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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent
Autoren: Alex Seinfriend
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ihn gewonnen, für sich, für uns.
    Als wir schließlich gegangen sind, war die Mutter ganz bekümmert und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Der Alte dagegen hat weiter gebrüllt. Doch wirklich was zu sagen hatte er nicht mehr, schließlich hat Marco seinen Posten in der Firma gekündigt.
    Am Abend haben wir nebeneinander im Bett gelegen und nicht miteinander geschlafen. Das war ganz schön hart … Aber wir haben es geschafft.
    Das alles ist jetzt knapp einen Monat her. Wie jeden der vergangenen Abende liege ich schon in Marcos Bett und schaue ihm dabei zu, wie er sich auszieht.
    „Wir haben es geschafft”, sagt Marco mit schelmischem Grinsen.
    „Nein, noch nicht”, gebe ich zurück. Das ist eine Art Ritual geworden. Jeden Abend versucht Marco spaßeshalber, mich doch herumzubekommen. Dann hüpft er ins Bett und wir sehen uns eine Weile an, reden ein bisschen und dann schlafen wir – mit Augen zu und Schnarchen und so, nichts anderes!
    „Aber morgen ist es doch genau einen Monat her!”, beschwert sich Marco. Zögernd bleibt er vor dem Bett stehen, dann zieht er auch noch den Slip aus. Seitdem ich nun bei Marco wohne, haben wir immer in Unterwäsche geschlafen, quasi als Schutz vor einer plötzlichen Sexattacke. Aber heute steigt Marco nackt zu mir ins Bett.
    „Hey, was soll das?”, frage ich empört. „Wir müssen noch eine Nacht durchhalten!”
    „Du bist so hart ”, sagt er und spielt damit eher auf meine Shorts an, die sich wie ein Zelt aufspannt, als auf meine Willenskraft.
    „Und du bist ganz schön gemein”, gebe ich zurück und drehe mich von ihm weg. Ich spüre seine warme Hand auf meiner Flanke.
    „Wäre es wirklich so schlimm, wenn wir heute schon …”
    „Ja!”, sage ich fest entschlossen, damit ich der Versuchung nicht erliege. Wenn ich auch nur ein bisschen Zögern würde, dann …
    „Weißt du was?”, fragt Marco und rutscht näher an mich heran. Verdammt, ich kann seinen Schwanz an meiner Shorts spüren!
    „Nein”, sage ich grob, „und ich will es auch gar nicht wissen.”
    „Bist du schlecht gelaunt?”
    „Ein wenig”, gebe ich zu. „Weil du mich hier so bedrängst.”
    „Nicht wegen Lukas?”, fragt er sanft.
    Ich schlucke. Die Sache mit Mara und Lukas hat ganz schön gedauert. Und ich habe ein Dutzend ernster Gespräche mit Mara geführt, in denen ich ihr geraten habe, sich das mit Lukas gut zu überlegen. Ich meine, der Typ steht ganz eindeutig auch auf Kerle, egal, ob er sich das eingestehen kann oder nicht. Wenn ich bedenke, was wir alles miteinander getrieben haben … Nein, Lukas kann mir nicht erzählen, dass er absolut hetero ist. Und irgendwann wird ihm Mara nicht mehr reichen und dann macht er sich auf die Suche nach einem Kick, während Mara mit einem gebrochenen Herzen zurückbleiben wird. Ja klar, ich kann mich auch irren und alles ist plötzlich wie im Märchen, doch wie oft passiert das schon? Mara aber hofft genau auf diese kleine Chance. Als ich heute ihre Mail bekommen habe, dass sie und Lukas jetzt endlich offiziell zusammen sind – was so viel bedeutet, wie, dass sie miteinander geschlafen haben –, war das für mich wie ein Schock. Insgeheim hatte ich nach den vier recht ereignisarmen Wochen gehofft, dass Mara ihr Interesse an Lukas aufgibt. Jetzt aber steuert das Ganze der Katastrophe entgegen. Zumindest habe ich das so im Gefühl. Na ja, hoffentlich irre ich mich da.
    „Hey”, flüstert Marco, „das hat nichts mit uns zu tun!”
    Ich drehe mich wieder zu ihm um. „Wirklich nicht?”, frage ich. „Was ist, wenn Lukas irgendwann doch wieder Bock auf ’nen Schwanz hat?”
    „Sag nicht so schmutzige Sachen, wenn du willst, dass wir uns diese Nacht noch beherrschen”, gibt Marco zurück.
    „Jetzt mal ernsthaft!”, blocke ich seine anzügliche Bemerkung ab. „Mara verknallt sich immer in Schwule! Und du kannst mir nicht erzählen, dass Lukas absolut hetero ist!”
    Marco schweigt eine Weile, dann sagt er endlich: „Nein, das glaube ich auch nicht. Aber vielleicht ist er verliebt genug, um auf gewisse Dinge verzichten zu können. Oder aber sie arrangieren sich irgendwann damit und …”
    „Das ist doch alles Scheiße!”, spreche ich dazwischen.
    „Warum beschäftigt dich das eigentlich so?” Marco legt seine Hand auf meine Brust, als wolle er mich beruhigen. „Du bist doch mit mir zusammen, nicht mit Lukas oder Mara.”
    Ich lache. Der Gedanke, dass ich etwas mit Mara anfangen könnte, ist witzig. Dann bin ich aber
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