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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder
Autoren: Andreas Föhr
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es die ganze Nacht draufgeschneit. Deswegen hat man am Anfang auch nichts gesehen von dem Loch. Dann gibt es noch dieses Holzkreuz, das etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt im Wald gestanden ist.« Er hielt ein Foto hoch. »Auf dem Kreuz steht unter anderem: Pia Eltwanger. Ermordet am 14 . Januar 2007 . Also gestern. Es ist nicht zu vermuten, dass der Mörder uns damit in die Irre führen will. Wenn er das gewollt hätte, hätte er gar nichts gemacht. Dann wäre die Leiche vielleicht erst im Frühjahr aufgetaucht, und wir hätten so gut wie nichts über den Todeszeitpunkt sagen können. Also noch mal: Der Mord wurde höchstwahrscheinlich gestern begangen. Dafür spricht auch was anderes: Es gibt keine Vermisstenanzeige. Dass das Mädchen schon länger verschwunden war, ist also kaum vorstellbar. Was es jetzt mit diesem Holzkreuz noch auf sich hat, kann uns der Lutz erzählen.«
    Lutz sah bedächtig in seine Akten, dann stellte er sich kurz den auswärtigen Kollegen vor und begann in einer leicht unbeholfen und verwirrt wirkenden Art zu referieren, wobei er ein großes Farbfoto des Kreuzes in die Luft hielt und es dann herumgehen ließ.
    »Des is des Kreuz, also a Marterl praktisch, wo sich am Tatort, das heißt Tatort wiss’ ma ja net, aber praktisch am Fundort der Leiche, äh, aufgefunden wurde. Ich lass des jetzt amal rumgehen. So – wo hammas denn …«, er kramte in seinen Papieren, fand endlich das Blatt, das er suchte, und studierte es dann, als bekomme er es zum ersten Mal zu Gesicht. Es kam schon Ungeduld auf, als Lutz endlich mit seinem Vortrag fortfuhr. »Äh, genau«, sagte er und tippte dabei auf das Papier. »Des Holz von dem Kreuz is Fichte. A schlichte Ausführung, könnt ma sagen. Trotzdem keine Massenware. Des hat, vermuten mir jetzt amal, a Schreiner g’macht. Deswegen hamma vielleicht a Chance, dass mir rauskriegen, wo des genau her is, und wenn ma Glück ham – ich glaub’s ja net –, aber wie g’sagt, vielleicht kommt ma ja doch auf’n Käufer. Äh, Fingerabdrücke waren jetzt keine drauf, also am Kreuz selber. Auch net auf der Kerze, und auf dem Windschutz war auch nix. Des war wirklich, wie wenn mei Schwiegermutter des putzt hätt.«
    Höfliches Gelächter. Lutz freute sich, dass ihm ein Scherz gelungen war.
    »Nur auf dem Foto, da war a einzelner Fingerabdruck. A Daumenabdruck. Inzwischen wiss’ ma auch, dass der vom Opfer stammt. Und, äh, mir vermuten auch, weil hinten, da war jetzt nix drauf, also kein Abdruck von am anderen Finger. Deswegen glauben mir nicht, dass das Opfer quasi des Foto in die Hand genommen hat.«
    »Is eh unwahrscheinlich, dass die a Foto von sich als Leich in die Hand nimmt. Des kann ich dir auch so sagen.«
    Das anschließende Gelächter brachte Lutz etwas aus dem Konzept. Mike gluckste und schaute mit blitzenden Augen in die heitere Runde. Wallner sah Mike genervt an. Er hatte ihn schon mehrfach gebeten, Lutz nicht bloßzustellen. Aber Mike hätte sich eher den kleinen Finger abgehackt, als die Steilvorlage von eben nicht zu verwerten.
    »Ja logisch«, nahm Lutz verlegen lächelnd den Faden wieder auf. »So g’sehen. Des is natürlich auch richtig. Jedenfalls – und des is jetzt des Interessante – hat der Täter selber den Fingerabdruck da draufgemacht auf das Foto. Also natürlich net in dem Sinn, dass er selber, also net seinen Fingerabdruck … er hat halt den Daumen von dem Opfer genommen und den praktisch auf das Foto druckt. Ich hoff, ich hab mich da …« Er blickte unsicher in die Runde. Mike klopfte ihm auf die Schulter.
    »Ich glaub, jetzt hat’s jeder kapiert. Was ich net versteh, is: Wieso hat er’s g’macht?«
    »Na ja, eine Erklärung wäre …«, Wallner unterbrach sich selbst. »Danke, Lutz. Ich denk, das war’s auch so im Groben.« Lutz gab durch eine Geste sein Einverständnis, dass Wallner wieder das Wort ergriff. Dann wandte sich Wallner Mike zu. »Ich vermute Folgendes: Der Täter konnte ja nicht damit rechnen, dass der Kollege Kreuthner schon am nächsten Morgen die Leiche entdeckt.«
    »He, Kreuthner, wie hast’n des g’schafft mit dem Rausch im G’sicht?!« Der Zwischenrufer war Polizeimeister Sennleitner, einer der Männer, mit denen Kreuthner vor der Entdeckung der Leiche im Mautner gezecht hatte.
    »Ich geh mal davon aus, dass der Kollege Kreuthner nüchtern war, sonst hätte er ja nicht mehr mit dem Auto zum Spitzingsee fahren können«, sagte Wallner. »So. Spaß beiseite. Meine Hypothese: Der Täter hat das
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