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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent
Autoren: Alex Seinfriend
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ich die Wohnung verlasse. Hoffentlich sieht keiner, wie sich mein Teil durch den Stoff abmalt. Ich bin zwar nicht prüde, aber es muss auch nicht gleich die ganze Stadt wissen, dass ich heute absolut notgeil bin. Und Lukas gehe ich wohl besser die nächsten Tage aus dem Weg. So heiß mich der Gedanke auch macht, aber wenn ich mit einem solchen Typen eine Nummer schiebe und wir uns danach tagtäglich sehen müssen, dann kann das eigentlich nur Probleme geben …

Wer zu spät kommt …
    Wer zu spät kommt …
    Die blöde Straßenbahn hat sich nervenaufreibend langsam durch die Stadt geschoben. Wahrscheinlich wäre ich zu Fuß noch schneller gewesen. Aber so ist das immer, wenn man voll im Stress ist. Jetzt stehe ich vor den Aufzügen und warte, dass endlich einer von den Stahlkästen mal runterkommt. Wahrscheinlich wäre ich auch hier schneller, wenn ich zu Fuß laufen würde. Aber bis in den fünften Stock, da habe ich nun wirklich keinen Nerv zu. Es reicht, dass ich mich schon von der Haltestelle bis hierher beeilt habe und bei den sommerlichen Temperaturen ins Schwitzen gekommen bin. In der Sonne ist es sicher schon dreißig Grad, obwohl wir noch keine zehn Uhr haben. In Gedanken sehe ich mich schon, wie ich mich gleich erhitzt und mit einer Verspätung von gut vierzig Minuten entschuldige. Ich überlege, ob ich eine Szene machen soll, wenn der Kehlmann mir einen seiner Sprüche drückt. Immerhin bezahle ich ihn ja mit meinen Studiengebühren. Da kann es ihm doch vollkommen egal sein, ob ich mir das Programm reinziehe oder nicht.
    Vor mir schieben sich die Aufzugtüren auf und ich schlüpfe in den kleinen Kasten. Als nach einer gefühlten Ewigkeit die Türen wieder zugehen und das Ding sich nach oben in Bewegung setzt, bin ich froh, dass ich allein im Aufzug stehe. Hastig greife ich mir in die Hose und bringe meinen Slip wieder in die richtige Position. Meine Stange hat mir in der Bahn ganz schön zu schaffen gemacht. Dieses ewige Hin- und Herruckeln und Anfahren und Abbremsen … Wenigstens hat sich meine Erektion beim Spurt hierher einigermaßen verflüchtigt. Dafür sitzt jetzt nichts mehr da, wo es soll. Na ja, immerhin ist bei dem Gedanken an den Kehlmann mein Schwanz wieder vollständig abgeschwollen. Einfach widerlich, dieser Typ mit den Löckchen und der Schleimscheißervisage!
    Im fünften Stock trete ich dann korrekt angezogen auf den Flur und laufe auf den Seminarraum am Ende zu. Das wäre aber auch wirklich zu viel gewesen, wenn ich da jetzt auch noch mit Dauererektion reingemusst hätte. Kurz kommt mir wieder Lukas in den Kopf. Oh nein! Nicht jetzt! Ich atme tief durch und drücke vorsichtig die Türklinke nach unten. Jetzt nur keine Zeit für morgendliche Duschfantasien! Ich höre den Kehlmann über irgendein BWL-Zeug schwadronieren. Dann schiebe ich mich möglichst leise durch den Türspalt in den Raum. Einige meiner Mitstudenten drehen die Köpfe zu mir. Ein Mädel gleich neben der Tür sieht mich mitleidig an. Bestimmt ist sie auch zu spät gewesen, sonst würde sie wohl kaum so weit hinten sitzen.
    „Wir unterbrechen dann noch mal für den Kommilitonen”, sagt der Kehlmann laut.
    „Entschuldigung”, murmle ich und schließe die Tür. Wie war das noch mit der Szene? Sollte ich ihm nicht sagen, dass er selbst jetzt mehr stört, indem er auf mein Zuspätkommen eingeht?
    „Sie wissen, dass die Sitzung schon fast vorbei ist?”
    „Ach, ich dachte, ich käme noch rechtzeitig zur zweiten Halbzeit …”
    Huch! Das ist mir so rausgerutscht! Und dann auch noch mit Fußballbezug. Lukas und Marek wären stolz auf mich! Und die Anwesenden – ausgenommen der Kehlmann selbst – sind wohl auch der Meinung, dass der Spruch gelungen ist. Lautes Lachen schlägt mir entgegen. Ich nutze den Moment, um zu dem Platz neben dem Mädel zu flüchten. Jetzt Augen zu und in der Masse untergehen.
    „Darf ich die Herrschaften um Ruhe bitten?”, mault der Kehlmann ungehalten. „Und Sie”, er nickt mir bestimmend zu, „Sie kommen nach der Sitzung zu mir, damit ich Ihnen mein Verständnis von Pünktlichkeit darlegen kann.”
    Ich versuche ruhig zu bleiben, doch es platzte schon aus mir heraus: „Das können wir gern machen, in der nächsten Sitzung habe ich einen Dozenten, der sich durch mangelnde Pünktlichkeit nicht gleich in seiner Ehre angegriffen fühlt. Der wird es verstehen, wenn ich mir bei Ihnen ein paar Tipps zum Zeitmanagement im Studium abhole und deshalb zu spät komme.”
    Um mich herum lacht wieder
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