roch regelrecht nach Geld.“
    „Meinst du der wäre was für mich?“
    Melanie sah Anna von oben bis unten an.
    „Also, so wie du jetzt aussiehst wärst du jedenfalls nichts für ihn.“
    „Dankeschön. Du bist immer so unglaublich liebreizend.“
    Wieder lachte Melanie.
    „Anna, es wird Zeit für einen neuen Mann, also los, zeig mir die Trostlosigkeiten deines Kleiderschranks.“
    „Ich bin noch nicht so weit. Ich bin noch in der Trauerphase.“
    Beinahe wäre Melanie an ihrem Sekt, den sie in diesem Moment geschluckt hatte, erstickt und fing an zu Husten.
    „Das ist nicht dein Ernst? Wie lange ist das mit Kay jetzt her, zwei oder drei Wochen?“
    „Es sind sogar schon vier. Aber ehrlich, das hat mich wirklich mitgenommen. Ich bin noch nicht bereit für einen Neuen.“
    „So ein Quatsch“, sagte Melanie, sie wusste ganz genau, aus welchem Grund Anna versuchte sich herauszureden, „jetzt werden wir sehen, was zu retten ist, damit du heute Nacht nicht allein nach Hause gehen wirst.“

Kapitel 2: Woanders
    Zur selben Zeit, etwa 20 km weiter östlich, hatte eine Frau ganz andere Probleme, als darüber nachzudenken, was sie anziehen sollte. Sie saß allein auf ihrem Sofa und wartete auf ihren Mann. Wie jeden Freitag, so auch an diesem, ließ er wieder auf sich warten. Dabei hatte er ihr hoch und heilig versprochen, heute pünktlich zu sein. Sie hatte sogar gekocht. Das Essen war seit Stunden fertig und die Kerze, die eine romantische Atmosphäre verbreiten sollte, war so weit heruntergebrannt, dass Marion entschloss dem ein Ende zu bereiten. Wozu Romantik, wenn sie ganz allein vor dem Fernseher saß? Warum gab sie sich überhaupt noch Mühe? Sie ahnte, dass er wieder zu spät kommen würde. Es war immer das Gleiche. Er behauptete, dass er einen anstrengenden Beruf und damit verbunden viel Arbeit hätte, aber sie glaubte ihm mittlerweile kein Wort mehr. Niemand hatte über Monate so viel zu tun, dass er nie pünktlich nach Hause kam. Der einzige, ihr plausibel erscheinende Grund für sein Fortbleiben konnte eine Affäre sein. Marion war darum bemüht herauszubekommen, mit wem sich Christian regelmäßig treffen würde. Schon lange spionierte sie ihrem Mann hinterher. Bisher allerdings ohne Erfolg. Dennoch war sie davon überzeugt, dass er sie betrog. Warum sonst kam er nie pünktlich und rührte sie kaum noch an? Ehrlicherweise musste sie sich eingestehen, dass sie selbst kein Interesse an intensiver Zweisamkeit mit der Aussicht auf späteren Beischlaf hatte. Dabei war ihr durchaus bewusst, dass wenn sie schwanger werden wollte, es sinnvoll war mit ihm intim zu werden. Marion wollte ihren Mann bei sich haben, aber doch nicht so nah. Wenn er sich ihr näherte, dann immer zu einem Zeitpunkt, den sie als völlig unpassend empfand. Meist dann, wenn sie auf dem Sofa saß, sich von ihrer Arbeit entspannen und eine ihrer Lieblingsserien sehen wollte. Wusste er nicht, dass er sie in solchen Momenten besser in Ruhe ließ? Wenn sie abends im Bett lagen, war sie viel zu müde, um körperlichen Ertüchtigungen in Form von Sex ertragen zu können. Selbst wenn sie einfach stur auf dem Rücken liegen blieb und ihn arbeiten ließ, so war es ihr lästig, da er sie vom Schlafen abhielt. Um sechs klingelte erbarmungslos ihr Wecker. Obwohl sie von Natur aus kein Mensch war, der in den frühen Morgenstunden irgendeine Form der
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