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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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u es nicht, Mensch. Es wäre dein und mein Verderben.«
    Shahila runzelte die Stirn. Dieses seltsame Wesen erdreistete sich, sie zu stören. Sie gab dem kleinen Mann einen Tritt, der ihn einige Schritte davonfliegen ließ, und dann klaubte sie mit bloßen Fingern Kerne und Fruchtfleisch aus dem Granatapfel und steckte sie sich in den Mund, genau wie früher, als sie ein Kind gewesen war. Nur dass ihre Mutter da die Früchte für sie aufgeschnitten hatte.
    Ah, dieser Geschmack! Er war noch süßer und intensiver, als sie ihn in Erinnerung hatte. Eine Welle von wilden, überwältigenden Gefühlen durchströmte sie. Sie fühlte sich stark und leicht, unglaublich leicht, begann zu schweben, höher, immer höher. Sie flog. Durch die Felsen, die sie nicht aufhalten konnten, weiter hinauf, über die Berge, wie ein Adler. Sie hätte bersten können vor Kraft. In ihr rasten die Gefühle. Da war Leichtigkeit, Sicherheit, Überlegenheit, und dann gebündelt zu einem einzigen Wort: Macht!
    Unter ihr lag plötzlich Atgath, Häuser brannten, und Menschen, klein wie Ameisen, wimmelten durch die Gassen. Wie leicht sie sie zerquetschen könnte! Es ging weiter hinauf. Da auf dem Berg, die Damater, die sie verraten hatten, sie marschierten Richtung Heimat. Sie hätte sie mit einer einzigen Geste in die Tiefe schleudern können. Und dort, Felisan, winzig klein, aber sie erkannte alles, die niedergebrannten Gebäude, die gesunkenen Schiffe. Ganz Haretien lag unter ihr, war ihr ausgeliefert, mit seinen abgeernteten Kornfeldern, über die fremde Heere hinwegtrampelten. Da, das ganze Goldene Meer, Flotten und Seeschlachten, und sie wusste, dass sie nur die Hand ausstrecken musste, und sie würde Heere hinwegfegen und Flotten vernichten. War das ein Traum? Nein, die Macht, die in ihr wuchs, sie war echt.
    Sie würde ihr Banner aufpflanzen, sie konnte es vor sich sehen, mächtige Männer würden ihr folgen, Völker sich ihrem Willen unterwerfen. Ihre Feinde, ihr Vater, er würde schwach und unbedeutend sein, ein Insekt, das sie zertreten würde. Sie lächelte verächtlich über die armseligen Kreaturen, die sich dort unten, weit unterhalb ihrer machtvollen Erhabenheit, durch den Dreck der Erde wühlten. Macht– grenzenlose Macht erfüllte sie. Doch plötzlich war da noch jemand, ein Störenfried, der wütend unverständliche Worte ausstieß, mit einer eisernen Faust ihre Hand packte– und dann veränderte sich alles.
    ***
    Heiram Grams stand am Ufer und starrte hinüber zu der Insel. Die junge Frau, die er nicht zu fassen bekommen hatte, war verschwunden. Eben noch hatte sie den Arm ausgestreckt, als wolle sie etwas von einem Baume pflücken, dann war Amuric aufgetaucht, hatte wohl irgendwie versucht, ihr Einhalt zu gebieten, aber nun waren beide fort. »W as ist gerade geschehen?«, fragte er.
    »A muric. Er versucht, sie aufzuhalten.«
    »A ber sie sind fort.«
    »S ie hat die Magie berührt. Das gibt ihr viel Macht. Aber er musste es versuchen.«
    »A ber was geschieht denn nun?«
    Der Mahr hob in einer hilflosen Geste die Schultern. Er wirkte besorgt. »D as weiß ich nicht. Amuric hat auch von der Alten Magie genommen. Sie können überall sein.«
    »E s tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte.«
    »E s ist nicht deine Schuld. Das Amulett hat sie beschützt. Sogar hier.«
    Der Eimer mit der Tünche stand immer noch vor dem Hof, dort drüben, auf der Insel. Grams war nie damit fertig geworden. Plötzlich verspürte er Sehnsucht nach seinem Hof, seiner Tochter, seinen Söhnen.
    »K annst du mich zurückbringen, Helmeric?«
    »Z urück?«
    »N ach Atgath. Wir sind hier doch fertig, oder?«
    »J a.«
    »D ann lass uns gehen.«
    »D u willst wirklich zurück?«, fragte der Mahr.
    »W arum denn nicht?«
    Der Mahr sah ihn aus seinen tiefen Augen sehr skeptisch an. »D ort oben herrscht immer noch Krieg.«
    ***
    Faran Ured betrat den Marktplatz. Er bot immer noch einen Anblick des Grauens, auch in anderen Gassen war er über verkohlte Leichen gestolpert. Er ging langsam, denn ihm war bewusst, dass er sich dem alles entscheidenden Augenblick näherte. Er setzte alles auf eine Karte. Wenn es gelang, würde der Padischah sterben, und seine Söhne, die dem Gesetz der Skorpione folgten, würden sich vermutlich belauern, um sich bei erster Gelegenheit gegenseitig an die Kehle zu gehen. Wenn er schnell war, entkam, und wenn es ihm auch noch gelang, die Mittler zu töten, dann bestand eine winzige Chance, dass er seine Familie rettete. Aber
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