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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent
Autoren: Alex Seinfriend
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fragt Marco leise. „Hab ich was falsch gemacht?”
    Hat er? Ja, natürlich. Aber kann ich ihm das auch einfach so sagen? Aus seiner Sicht ist ja nichts falsch gelaufen, für ihn war alles goldrichtig.
    „Hab ich dich – überrumpelt?”, fragt er schließlich.
    Ich sehe ihm endlich in die Augen. Echte Sorge liegt in seinem Blick. „Ein wenig”, gebe ich zu und zucke mit den Schultern, „aber nicht schlimm.”
    „Was ist es dann?”
    „Ich – ich bin …” Meine Stimme versagt und ich weiß auch gar nicht, ob ich die Wahrheit wirklich aussprechen soll …
    „… eifersüchtig?”, hilft Marco aus und trifft damit ins Schwarze.
    Ich nicke vorsichtig. Jetzt kommt Marco doch auf mich zu und weil ich diesmal nicht schnell genug reagiere, spüre ich seine Arme um mich und mein Gesicht liegt an seinem.
    „Ich bin – eifersüchtig, weil …” Ich stocke. „… weil ich nicht nur – Sex will …”
    Marco steht einfach still und drückt mich weiter an sich.
    „Und Lukas und Mara … Das ist einfach … Ich weiß nicht …”
    Sanft streicheln seine Hände über meinen nackten Rücken.
    „Und du willst nur Sex – und selbst dafür …”
    „Pscht”, macht Marco in mein Ohr. „Du darfst nicht solche dummen Gedanken haben, okay?”
    Ich spüre, wie mein Körper sich anspannt. Dumme Gedanken ? Was ich gerade fühle, das kann er doch nicht einfach als dumme Gedanken abtun!
    „Du bist mehr wert, als du glaubst”, flüstert Marco weiter. „Und wenn andere Leute Angst haben, muss das nicht unbedingt was mit dir zu tun haben.”
    Jetzt bin ich irritiert. Mir steckt noch die Aufregung von gerade in den Knochen, sodass es ein bisschen länger dauert, bis ich Marcos Worte verarbeite.
    „Was …?”, fange ich an, aber er unterbricht mich sofort wieder.
    „Ich glaube, du weißt gar nicht, was ich von dir lernen kann”, flüstert er in mein Ohr. „Jeder andere wäre heute davongerannt und hätte jeden weiteren Kontakt vermieden. Aber du bist geblieben. Und du hast recht, dass ich meinem Vater endlich die Stirn bieten muss.”
    Ich löse mich von Marco und schaue ihm überrascht in die Augen. „Reden wir noch von mir?”
    „Aber ja!”, sagt Marco sofort. „Du bist der Grund, weshalb ich diesen längst überfälligen Schritt endlich machen will!”
    Ich schlucke, sage aber nichts. Das kann so viel bedeuten, muss aber am Ende doch nicht wirklich darauf hinauslaufen, dass Marco und ich noch zusammenfinden …
    Marco sieht meinen Zweifel wohl, denn er lächelt plötzlich. „Damit du mich verstehst: Ich will dich nicht nur für Sex!”
    „Ich … Aber …”
    „Es tut mir leid, wenn ich vorhin die Situation ausgenutzt habe, ich wollte schon immer mal mit zwei netten Jungs in die Kiste.” Jetzt grinst er breit. „Aber das hatte nichts mit dir zu tun. Du bist einfach unglaublich.”
    Jetzt nimmt er mich wieder in den Arm und ich lasse mich küssen. Unglaublich ? Ja, und was ist, wenn ich allein nicht mehr unglaublich genug bin?
    „Hey!”, sage ich energisch und mache mich wieder von ihm frei. „Wenn du wirklich eine Beziehung mit mir willst, dann bekommst du mich allein, verstanden? Keine netten Jungs dazu, keine geilen Affären nebenher!”
    Marco sieht mich mit gerunzelter Stirn an. „Du bist wirklich eifersüchtig!”, sagt er trocken.
    „Ja, darauf kannst du dich verlassen!”
    „Als du unter der Dusche warst, habe ich meine Mutter angerufen und mich für heute Abend zum Essen angekündigt. Ich werde mit meinen Eltern sprechen. Würdest du mitkommen?”
    Die Frage reißt mich ganz aus meiner Aufregung heraus. „Zu deinen – Eltern?”, frage ich ungläubig. Nein-nein-nein! Vater Kehlmann hat mich heute schon nackt gesehen, da kann ich unmöglich mit ihm an einem Tisch sitzen.
    „Ich kann dir versprechen, dass es nicht besonders gemütlich wird”, sagt Marco.
    „Sag mal, verstehst du was von Werbung?”, frage ich spitz zurück.
    „Ich halte es für gesünder, wenn ich dir keine Märchen erzähle und du weißt, worauf du dich einlässt. Wenn du eine Beziehung mit mir willst, bekommst du nicht nur Sex, sondern das ganze Drama drum herum gratis dazu.”
    Ich zögere. Wenn ich jetzt ablehne, ist es, als würde ich beim ersten Problem gleich davonlaufen. Also habe ich keine andere Wahl. Aber der Abend wird garantiert einer der schrecklichsten Momente meines Lebens! Vom Vater des Liebhabers beim Sex überrascht werden und danach mit ihm gemeinsam an der Tafel sitzen und Etikette bewahren. Das ist
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