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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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aufzuwiegen. Aber ich tadle deinen Bruder Weszen nicht. Es war seine Entscheidung, und er hat mir eine Festung erobert und uns Blut sowie Gold dabei gespart. Es ist ein großer Erfolg, mein Junge.«
    »H ast du schon alle Männer über die Klinge springen lassen, geschätzter Bruder?«, fragte Algahil.
    »S iehst du es nicht?«, erwiderte Weszen und deutete mit einer lässigen Geste zurück zu der Festung und den aufgespießten Köpfen, über die der Wind den Schnee in beißenden Schauern wehte.
    »I ch hoffe, dir gehen die Lanzen nicht aus«, meinte Algahil spottend.
    »E s sind ihre eigenen«, gab Weszen zurück. »I ch habe zweihundert Mann als Besatzung zurückgelassen. Ich hoffe, du bist damit einverstanden, Vater?«
    Der nickte, klopfte seinem Jüngsten auf die Schulter und streckte sich. »A h, diese Luft, diese Berge! Bemerkst du es? Diese Kälte klärt den Geist, und dabei hat der Winter noch nicht einmal begonnen. Solche Berge findest du in ganz Oramar nicht, Alamaq. Und bald gehören sie uns, wie das ganze Haretien. Und jetzt gebt das Signal. Wir ziehen weiter. Ich bin sicher, deine Schwester Shahila kann es kaum erwarten, uns wiederzusehen.«
    Prinz Weszen stieß zweimal in sein Kriegshorn. Das große Tor der Festung öffnete sich, und ein Strom von Männern quoll hervor. Der Padischah bestieg sein Pferd. »V orwärts, meine Söhne. Wir marschieren nach Atgath.«

Erster Tag
    Jamade kletterte über die weißen Kreidefelsen, die im ewigen Zwielicht über Bariri aufragten. Sie zitterte vor Erregung, weil sie ihren Auftrag nun endlich erfüllt hatte und diese verfluchte Ebene der Toten mit ihren Gefahren beinahe hinter ihr lag. Sie hatte das Wort! Das Wort, das im fernen Atgath eine geheime Kammer öffnen würde. Es steckte in ihrem Kopf. Aussprechen konnte sie es nicht, nicht einmal ansatzweise, aber es war da, sie konnte es spüren. Und Sahif, der es vorher in sich getragen hatte, war ohne Zweifel inzwischen tot.
    Jetzt musste sie nur noch irgendwie von dieser Insel herunterkommen und so schnell wie möglich nach Atgath gelangen. Deshalb hatte sie den Weg zur Festung der Schatten eingeschlagen. Es hatten immer einige Boote in einer versteckten Grotte unter der Festung gelegen. Die Schatten hatten die Insel zwar verlassen, aber Jamade setzte darauf, dass sie vielleicht ein Boot zurückgelassen hatten– schließlich war Meister Iwar auch noch da, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich von der Gunst und den Schiffen der neuen Inselbewohner abhängig gemacht hatte.
    Sie hetzte über die schroffen weißen Grate, und sie fühlte sich gut, beinahe glücklich, dabei gab es eigentlich keinen Grund zur Euphorie, das wusste sie, denn es lag noch ein weiter und gefährlicher Weg vor ihr: Sie musste das Meer überqueren, und der Plan mit dem Boot hatte den Haken, dass sie sich mit Booten nicht besonders gut auskannte. Vielleicht hatte sie Glück und stieß auf einer der nächsten Inseln auf ein Fischerdorf, von wo aus sie jemand nach Malgant bringen könnte. Dort musste sie dann ein Schiff finden, das auf schnellstem Weg nach Felisan fuhr. Es musste sehr schnell gehen, denn das Heer des Seebundes, das dort gelandet war, als sie mit der Sperber in See gestochen waren, war vielleicht schon nach Atgath marschiert. Sie hatte bislang kaum darüber nachgedacht, weil sie genug andere Probleme gehabt hatte, aber jetzt beunruhigte sie der Gedanke. Heere waren für gewöhnlich träge und wälzten sich nur langsam übers Land, aber was, wenn ausgerechnet dieses schnell zuschlug? Was, wenn der Seebund Atgath schon eingenommen hatte? War all die Mühe am Ende vielleicht vergebens? Waren Shahila, die Auftraggeberin, und Almisan, der Schattenmeister, vielleicht schon tot, wenn sie Atgath erreichte? Was dann?
    Dann nutzt du diesen Schlüssel eben selbst, flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Ein verlockender Gedanke. Jamade hatte keine Ahnung, welche Geheimnisse die verborgene Kammer barg, aber sie mussten groß und mächtig sein, wenn man den Aufwand bedachte, den die Baronin betrieb, um hineinzugelangen. War nicht sogar der Marghul hellhörig geworden, als er erfahren hatte, worum es ging? Natürlich könnte sie das Wort auch dann selbst benutzen, wenn Shahila und Almisan noch nicht tot waren…
    Jamade rannte schneller, als könne sie den Gedanken auf diese Art hinter sich lassen. Sie war ein Schatten, keine ehrlose Diebin, die ihre Auftraggeber hinterging. Außerdem: Sie trug zwar den Schlüssel in sich, aber sie
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