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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder
Autoren: Andreas Föhr
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Wallner fragte sich, wann ein Mann wie Eltwanger seine Arbeit als Vorstandsmitglied einer großen Münchner Versicherung wieder aufnehmen würde. Morgen wohl noch nicht. Das mochten einem Mitarbeiter und Kollegen als herzlos auslegen. Eine ganze Woche auszusetzen war vermutlich zu viel. Da könnte die für den freien Markt erforderliche Härte angezweifelt werden. Wallner entschied, dass sich Eltwanger drei Tage geben würde. Am Donnerstag würde er wieder im Büro sein. Vielleicht nur kurz, um die dringendsten Dinge zu erledigen. Aber er würde hingehen.
    Britta Eltwanger war etwa im Alter ihres Mannes. Den Recherchen der Kollegen zufolge arbeitete sie für Filmfonds, die deutsche Gelder in Hollywood investierten. Frau Eltwangers Job war es, möglichst viele ihrer Bekannten, die allesamt den Spitzensteuersatz bezahlten, dazu zu überreden, in die Fonds zu investieren. Das Geschäft war Frau Eltwanger erst kürzlich durch den Gesetzgeber verdorben worden. Aber Wallner war sicher, die Steuerexperten würden Ersatz finden. Frau Eltwanger war wie ihr Mann um Fassung bemüht. Man konnte sehen, dass sie geweint hatte.
    Wallner bekundete sein Mitgefühl, wenngleich ihm klar war, dass das nichts besser machte.
    »Wann haben Sie Ihre Tochter das letzte Mal gesehen?«
    »Letzten Donnerstag«, sagte Herr Eltwanger. »Ich musste geschäftlich nach Mailand und bin erst heute früh wieder in München gelandet.« Herr Eltwanger sah auffordernd zu seiner Frau.
    »Freitagmittag. Ich hatte nachmittags einen Termin.«
    Wallner war leicht irritiert. »Heißt das, Sie haben Ihre Tochter seit drei Tagen nicht mehr gesehen?«
    »Sie wollte übers Wochenende zum Skifahren. Mit einer Freundin.«
    »Wie heißt diese Freundin?«
    Herr Eltwanger blickte wieder zu seiner Frau. Die schien angestrengt nachzudenken.
    »Ich kann mich jetzt gerade nicht erinnern«, sagte sie. Ihr Mann schaltete sich ein. »Soweit ich das mitbekommen habe, hatte sie nur diese eine Freundin. Pia war wohl … na ja, nicht sehr kontaktfreudig. Der Name der Freundin lässt sich bestimmt leicht ermitteln.«
    Mike konnte seine Fassungslosigkeit nicht verbergen.
    »Ihre Tochter hat nur eine Freundin. Und Sie wissen den Namen nicht?«
    »Entschuldigung – wollen Sie mit der Frage irgendetwas andeuten?« Herr Eltwanger klang mit einem Mal gereizt. Wallner musste die Gemüter besänftigen. Sonst würde diese Vernehmung den Bach runtergehen.
    »Das kann ja mal vorkommen, dass man den Namen nicht gleich parat hat«, sagte er mit Blick zu Mike, der den Kopf schüttelte und ein wenig beleidigt aus dem Fenster sah. »Also, Pia ist am Freitag zum Skifahren aufgebrochen. Haben Sie sie irgendwo hingefahren?«
    »Nein«, sagte Frau Eltwanger. »Die Mutter ihrer Freundin wollte sie abholen. Ich war zu der Zeit noch bei meinem Termin.«
    »Haben Sie am Wochenende mit Pia telefoniert?«
    Die Eltwangers schüttelten den Kopf.
    »Okay. Aber sie hatte heute wieder Schule. Da hätte sie doch gestern Abend zurück sein müssen.«
    Frau Eltwanger war den Tränen nahe. »Ich … ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie lange sie wegbleiben wollte. Ich hatte es in der Hektik vergessen.«
    Jetzt sah Herr Eltwanger seine Frau fassungslos an. »Du hattest es vergessen?!«
    »Rede du nicht in diesem Ton mit mir«, brach es aus Frau Eltwanger heraus. »Dir wär das doch in vier Wochen nicht aufgefallen, dass sie weg ist!« Sie fing an zu weinen. Er versuchte, ihre Hand zu nehmen; sie zog sie zurück.
    »Ich hab das nicht so gemeint. Britta …«
    Aber Britta Eltwanger konnte nicht aufhören zu weinen. Es brach alles auf einmal aus ihr heraus, und sie verließ schluchzend und zuckend den Raum. Eltwanger machte keine Anstalten, seiner Frau nachzugehen.
    »Es ist, glaube ich, besser, wenn sie erst mal für sich alleine ist. Kann ich Ihnen noch irgendwie weiterhelfen?«
    Wallner bezweifelte das. Die Putzfrau der Eltwangers wusste wahrscheinlich mehr über das Mädchen als die Eltern.
    »Also, der Freundeskreis Ihrer Tochter war relativ klein.«
    »Soweit ich das mitbekommen habe. Ich bin wie gesagt viel unterwegs.«
    »Wann haben Sie mit Ihrer Tochter das letzte Mal länger gesprochen?«
    Schweigen. Eltwanger versuchte, sich zu erinnern. Wallner sah, dass es sinnlos war.
    »Oder wir machen Folgendes: Stellen Sie uns doch bitte bis morgen eine Liste der Freunde Ihrer Tochter zusammen, soweit Sie sie ermitteln können. Sowie eine Liste aller männlichen Personen über dreißig, mit denen Ihre Tochter
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